Besuch des NATO-Generalsekretärs in Prag stand im Zeichen der Gewalt im Kosovo
Tschechien, seit nunmehr fünf Jahren NATO-Mitglied, bekam am Donnerstag Besuch vom Generalsekretär der Nordatlantischen Verteidigungsallianz, Jaap de Hoop Scheffer. Statt Armeereform oder allgemeiner NATO-Strategie stand dabei die neuerlich eskalierende Situation in der südserbischen Provinz Kosovo im Mittelpunkt. Mehr von Gerald Schubert:
"Der NATO-Rat hat heute Morgen - und das war leider der Grund, warum ich sehr spät nach Prag gekommen bin - alle Beteiligten nochmals aufgefordert, maximale Zurückhaltung an den Tag zu legen. Und zwar im Kosovo, aber natürlich auch in Belgrad. Maximale Zurückhaltung! Nicht zu sagen, es ist die Schuld der anderen Seite, nein: beide Seiten müssen Zurückhaltung zeigen. Dasselbe gilt auch für die Berichterstattung in den Medien. Denn das, was im Kosovo passiert, das muss aufhören!"
Die Tschechische Republik ist, gemeinsam mit der Slowakei, momentan mit 500 Soldaten in der internationalen KFOR-Mission vertreten, die im Kosovo für Sicherheit und Stabilität sorgen soll. Erst vor kurzem hatte man in Erwägung gezogen, 100 Mann aus dem Kosovo abzuziehen. Ein Plan, der angesichts der neuen Situation wahrscheinlich geändert wird, wie Premierminister Vladimir Spidla auf der Pressekonferenz ankündigte:"Wir werden wohl unsere Überlegungen, 100 Männer aus dem Kosovo abzuziehen, neu bewerten müssen. Die Frage ist zwar noch offen, aber voraussichtlich wird die tschechisch-slowakische Einheit in vollem Umfang weiter bestehen - so lange, wie es nötig ist."
NATO-Generalsekretär De Hoop Scheffer traf am Nachmittag noch mit dem tschechischen Präsidenten Vaclav Klaus zusammen, Thema der Unterredung war in erster Linie die allgemein als gut bezeichnete Integration Tschechiens in die Strukturen der Nordatlantischen Verteidigungsallianz. Anschließend nahm De Hoop Scheffer noch kurz an einem Festakt zum fünften Jahrestag des tschechischen NATO-Beitritts im Prager Rudolfinum teil, um dann weiter in die slowakische Hauptstadt Bratislava zu reisen. Dort beteiligt er sich an einer internationalen Konferenz. Thema: "Erweitertes Europa: Neue Agenda".