Bauchtanz in Tschechien
Die im Bauchtanz aufgeführten Figuren stellen nicht nur die für den Tanz so wichtige weibliche Koketterie dar, sondern mit ihren sollen unterschiedliche Aussagen getroffen werden. Beispielsweise wird durch ein schnelles Zittern der Tänzerinnen ein Erdbeben nachgeahmt. Mit einem Herumschlagen der Hüfte soll ein Blitzschlag nachempfunden werden War der Bauchtanz bis Mitte der 90er Jahre in Tschechien fast völlig unbekannt gewesen, eher ein Bestandteil eines Märchens als Realität, so wird er seit ungefähr drei Jahren durch die Eröffnung einer Reihe von orientalischen Tanzstudios in Prag und anderen tschechischen Städten publik. Mehr dazu im folgenden Beitrag von Marion Riese.
So ist der Bauchtanz spätestens seit den großen Tanzshows der gebürtigen Brünnerin Mila el Kral in den Jahren 1999 und 2000 ein Begriff in Prag. In einem Interview sagte uns Frau Kral, Leiterin der Orientalischen-Tanz-Akademie in Prag, eine der bekanntesten und renommiertesten Ausbildungsstätten für orientalischen Tanz in der Tschechischen Republik und der 1. ostdeutschen Tanzschule in Leipzig, Bauchtanz bedeutet nicht nur mit dem "Hintern wackeln". Sie beschreibt diesen Tanz dagegen so:
"Bauchtanz ist für mich eine traumhaft schöne Kunst, wenn Sie richtig gemacht wird und dann ist es eine Therapie."
Der Bauchtanz, welcher sich durch die Beherrschung der einzelnen Körperpartien auszeichnet, ist ca. 5000 Jahre alt und hat seine Ursprünge in Zentralafrika, wo er ursprünglich ein ritueller Tanz für die Geburt gewesen ist. Die Gebärende zog sich mit anderen Frauen in das Geburtszelt zurück. Dort tanzte sie, bis das Baby sozusagen herausgetanzt war.
Bemerkenswert ist, dass der Bauchtanz, wie wir ihn heute kennen, ursprünglich nicht so getanzt wurde. Vor allem aber ist der Name falsch. Für die eigentliche Bezeichnung Raks sharke, das übersetzt Tanz des Ostens bedeutet, ist von europäischen Touristen im 19. Jahrhundert der Begriff "belly dance" eingeführt worden. Vor 16 Jahren hat sich die ausgebildete Heilpraktikerin und Physiotherapeutin Mila el Kral nun dem orientalischen Tanz verschrieben. Wie es dazu kam, erzählt sie uns selber:
"Für mich ist der Bauchtanz sehr wichtig, weil er mir gesundheitlich geholfen hat. Ich hatte einen schweren Autounfall gehabt. Ich war drei Monate im Rollstuhl, sieben Monate lang in Krankenhäusern und hatte ein Jahr Krücken. Und da hat mir der Bauchtanz praktisch auf die Beine geholfen."
Die Gründe für das Erlernen des Bauchtanzes bzw. dessen Auswirkungen sind bei tschechischen und deutschen Frauen übereinstimmend, behauptet Frau Kral. Neben dem Interesse am orientalischen Tanz leiden viele Frauen unter Depressionen, Klimax- und Menstruationsbeschwerden, welche sich im Laufe der Zeit mit Hilfe des Tanzes verbessern bzw. gänzlich verschwinden. Aber auch das Kennenlernen des Körpers durch den Tanz ist unheimlich positiv für das Selbstvertrauen der Frauen. Am Ende unseres Interviews verriet uns Frau Kral, dass es dennoch einen Unterschied gibt:
"Ich würde sagen, dass die tschechischen Frauen temperamentvoller sind."