„Besonders verwerfliche Tat“ – Urteil im Fall Dahlgren
Es ist wohl der Prozess des Jahres hierzulande: Das Kreisgericht in Brno / Brünn hat den US-Amerikaner Kevin Dahlgren wegen Mordes an vier tschechischen Verwandten verurteilt. Am Mittwoch erhielt er lebenslänglich. Das Verfahren war ein komplizierter Indizienprozess.
„Der Angeklagte ist schuldig. Er hat auf brutale Weise seine vier Verwandten ermordet. Dafür wird er zur außergewöhnlichen Strafe lebenslanger Haft verurteilt.“
Ein derartiges Urteil wurde zuletzt 2009 am Brünner Kreisgericht gefällt. Richter Zámečník verhängte erstmals überhaupt eine lebenslange Haftstrafe. Er begründete dies damit, dass Dahlgren seine Tat genau geplant hatte – und die Opfer nach zahlreichen Messerstichen qualvoll gestorben sind.„Das Verbrechen, das der Angeklagte begangen hat, ist außerordentlich ernst wegen der verwerflichen Art der Durchführung. Er hat hinterlistig vier Mitglieder einer Familie angegriffen, die nett zu ihm gewesen waren, die ihm die Unterkunft geboten hatten, die von ihm nichts Besonderes verlangten und mit ihm keinen Konflikt hatten. Er brachte alle vier Verwandten brutal um. Das Gericht hat befunden, dass der Angeklagte einen verwerflichen Beweggrund zu seiner Tat hatte. Er wollte damit die Probleme mit seinem eigenen Ego und mit seinen Gefühlen lösen.“
In den Opfern habe Dahlgren die Vertreter einer frustrierenden Welt gesehen, so der Richter. Die Indizien hätten eine klare Kette gebildet, sagte Zámečník:„Im Haus hielt sich nachweisbar niemand anderer auf außer dem Angeklagten. An seiner Hose wurden Spuren vom Blut aller vier Ermordeten gefunden.“
Experten beurteilten, dass der Verurteilte zurechnungsfähig gewesen war, als er die Tat verübte. Staatsanwältin Ludmila Doležalová:
„Nach der rasenden Attacke in den Morgenstunden war er in der Lage, noch einige Stunden lang auf das letzte Opfer zu warten.“Dem Urteil zufolge ermordete Dahlgren alle vier Mitglieder der Familie, bei der er vorübergehend gelebt hatte. Nachdem der Vater, die Mutter und der ältere Sohn tot waren, wartete der Täter noch darauf, bis der jüngere Sohn aus der Schule nach Hause kam, um auch ihn zu ermorden. Das Urteil des Brünner Gerichts ist nicht rechtskräftig, der Verteidiger des Verurteilten ging vor Ort in Berufung. Der Vater des Verurteilten erklärte gegenüber den Medien, er glaube auch weiterhin, dass sein Sohn unschuldig sei.
Der junge US-Amerikaner Kevin Dahlgren war im Frühjahr 2013 zu seinen Verwandten nach Brünn gekommen. Er sollte längere Zeit bei der Familie seiner Cousine bleiben, er fing sogar an, Englisch zu unterrichten. Der Fall des Vierfachmordes erregte Aufsehen, weil Dahlgren damals über den Wiener Flughafen in die USA flüchten konnte. Und das, obwohl er blutverschmiert war. Erst nach der Landung wurde er von den Spezialkräften festgenommen. Für die US-Behörden war es das erste Mal, dass sie einen ihrer Bürger an Tschechien ausgeliefert haben.