Baukasten „Merkur“ aus den Goldenen Zwanzigern immer noch ein Hit

Wenn man in Tschechien das Wort „Merkur“ sagt, fällt vielen nicht zuerst der gleichnamige Planet ein, sondern eher ein beliebter Metall-Baukasten. Denn mit dem „Merkur“ sind Generationen von Tschechen spielend groß geworden. Eine Huldigung an das technische Spielzeug soll daher eine Ausstellung sein, die vor kurzem im Prager Stadtmuseum eröffnet wurde.

Modell der Prager Eisenbahnbrücke
Der Ausstellungssaal erinnert eher an eine Spielwiese für Jung und Alt. Vor allem die technisch Begabten wissen das Modell der Prager Eisenbahnbrücke zu schätzen, das den Saal durchkreuzt. Der Mann, der das 150 Kilo schwere Modell aus gelöcherten Metallstücken mit 36.000 Schrauben zusammen montiert hat, heißt Jiří Mládek. Der 63jährige hat die Prager Ausstellung als ein passionierter Fan und Sammler von „Merkur“-Spielzeug-Bauteilen initiiert.

Jiří Mládek  (Foto: ČTK)
„Ich bin Techniker - mein ganzes Leben lang. Mein Onkel erzählte, als er mir als einem vierjährigen Jungen einige Teile des technischen Spiels ´Trix´ schenkte, war ich begeistert und habe sie sofort zusammen montiert. In der Schule entdeckte ich später das Wunder Namens ´Merkur´. Ich träumte von meiner Kindheit an davon, dass ich mal eine große Sammlung von Merkur-Teilen haben und etwas Großes bauen werde.“

Die erste Version von „Merkur“ mit lackierten Metallstücken, Schrauben und Muttern stammt aus dem Jahr 1925. Erfinder des Spielzeugs war Jaroslav Vancl, der es in seiner Fabrik herstellte; seit 1930 in vier Größen. Vancls Spielzeugproduktion habe auch den Zweiten Weltkrieg überlebt, sagt Jiří Mládek:

„Jaroslav Vancl war in seiner Zeit ein Genie, das es verdienen würde, im Nationalmuseum neben Josef Ressel, Viktor Kaplan und anderen Erfindern erwähnt zu werden. Das, was er für die Kinder gemacht hat, ist vergleichbar mit dem, was die Erfinder für die Erwachsenen gemacht haben.“

Nach dem Putsch von 1948 wurde Vancls Fabrik verstaatlicht. Merkur-Baukästen überlebten jedoch auch 40 Jahre Kommunismus. In den 90er Jahren kaufte die tschechische Firma Cross das Unternehmen. Sie produziert Merkur bis heute. 2006 wurde im ostböhmischen Police nad Metují ein Merkur-Museum eingerichtet. Jiří Mládek stellt dort beispielsweise sein Modell der Stahlstadt von Jules Verne aus. Für den Techniker, der in seiner Sammlung auch zahlreiches technisches Spielzeug aus dem Ausland angehäuft hat, bleibt „Merkur“ jedoch eindeutig die Nummer eins.

„Ich meine, dass auf ´Merkur´ noch bessere Zeiten warten. Die Fabrik ´Merkur´ stellt zurzeit spezielle Baukästen für japanische Schulen her. Die Kinder sollen daran lernen, wie zum Beispiel ein Getriebe gebaut wird.“

Die kleinen Metallbaustücke mit den Schrauben und Muttern werde es immer geben, meint Jiří Mládek mit leuchtenden Augen.

Die Ausstellung über die Geschichte von ´Merkur´ ist im Prager Stadtmuseum bis zum 28. Februar dieses Jahres zu sehen.