Biathlon-Weltcupsiegerin gewinnt auch unter ihrem neuen Namen Koukalová

Gabriela Koukalová (Foto: ČTK)

Im Vorjahr war sie eine der herausragenden Erscheinungen der internationalen Wintersportsaison: die tschechische Weltcup-Siegerin im Biathlon, Gabriela Soukalová. Seitdem aber hat sich bei ihr einiges geändert und man war gespannt, wie die 27-Jährige in die neue Saison startet. Am vergangenen Wochenende hat sie im schwedischen Östersund eine eindrucksvolle Antwort auf diese Ungewissheit gegeben. Sie siegte in der Verfolgung und wurde Dritte im Sprint. Zwei Podiumsplätze, die noch im Sommer in ganz weiter Ferne schienen.

Gabriela Koukalová  (Foto: ČTK)
„Auf dem ersten Platz und damit Siegerin des Verfolgungsrennens ist die Repräsentantin der Tschechischen Republik, Gabriela Koukalová“, verkündete am Sonntag der Stadionsprecher in Östersund nach der dritten Einzeldisziplin im laufenden Biathlon-Weltcup der Frauen.

In der mittelschwedischen Kleinstadt wurde in den zurückliegenden Tagen die internationale Saison 2016/17 eröffnet – mit der Mixed-Staffel und den nachfolgenden sechs Einzelwettbewerben, je drei bei den Frauen und Männern. Und bei diesen Rennen triumphierte auch die Tschechische Republik – dank ihrer Topathletin, der Siegerin des Gesamt-Weltcups der Frauen in der vergangenen Saison, Gabriela Soukalová. Aber, und das war kein Versprecher des Stadionsprechers, sie geht nun unter ihrem neuen Namen Gabriela Koukalová in die Rennen. Denn im Mai dieses Jahres heiratete sie den Badmintonspieler Petr Koukal – eine auch namenstechnisch glückliche Fügung, weil sich bei der 27-Jährigen damit nur der Anfangsbuchstabe ihres Familiennamens geändert hat. Doch, und dies ist weniger schön – viel hätte nicht gefehlt, und die zweifache Silbermedaillengewinnerin der Olympischen Winterspiele von Sotschi wäre zur neuen Saison gar nicht erst angetreten. Die Strapazen der letzten Weltcup-Saison hatten nämlich ihre Spuren hinterlassen bei der Biathletin aus Jablonec nad Nisou / Gablonz. Sie war mit ihren Kräften völlig am Ende, musste zwischenzeitlich in ein Krankenhaus, um mittels Infusionen wieder aufgepäppelt zu werden. An eine sportliche Zukunft war im Sommer gar nicht zu denken, sagt Gabriela Koukalová:

Koukalová zu ihrer Situation im Sommer: „Ich fühlte mich, als wenn alle meine Ambitionen und Ideale verflogen wären. Auf einmal wusste ich überhaupt nicht mehr, warum ich weiter Wettkämpfe bestreiten sollte, ob das alles noch wichtig sei. Ich war irgendwie ausgebrannt.“

„Ich fühlte mich, als wenn alle meine Ambitionen und Ideale verflogen wären. Auf einmal wusste ich überhaupt nicht mehr, warum ich weiter Wettkämpfe bestreiten sollte, ob das alles noch wichtig sei. Ich war irgendwie ausgebrannt.“

Erst ihre zahlreichen Fans hätten ihr aus dem Tief herausgeholfen, betont Koukalová:

„Für mich war es eine enorme Genugtuung, dass mir viele Menschen geschrieben haben. Darunter waren kranke Leute oder Menschen, die in ihrer Familie Probleme hatten. Und es schrieben auch viele Kinder, dass sie Fans von mir seien und ich ihnen ein großes Vorbild für ihr Leben sei. Ich glaube, dies ist die größte Wertschätzung, die ich von den Fans bekommen kann.“

Und mit dieser Rückendeckung ließ sich Gabriela Koukalová dann auch nicht davon entmutigen, dass ihr in den ersten zwei Wettbewerben – der Mixed-Staffel und dem Einzelrennen über 15 Kilometer – insgesamt nicht weniger als zehn Schießfehler unterliefen. Auch deswegen reichte es in der Staffel nur zu Rang sieben sowie zum 17. Platz im Einzel für die tschechische Mixed-Weltmeisterin von 2015. Umso erstaunlicher war dann ihr Comeback am Samstag und Sonntag: Im Sprintwettbewerb landete Koukalová mit 20 Sekunden Rückstand auf die französische Siegerin Marie Dorin-Habert auf dem dritten Platz. In der Verfolgung gelang ihr dann nach einer nahezu fehlerfreien Vorstellung am Schießstand und einer ebenso starken Leistung in der Loipe bereits der erste Weltcupsieg der noch jungen Saison. Zwei Erfolge, die Koukalová selbst Stunden später immer noch nicht so recht begreifen konnte:

Gabriela Koukalová  (Foto: ČTK)
„Damit habe ich entschieden nicht gerechnet. Ich glaube, selbst die größten Optimisten haben das nicht erwartet. Und angesichts meiner Probleme im Sommer hat sicher auch keiner unserer Trainer mit einem solchen Saisonbeginn von mir gerechnet.“

Und im Verfolgungsrennen selbst war Koukalová auch zunächst entgangen, dass sie schon frühzeitig an der Spitze lag. Nach dem ersten Stehendschießen glaubte sie nämlich, dass ihre Kontrahentin Marie Dorin-Habert einsam vorneweg laufe. Umso überraschter war sie, als sie sich ihres Irrtums unmittelbar vor dem zweiten Schießen bewusst wurde:

Koukalová zu ihrem Sieg in Österund: „Damit habe ich entschieden nicht gerechnet. Ich glaube, selbst die größten Optimisten haben das nicht erwartet.“

„Das war, als mir etwa ein Meter vor dem Schießplatz zwei ein Offizieller sagte, ich müsse zum Schießplatz eins vorrücken. Ich sagte mir zunächst: Was ist das für ein Verrückter, fängt der an zu spinnen? Doch dann wurde mir bewusst, dass sich davor etwas getan haben musste. Ich wusste nicht, wie Marie zuvor geschossen hatte. Von daher war Platz eins für mich eine angenehme Überraschung.“

Dank dieses Sieges liegt Gabriela Koukalová in der Weltcup-Gesamtwertung nach drei von 26 Rennen schon wieder auf Rang zwei, 25 Punkte hinter der führenden Deutschen Laura Dahlmeier.


Tschechiens Biathleten haben neuen Servicemann und neuen Männertrainer

Ondřej Rybář  (Foto: Matěj Schneider,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Ein Erfolg im Sport hat bekanntlich viele Väter. Nicht anders ist es im Biathlon. Die besten Athletinnen und Athleten aus Tschechien werden dabei vorzüglich unterstützt von einem Schreiner aus dem kleinen Dorf Budíkov bei Český Dub / Böhmisch Aicha in Nordböhmen. Der Schreiner heißt Josef Šenberk, er ist der Schwager des tschechischen Biathlon-Cheftrainers Ondřej Rybář. Und über diesen ist er vor über zehn Jahren auch an den lukrativen Geschäftsauftrag gekommen:

„Als wir angefangen haben, trainierte Ondřej lediglich die Biathleten in Jablonec nad Nisou. Er kam mit der Idee zu mir, ob wir nicht irgendwie leichtere Gewehrkolben herstellen könnten, die den Athleten zu Gute kämen. Und er hatte auch klare Vorstellungen von der Form der Kolben.“

Seitdem erhalten die besten tschechischen Biathleten aus Budíkov maßgeschneiderte Kolben für ihre Sportwaffen. Die zweite technische Voraussetzung für den Erfolg ist ein schneller, weil gut gewachster Ski. Für den sorgt seit dieser Saison der Tschecho-Kanadier Tomáš Žídek. Der neue Servicemann wurde 1975 in Prag geboren. Doch schon sieben Jahre später emigrierte seine Familie über Deutschland nach Kanada. Nun ist er zumindest beruflich in seiner angestammten Heimat zurück – und das mit einer Aufgabe, die ihn mächtig anspornt:

Moravec zum Abgang von Servicemann Danielo Müller: „In der vergangenen Saison war der Service, den Danielo geleistet hat, meiner Meinung nach nicht mehr so gut wie zuvor. Wir haben nichts durchsickern lassen, aber für meinen Geschmack hat er herzlich wenig gemacht.“

„Nach 34 Jahren bin ich wieder zu Hause, kann man getrost sagen. Und es ist sehr schön, hier zu arbeiten, denn das Biathlonteam ist äußerst angenehm.“

Das hatte bis vor einiger Zeit auch der Deutsche Danielo Müller behauptet. Er war der Vorgänger von Žídek und hatte keinen unerheblichen Anteil daran, dass die tschechischen Biathletinnen und Biathleten in den zurückliegenden vier Jahren für so viel Furore sorgten. Müller wurde bescheinigt, dass er ein Meister seines Faches sei und er die Skier für sämtliche Schneeverhältnisse hervorragend präparieren könne. Es scheint aber, dass dieser Ruhm dem Deutschen zu Kopf gestiegen ist. Denn die Stimmung in der Mannschaft ist gekippt, und man hat sich vor der Saison von Müller getrennt. Für die Nummer eins der tschechischen Biathleten, Ondřej Moravec, ist das eine logische Konsequenz:

„In der vergangenen Saison war der Service, den Danielo geleistet hat, meiner Meinung nach nicht mehr so gut wie zuvor. Wir haben nichts durchsickern lassen, aber für meinen Geschmack hat er herzlich wenig gemacht. Vor dem Wechsel zu Tomáš Žídek habe ich überhaupt keine Angst. Im Gegenteil, Tomáš kenne ich schon zehn bis zwölf Jahre lang und weiß, dass er ein ausgesprochenes Arbeitstier ist.“

Michal Krčmář  (Foto: Pavel Hrdlička,  CC BY-SA 4.0)
Müller präpariert nun die Skier für die weißrussische Mannschaft. Doch auch Cheftrainer Rybář bestätigt, dass sein Wechsel nicht automatisch auch einen Qualitätsverlust nach sich ziehe:

„Es kamen Fragen auf, welche Ergebnisse wir einfahren werden, wenn der Servicemann geht, mit dem wir all unsere Erfolge gefeiert haben. Ich habe dies stets so kommentiert und bleibe dabei: Ohne die Sportler läuft gar nichts. Sie sind die Nummer eins.“

Und es gab noch einen Wechsel im tschechischen Biathlon-Spitzensport: Anstelle von Marek Lejsek ist Michael Málek mit Beginn dieser Saison der neue Nationaltrainer für die Männer. Auch diese Veränderung scheint sich positiv auszuwirken: In der Verfolgung belegte Michal Krčmář einen hervorragenden siebten Platz – und dies, obwohl er nur vom 38. Startplatz in das Rennen gegangen ist.

Autor: Lothar Martin
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