Benes-Denkmal mit Schleife aus Benes-Dekreten in Prag enthüllt - Künstlerprotest gegen Populismus
Der kleine Park auf dem Palacký-Platz in Prag, hat seit Sonntag einen passenden schmückenden Mittelpunkt bekommen. Inmitten der Grünfläche steht ein Denkmal - auf weißem Sockel eine strahlende Büste, ein Kranz sowie breite Schleifen dürfen nicht fehlen. Eine Statue, die der Würdigkeit eines Platzes entspricht, in dessen Mitte der tschechische Historiker Palacký in Stein verewigt sitzt.
Diese Benes-Statue ist ein Werk der Künstlergruppe "PodeBal". Die Künstler ließen sich ihren eigenen Worten zufolge durch die kurios übereinstimmende Haltung aller politischen Parteien zur Frage der Benes-Dekrete inspirieren. Es sei notwendig - so die Künstler - endlich die Vergangenheit zu bewältigen. Uns stört der Fremdenhass, der Nationalismus und Populismus, den die Politiker im Frühjahr demonstrierten, als sie nach dem Vorbild der einstigen Nationalfront die Benes-Dekrete unterstützten und damit auch die Verbrechen, die unter deren Schirmherrschaft verübt wurden, erklärten die Mitglieder der Gruppe "PodeBal" anlässlich der Enthüllung ihres neuesten Werkes.
Die Künstlergruppe "PodeBal" brachte mit ihren Werken schon mehrmals deutlich zum Ausdruck, dass ihr die Vergangenheitsbewältigung nicht gleichgültig ist. Nach den Worten der Mitglieder von "PodeBal" besteht der Sinn der Existenz der Gruppierung darin, durch visuelle Kommunikation auf Probleme und Absurditäten der gegenwärtigen Gesellschaft zu reagieren. Im Frühjahr sorgten die Künstler z. B. mit ihrem Vorhaben um Aufsehen, im Rahmen einer Ausstellung der politischen Kunst auf einem Gebäude auf der Prager Burg die Überschrift "Zimmer frei" zu platzieren. Das Vorhaben konnte jedoch nicht verwirklicht werden. Viel besucht wurde auch die von der Gruppe "PodeBal" vorbereitete Ausstellung mit dem Titel "Malik urvi" und dem Untertitel "GEN-Galerie etablierter Nomenklatur". In dieser Ausstellung, die man heute noch im Internet besichtigen kann, findet man Portraits bekannter Persönlichkeiten der tschechischen Gesellschaft mit einer kommunistischen Vergangenheit.
Bislang - einen Tag nach dessen Enthüllung - habe ich keine Reaktionen auf das neue Benes-Denkmal verzeichnet. Höchstwahrscheinlich sind die über den Palacky-Platz eilenden passionierten "Patrioten" nicht aufmerksam genug. Als ich am Montagvormittag vorbeiging, interessierten sich jedoch nur zwei Hunde sehr intensiv für das Benes-Denkmal ...