Beachvolleyball: Duo Hermannová / Sluková Nausch bejubelt Top-Saison

Markéta Sluková Nausch und Barbora Hermannová (Foto: ČTK / Michal Kamaryt)

Beachvolleyball ist ein Publikumsmagnet. Auch in Tschechien wird die noch junge Sportart viel beachtet. Das ist nicht zuletzt das Verdienst zweier Frauen, die sich mittlerweile in der Weltelite etabliert haben: Barbora Hermannová und Markéta Sluková Nausch. Die bisher beste Saison des Duos aber hat noch einen dritten Namen – den seines österreichischen Trainers Simon Nausch.

Kristýna Kolocová und Markéta Sluková  (Foto: Petr Kadeřábek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Vor vier Jahren hatte Tschechien schon einmal ein Aufsehen erregendes Damenpaar im Beachvolleyball: Kristýna Kolocová und Markéta Sluková. Beide damals 26-jährigen Frauen spielten ebenfalls eine überragende Saison und wähnten sich nach zwei Turniersiegen auf der World Tour sowie je einem dritten und vierten Platz bereits im siebten Himmel. Ein knappes Jahr später aber kam es zum Bruch. Die gut vermarktete Kombi Kiki & Maki löste sich im Juli 2015 auf. Vieles wurde seinerzeit in die Trennung des Traumpaares hineininterpretiert. Doch heute – mit dem Abstand von vier Jahren – sagt Trainer Nausch:

„Die Wahrheit war, so emotional das auch in Tschechien behandelt wurde, eine rein sportliche Entscheidung. Denn es ging nicht mehr vorwärts, und so wurde durchgerechnet: Was kann man noch retten? Wie kann man was machen? Ich bin damals mit Maki nicht nur zusammengeblieben, weil sie meine Frau ist. Sondern auch deshalb, weil sie die Spielerin war, die seinerzeit für sich klar erkannt hat: Dieses und jenes muss ich ändern, das und dieses will ich machen, denn so wie bisher geht es nicht weiter. Ich hätte auch Kristýna gern weitergeholfen, doch es ging einfach nicht, es waren zu viele Emotionen im Spiel. Im Zeitalter von Social Media, Facebook und Presse kommt vieles sehr schnell ins Rollen. So ist es schade für beide, wie die Trennung letztlich verlaufen ist. Ich glaube aber, dass sie sich wieder annähern werden, irgendwann einmal.“

Markéta Sluková Nausch und Barbora Hermannová  (Foto: ČTK / Michal Kamaryt)
Versöhnliche Worte also vom 40-jährigen Wiener, der mit seiner damaligen Verlobten Markéta Sluková inzwischen verheiratet ist. Und neben dem Familienstand hat sich auch in seiner Trainertätigkeit einiges geändert. Denn nur einen Monat nach dem Zerfall der Marke Kiki & Maki fand er in Barbora Hermannová bereits die neue Spielpartnerin für seine Ehefrau. Dies sei keine zufällige Wahl gewesen, bekräftigt Nausch:

„Barbora war ein Rohdiamant, den man folglich noch schleifen musste. Denn sie hat eigentlich bis zu ihrem 26. Lebensjahr gar nicht gewusst, was ein Spitzenspieler ist, was alles dazugehört, um international top zu sein. Sie hat bis dahin nur von ihrem Talent gelebt, das professionelle Umfeld hat aber gefehlt. In den ersten anderthalb Jahren war es schwer, ihr dies alles beizubringen, damit sie nicht die typische Widerstandshaltung einnimmt nach der Devise: ‚Oh, es war also alles falsch, was ich bisher gemacht habe.‘ Infolgedessen gab es einige interne Kämpfe, aber sie hat mich nach und nach verstanden. Zudem habe ich sie schon als junge Spielerin 2011 mit ihrer damaligen Partnerin auf die World Tour geführt, von daher war ein gewisses Vertrauen da. So wusste Barbora von Anfang auch, dass ich stets zu ihr halte und voll auf sie setze. Das hat sehr geholfen.“

Markéta Sluková Nausch: „Ich schätze es hoch ein, wie wir all die Höhen und Tiefen in unseren Spielen gemeistert haben. Wir haben manch schwierige Situation durchgestanden und es zudem geschafft, uns auf die Saisonhöhepunkte bei den Turnieren gut vorzubereiten.“

Und zwar so gut, dass die Vorstellungen von Trainer Nausch über die zunehmende Spielstärke seiner Schützlinge vollends aufgegangen sind. Nach seinem Vier-Jahres-Plan sollte nämlich 2018 das Jahr sein, in dem man die ersten Früchte der harten Arbeit ernten würde. Laut Nausch hat die auslaufende Saison aber die Erwartungen noch übertroffen:

„Diese Saison ist höher einzuschätzen als die von 2014. Denn neben zweimal Gold auf der World Tour haben wir noch Silber beim Tour-Finale in Hamburg sowie eine Bronzemedaille bei der Europameisterschaft gewonnen. Zudem landeten wir bei allen Turnieren stets in den Top Five, mit einer Ausnahme. Doch das Turnier in Huntington Beach, wo wir nur den 13. Platz belegt haben, wurde in einem anderen Format ausgespielt und gehörte auch nicht zur Tour. Dieses Jahr ist also für Markéta partnerschaftsübergreifend ihre beste Saison. Und auch ich stufe sie sportlich gesehen noch höher ein als die Saison 2014. Denn vor vier Jahren hatten Kiki und Maki eigentlich nur ein Acht-Wochen-Hoch, in dem sie alle ihre Erfolge erzielt haben. Diese Saison aber haben wir konstant gut gespielt und sind hinten heraus immer stärker geworden.“

Barbora Hermannová und Markéta Sluková Nausch  (Foto: Petr Kadeřábek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Die Einschätzung ihres Mannes bestätigte auch Markéta Sluková Nausch auf der zuvor gegebenen Pressekonferenz:

„Diese Saison war für mich gewiss die beste meiner bisherigen Karriere. Und das nicht nur, was die gewonnenen Medaillen anbelangt, sondern auch in dem, was wir auf dem Spielfeld gezeigt haben.“

Und darauf ergänzte die 30-Jährige, was ihr am Zusammenspiel mit Hermannová in diesem Jahr besonders imponiert hat:

„Ich schätze es hoch ein, wie wir all die Höhen und Tiefen in unseren Spielen letztlich gemeistert haben. Wir haben manch schwierige Situation durchgestanden und es zudem geschafft, uns auf die Saisonhöhepunkte bei den Turnieren gut vorzubereiten. Nach unserem Sieg in Ostrau haben wir auf die EM als nächstes Highlight verwiesen sowie auf die beiden folgenden Turniere in Wien und Hamburg. Von allen drei Veranstaltungen haben wir eine Medaille mit nach Hause gebracht. Auf eine solche Ausbeute haben wir zwar gehofft, doch wie uns dies dann gelungen ist, das war das beste Szenario unseres bisherigen Zusammenspiels.“

Barbora Hermannová und Markéta Sluková Nausch  (rechts). Foto: Tschechisches Fernsehen
Barbora Hermannová, gut zwei Jahre jünger als Slukova Nausch, hat also auch einen beträchtlichen Anteil an der Leistungsexplosion des Duos. Nachdem sie sich in ersten zwei Jahren des Zusammenwirkens mit Maki oft hinter ihrer spielstarken Partnerin zu verstecken drohte, glaubt sie genau zu wissen, bei welchem Turnier des Jahres bei ihr der Knoten dann geplatzt ist:

„Ostrau ist meine Heimatstadt, daher waren beim dortigen Event auch viele Freunde und Bekannte von mir da. Das Heimturnier zu gewinnen, ist immer etwas ganz Spezielles. Und das nicht nur für uns. Wir haben dies besonders bei den Brasilianerinnen erlebt. Sie stehen vor heimischem Publikum unter großem Druck von Seiten ihres Verbandes, denn zu Hause müssen sie zeigen, dass sie wirklich die Besten sind. Von daher war Ostrau für mich ein Highlight in dieser Saison.“

Barbora Hermannová: „Das Heimturnier zu gewinnen, ist immer etwas ganz Spezielles. Und das nicht nur für uns. Von daher war Ostrau für mich ein Highlight in dieser Saison.“

Nach Ostrava / Ostrau aber schien die Erfolgswelle jedoch auf einmal abzuebben, weil sich Maki an der Schulter verletzt hatte. Doch dies stellte sich überraschenderweise nicht als Nachteil heraus, schmunzelt die Betroffene im Nachhinein über ihr Missgeschick:

„Für mich war es schon paradox, dass ich mir in Ostrau zwar eine Schulterverletzung zugezogen habe, wir bei den nachfolgenden Turnieren jedoch drei Medaillen abgesahnt haben. Für mich ist das wie ein Modell zum Handeln. Ich musste mir also etwas einfallen lassen, damit es am Ende auch so gut funktioniert.“

Markéta Sluková Nausch und Simon Nausch  (Foto: David Nekvinda,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Ihr Trainer und Gatte Simon Nausch hat für diese Erfolgsgeschichte eine plausible Erklärung:

„Die Schulterverletzung von Markéta war eigentlich ein Segen für uns. Denn Barbora konnte sich von da an nicht mehr darauf verlassen, dass Maki den Takt angibt. Sie musste jetzt mehr aus sich herausgehen und insgesamt aktiver werden. Das habe ich ihr auch so gesagt. Sie hat diese Aufgabe angenommen und perfekt umgesetzt. Ich hoffe, dass der letzte Feinschliff nun erfolgt ist.“

Wie Barbora Hermannová auf der Pressekonferenz in Prag erklärte, habe aber ebenso der Trainer großen Anteil an ihrer eigenen Weiterentwicklung und die des Teams. Denn gerade das harte Training im Winter habe Nausch dazu genutzt, um sie und Maki auch als Persönlichkeiten auf und neben dem Spielfeld voranzubringen. Der Österreicher sagt dazu:

„Ich bin ein Coach, der neben dem Sport auch auf andere Dinge achtet. Ich versorge meine Schützlinge beispielsweise mit sehr viel philosophischem Material. Sie haben Leselisten, und wir hören gemeinsam Hörbücher. Ich sehe das Spielfeld schließlich auch als ein Abbild des normalen Lebens an. Denn meine Spielerinnen stolpern dort über die gleichen Charakterschwächen, die sie sonst auch haben. Als Coach will ich ihnen nämlich zeigen: Wenn du dies und jenes erreichen willst, dann musst du auch einiges ändern. Mit diesen Dingen haben wir uns im vergangenen Winter ganz intensiv auseinandergesetzt. Und in diesem Winter wird es genauso sein. Wir bleiben auf dem Boden und analysieren: Was wollen wir eigentlich spielen? Was können wir noch besser machen?“

Simon Nausch: „„Die Schulterverletzung von Markéta war eigentlich ein Segen für uns. Denn Barbora konnte sich von da an nicht mehr darauf verlassen, dass Maki den Takt angibt. Sie musste jetzt mehr aus sich herausgehen und insgesamt aktiver werden.

Bei der Weiterentwicklung seiner beiden Spielerinnen zu echten Persönlichkeiten sieht Nausch besonders bei Hermannová noch großes Potenzial. Denn bei ihr würden sich bestimmte tschechische Eigenschaften zeigen, glaubt der Trainer:

„Die Tschechen sind, ähnlich wie die Österreicher, sehr fleißige, arbeitsame Menschen. Aber noch ein Stück mehr als die Österreicher rechnen sie immer mit dem Schlimmsten. Das trifft auch auf Barbora zu. Sie sagte sich immer: ´Was könnte im schlimmsten Fall passieren?´ Ich erziehe sie aber gerade in die andere Richtung, indem ich sage: ´Ok, du sagst, es könnte so und so schlecht kommen, dann könnte es aber auch so und so gut kommen. Und jetzt musst du halt wählen, worauf du dich konzentrierst´. Also Barbora lernt gerade inzwischen, sie kann den Unterschied machen.“

Die einzelne Spielerin Stück für Stück besser machen und das Zusammenspiel der Beiden zu noch mehr Konstanz führen – so lautet in etwa das Ziel von Trainer Nausch für die kommenden zwei Jahre. Dann soll der Weg des neuen tschechischen Traumpaares im Beachvolleyball nach Möglichkeit mit einer Medaille bei den Olympischen Spielen in Tokio gekrönt werden. Aber sonderlich unter Druck setzen wolle er seine beiden Schützlinge dabei nicht, schließt Simon Nausch:

„Wir wissen, wir können Turniere gewinnen. Wir wollen in die Position kommen, die großen Matche zu spielen. Dann zählen wir zusammen und schauen wo wir stehen. Ich sehe im Moment auch keinen Grund, warum die Entwicklung wieder in die andere Richtung gehen sollte. Denn beide Spielerinnen sind für alles vollkommen offen, heben nicht ab und wollen ihre Erfolgsbilanz weiter ausbauen. Und ich sowieso.“

Autor: Lothar Martin
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