Berufsarmee in Tschechien?

Wird die tschechische Armee in eine Berufsarmee umgewandelt? Diese Frage wird in Tschechien derzeit heiß diskutiert. Hören Sie einen Bericht von Olaf Barth.

Der am vergangenen Freitag ins Amt eingeführte Verteidigungsminister Jaroslav Tvrdik, hatte von Premier Zeman die Aufgabe mit auf den Weg bekommen, innerhalb der nächsten drei Monate ein Konzept für eine mögliche Professionalisierung der Armee zu erstellen. Eine solche Professionalisierung entspräche durchaus dem Willen der Bevölkerung in Böhmen und Mähren, denn glaubt man den zahlreichen Umfragen zu diesem Thema, dann sind rund 70% der Tschechen für die Errichtung einer Berufsarmee.

Der ehemalige Offizier Tvrdik stürzte sich in dieser Woche auch gleich in die Arbeit. Nach einem Treffen am Mittwoch mit dem Oberbefehlshaber der tschechischen Armee, General Jiri Sedivy, verkündete der neue Verteidigungsminister, dass im Falle der Einführung einer Berufsarmee, der Grundwehrdienst möglicherweise entfallen könnte, was aber nicht gleichbedeutend mit einem gänzlichen Wegfall der Wehrpflicht sein müsste. Wie sich die Herren das konkret vorstellen, behielten sie jedoch für sich.

Es gebe viele Varianten, die Bürger auf einen eventuellen kriegerischen Konflikt vorzubereiten. Darunter auch jene, die Schüler der Mittelschulen im Umgang mit der Waffe zu unterrichten, verkündete Tvrdik. Eine weitere Alternative sei aber auch, dem britischen Beispiel zu folgen und die Bevölkerung gar nicht auf einen bewaffneten Konflikt vorzubereiten, weil ein solcher, wie der Verteidigungsminister erkannt hat, ja nicht unmittelbar drohe.

Die Achillesferse des gesamten Vorhabens scheint aber ohnehin die finanzielle Seite zu sein. Zwar gehen die Meinungen über die Höhe der finanziellen Anstrengungen naturgemäß bei Regierung und Opposition auseinander, dass es aber einen zusätzlichen Aufwand bedeuten wird, darüber sind sich prinzipiell alle einig. Und so verkündete Premier Milos Zeman am Mittwoch, die Regierung habe beschlossen, die Professionalisierung der Armee erst dann durchzuführen, wenn die Tschechische Republik in der Lage sei, sie auch zu bezahlen. Wann dies der Fall sein wird, bleibt jedoch ebenfalls noch ungewiss.