Bei Jubiläumsrallye Dakar brillieren auch zwei tschechische Besatzungen

Martin Macík (Foto: ČTK)

Vor acht Tagen endete in Córdoba die 40. Rallye Dakar. Von den tschechischen Teilnehmern sind zwei Besatzungen unter die Top 10 gelangt.

Olga Roučková  (Foto: ČTK)
An der 40. Rallye Dakar haben 34 Rennpiloten und Beifahrer sowie zwei Rennfahrerinnen aus Tschechien teilgenommen. Das Ziel im argentinischen Córdoba haben 20 von ihnen erreicht, darunter mit Buggy-Fahrerin Olga Roučková auch eine der beiden Frauen. Die beste Platzierung erzielte die Lkw-Besatzung des Liaz-Fahrers Martin Macík. Der 28-Jährige und seine beiden Mitstreiter vom Big-Shock-Racing-Team wurden am Ende Fünfte.

„Unser Ergebnis hat mich maximal erfreut. Heute ist das vielleicht nicht zu sehen, da ich meine Emotionen bisher nicht so richtig herauslassen konnte. Der Grund ist einfach der, dass ich auch nach dem Ende der Tour noch sehr viele Verpflichtungen hatte. Als wir das Ziel in Cordóba erreichten, war ich erst einmal erleichtert, es geschafft zu haben. Denn die Rallye hat enorm viel Kraft gekostet“, sagt Martin Macík und ergänzt:

„Das war die extremste Rallye Dakar, die ich bisher gefahren bin. Ich hoffe aber, dass die Veranstalter in diesem Trend fortfahren, denn genauso sollte dieses Etappenrennen aussehen. Es ist gut, wenn es bis zum Schluss spannend bleibt. Ist das Rennen hart und anspruchsvoll, kann bis zum Ziel überall und jederzeit viel passieren. Und jeder muss darauf vorbereitet sein.“

Martin Macík  (Foto: ČTK)
Doch dazu bedürfe es einer guten Renntaktik, erläutert Macík:

„Ich weiß nur zu gut, wie schnell man fahren muss. Natürlich kann man selbst bei einer sehr holprigen und kaputten Strecke schnell fahren. Dann gewinnt man die Etappe möglicherweise auch, doch zugleich ruiniert man seinen Wagen. Man kann dann zwar sagen: ‚Schaut her, was der Wagen alles aushält!‘ Doch das ist oft nur die halbe Wahrheit. Denn bei solch wilder Fahrt lockert sich irgendein Teil, und es fällt später zu einem ungünstigen Zeitpunkt komplett ab.“

Solch ein Missgeschick widerfuhr Macík & Co. dann auch kurz nach der Hälfte der Gesamtstrecke. Nach der achten Etappe hatte die Liaz-Besatzung sogar auf Rang drei gelegen, doch technische Probleme warfen das Trio zwischenzeitlich auf den siebten Platz zurück. Am Ende fuhr Martin Macík noch auf den fünften Platz – das ist nur einen Rang schlechter als das beste Ergebnis seines Vaters. Der kam bei der Rallye 2010 als Vierter ins Ziel. Eine gewisse Rivalität der Tschechen untereinander gäbe es jedoch schon, sagt Macík:

Martin Macík: „Das war die extremste Rallye Dakar, die ich bisher gefahren bin. Ich hoffe, dass die Veranstalter in diesem Trend fortfahren. Denn es ist gut, wenn es bis zum Schluss spannend bleibt.“

„Falls ich als Fünfter ins Ziel komme, ein anderer Tscheche aber als Dritter, dann wird man logischerweise in dem Moment mehr über ihn reden und medial berichten. Der andere ist dann der Held, und das ist für mich weniger gut in Bezug auf meine Partner. Doch diese Partner brauche ich, weil sich mich materiell wie finanziell unterstützen. Und gleichzeitig brauche ich meine Fans.“

Eine feste Fangemeinschaft haben sich Martin Macík und sein Team besonders über die sozialen Medien aufgebaut. Ihre Unterstützung hätte ihnen dann auch immer wieder Mut gemacht, die extrem harte Rallye zu überstehen, bekennt Macík:

„Alle Extremsituationen in diesem Jahr haben wir zum Teil auch in den vergangenen fünf Jahren erlebt. Aber diesmal war es so, dass sich alle Extreme in dieser einen Rallye gebündelt haben. Hinzu kam der ständige Schlafmangel. Und im Gegensatz zu früheren Rennen wurde diesmal nur eine Etappe abgesetzt. Der Ausfall der einen Etappe aber hat allen geholfen, denn sonst hätte wohl niemand das Ziel erreicht.“

Sanddünen sind die typische Schwierigkeit einer Wüstenstrecke  (Foto: ČTK)
Besonders in Erinnerung aber ist ihm die zweite Etappe geblieben, denn sie hielt die typische Schwierigkeit einer Wüstenstrecke parat – die Sanddünen:

„Das war ein extremes Hindernis nach ungefähr 30 Kilometern. Ich sah schon von Weiten umgestürzte Buggys, überall lagen Plastik und andere Teile verstreut im Sand. Danach kam ein Trichter, den wir vielleicht auf Platz zwölf liegend erreichten, doch auf einmal hatten sich dort vier Lkw festgefahren. Es war eine Stelle, bei der fast niemand wusste, wie es weitergeht.“

Wie es bei ihm und seiner Besatzung in Zukunft weitergeht, könne er auch noch nicht sagen. Denn Jahr für Jahr müsse das Auto weiter verbessert werden, weil das Tempo der Rallye stetig ansteige. Und auch die Sponsoren zur Finanzierung dieses Wettkampfes müssen immer wieder neu gewonnen werden. Eines aber wisse er genau, so Macík:

„Der Druck wird umso größer, da nächstes Mal wohl schon ein Podestplatz herausspringen müsste. Wenn ihr Journalisten mich nächstes Jahr fragt, mit welchem Resultat ich die Rallye beenden will, dann kann ich nur sagen: Ich will nicht nur ins Ziel kommen, sondern am Ende auch auf dem Treppchen stehen.“


Martin Prokop  (Foto: ČTK)
In der Pkw-Wertung, der bei der Rallye stets die größte Aufmerksamkeit geschenkt wird, belegten Martin Prokop und Beifahrer Jan Tománek den siebten Rang. Damit haben sie die bisher beste Platzierung eines Tschechen egalisiert, und zwar von Miroslav Zapletal, der im Jahr 2009 Siebter wurde. Dazu Martin Prokop:

„Es kann immer noch etwas besser sein, doch es gab wohl keine einzige Pkw-Besatzung, die nicht mit Schwierigkeiten gekämpft hätte. Von daher ist der siebte Platz für uns wohl das Maximum, das wir aufgrund der Bedingungen und unserer Möglichkeiten erreichen konnten.“

Und ihr Ziel hätten sie allemal erreicht, ergänzt Prokop:

„Unser Hauptziel war es, unter die Top 10 zu kommen. Und wir haben von Anfang an, gleich nach dem 30 Kilometer langen Prolog gemerkt, dass wir die Geschwindigkeit dafür haben. Wir wussten also, wir können es schaffen, selbst wenn alle Favoriten bis zum Ziel durchhalten.“

Viele Besatzungen haben die Zielflagge jedoch nicht gesehen. Ein wesentlicher Grund dafür war die Schwere der Rallye:

Martin Prokop: „Unser Hauptziel war es, unter die Top 10 zu kommen. Und wir haben von Anfang an, gleich nach dem 30 Kilometer langen Prolog gemerkt, dass wir die Geschwindigkeit dafür haben.“

„Die Jahrgänge davor würde ich zwar nicht als misslungen bezeichnen, doch sie waren sicher um einiges leichter. Für mich als Neuling im Jahr 2016 war das gut, so konnte ich mich an die Schwierigkeiten des Rennens allmählich gewöhnen. Und für diese, die eindeutig schwerste Rallye, war ich gut vorbereitet. Ich habe also kein Lehrgeld mehr gezahlt, wie sämtliche Neulinge in diesem Jahr. Von ihnen hat mit Ausnahme von Lkw-Fahrer Martin Šoltys keiner das Ziel erreicht.“

Die von allen Rennfahrern als besonders schwer eingestufte Jubiläumsrallye hat indes auch ihre Spuren hinterlassen: Es passierten unzählige Unfälle mit zum Teil schweren Verletzungen. Einer der Schwerverletzten ist der tschechische Motorradfahrer Ondřej Klymčiw. Martin Prokop wurde indirekt damit konfrontiert:

Foto: ČTK
„Ich habe das Motorrad von Ondřej da liegen sehen, es war defekt und zerbeult. Doch von meinem Landsmann war weit und breit nichts zu sehen. Da wusste ich, dass etwas Schlimmes passiert ist. Erst am Abend des Renntages habe ich Näheres erfahren. Während der Fortsetzung der Rallye habe ich oft an ihn gedacht, dass er endlich aus dem Koma erwacht und keine ernsthaften Folgeschäden hat.“

Der mit mehreren Rippenbrüchen in einem Krankenhaus in Lima behandelte Klymčiw ist mittlerweile aus dem Koma erwacht. Er wurde operiert, sein Gesundheitszustand wird von Tag zu Tag besser. Mit der Verletzung seines Landsmanns klar zu kommen, sei für ihn nicht einfach gewesen, sagt Prokop:

„Natürlich beginnt das im Kopf zu arbeiten, wenn man so etwas erfährt. Und erst recht, wenn jemandem etwas passiert ist, den man gut kennt. Auf der anderen Seite aber sind wir Profis, und ich bin schon lange unterwegs. Deshalb bemühe ich mich, im Rennen einen klaren Kopf zu behalten und mich auf die Informationen meines Beifahrers zu konzentrieren sowie auf das, was ich selbst sehe. Nur so kann ich die Leistung abrufen, die meinen Ansprüchen genügt.“

Prokop: „Ich habe das Motorrad von Ondřej da liegen sehen, es war defekt und zerbeult. Doch von meinem Landsmann war weit und breit nichts zu sehen. Da wusste ich, dass etwas Schlimmes passiert ist.“

Die größten Probleme habe ihm und den anderen Rallye-Teilnehmern einmal mehr die Höhenluft in den Anden bereitet:

„Der Wechsel vom Flachland zum Hochgebirge war in diesem Jahr sehr heftig. Es war so, dass wir die eine Etappe ganz unten am Meer beendet haben, bei der nächsten aber in 4700 Meter Höhe gestartet sind. Das war ein schrecklich großer Unterschied und für alle Teilnehmer ein körperliches Problem. Ich bin aus dem Auto gestiegen und wusste nicht, ob es mich gleich umhaut oder ob ich noch weiterfahren soll. Doch auch das Auto läuft nicht richtig, der Motor fühlt sich schwach an. Das ist sehr unangenehm. Das einzig Positive ist, dass die Bedingungen für alle gleich gewesen sind.“

Sehr strapaziös sei es auch, den Wasserhaushalt des eigenen Körpers auf jeder Etappe in Schwung zu halten, erläutert Prokop:

„Ich kann vor einer Etappe nichts trinken. Normalerweise steht man früh auf und nimmt Flüssigkeit zu sich. Bei der Rallye geht das für mich nicht. Denn vor der ersten Geschwindigkeitsprüfung will ich nichts zu mir nehmen. Erst dann beginne ich allmählich zu trinken, aber nur so viel, um den Wasserverlust im Körper auszugleichen. Denn ein Anhalten, um Wasser zu lassen, kann ich mir nicht leisten. Das heißt, ich muss fünf bis sechs Stunden durchhalten – ohne das Gefühl, dringend auf die Toilette zu müssen.“

Die eben geschilderten Strapazen aber sieht Prokop eher als Herausforderung denn als Problem. Und dieser wird er sich vermutlich auch im nächsten Jahr stellen:

„Ich denke, das wäre nur logisch. Das Auto ist viel schneller als früher, und es ist zu sehen, dass wir uns insgesamt verbessert haben. Gerade deshalb würde ich wieder starten.“

Autor: Lothar Martin
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