Behinderte auf dem Arbeitsmarkt

Von Dagmar Keberlova.

Das Ziel der Beschäftigungspolitik von Behinderten in Tschechien ist es, allen Menschen einen "normalen" Arbeitsplatz zu sichern. Nur bei Personen, deren Gesundheitszustand dies nicht erlaubt, kümmert sich der Staat um einen sog. geschützten Arbeitsplatz. Der Staat schützt durch besondere Maßnahmen sowohl die behinderten Angestellten - beispielsweise dürfen sie nur dann entlassen werden, wenn erstens das Arbeitsamt zustimmt und ihnen zweitens ein anderer entsprechender Posten zur Verfügung gestellt wird. Dazu motiviert, behinderte Menschen anzustellen, werden auch die Firmen, die für geschützte Arbeitsplätze einen staatlichen Zuschuss erhalten oder beispielsweise bei den Steuerabgaben für angestellten Behinderten begünstigt werden.

Es könnte also den Anschein haben, dass aufgrund zahlreicher Maßnahmen jeder motivierte Behinderte leicht einen Arbeitsplatz findet. Doch dem ist nicht so, denn laut Vera Posoudova vom Arbeitsministerium steigt der Prozentsatz der arbeitslosen Behinderter, gleichzeitig steigt aber auch die Zahl der speziell für sie zur Verfügung stehenden Arbeitsplätze. Wo liegt also das Problem? Auf beiden Seiten, sowohl der Arbeitgeber als auch der Arbeitsuchenden, erklärt der Direktor des Arbeitsamtes von Louny, Petr Zahorik:

"Es besteht keine große Begeisterung seitens der Arbeitgeber, weil es für sie einfacher ist, einen bestimmten Geldbetrag in die Staatskasse einzuzahlen anstatt einen Behinderten anzustellen. Viele argumentieren damit, dass die Posten, die früher vor allem mit Behinderten besetzt wurden, heute nicht mehr gebraucht werden. Kompliziert ist diese Problematik aber auch seitens der Behinderten, denn bei diesen variiert die Motivation je nach Art der Behinderung. Am schwierigsten ist die Situation bei Menschen, die seit ihrer Kindheit behindert sind, keine Qualifikation haben und nie gearbeitet haben. Viel mehr motiviert sind Menschen, die ihre Behinderung erst im Laufe ihres Arbeitslebens erlitten haben und weiter arbeiten wollen sowie Menschen, die selbständig und kreativ arbeiten."

In Japan kümmere sich die Firma um ihre Angestellten, die ihre bisherige Arbeit aufgrund einer Behinderung nicht mehr ausüben können, in Tschechien ist dem nicht so, sagt Herr Zahorik. Auch das System der Umschulungen funktioniere nicht gerade hervorragend und so bleibt es für einen Behinderten recht mühselig, eine Beschäftigung zu finden. So auch Frau Vera Posoudova vom tschechischen Arbeitsministerium, die ich fragte, ob es insgesamt in Tschechien gleich gut gelingt, Behinderte zu beschäftigen wie in der EU?

"Gleich gut zu sagen wäre falsch, denn Menschen mit einer gesundheitlichen Behinderung anzustellen ist ein Problem in allen EU-Ländern, die daher auch alles mögliche machen, um die Bedingungen für die Menschen zu verbessern."