Bilder im Kopfstand: Baselitz-Ausstellung im Prager Rudolfinum

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Er zählt zu den bedeutendsten Künstlern der deutschen Nachkriegszeit. Seine Werke spalten die Kunstszene. Ist er originell oder einfach nur provokativ? Sicher ist der Maler Georg Baselitz ein wenig von allem. Im Prager Rudolfinum kann man noch bis zum 6. Dezember selbst ein Bild von dem radikalen, nonkonformistischen Künstler machen.

„Schon hier im ersten Raum kann man sehen, dass mein Beginn, mein Start anders war als der Start vieler Künstler, weil er der Zeit widersprach. 1960 oder 1965 malte man durchaus auch in Deutschland andere Bilder als diese hier.“

Da hat Georg Baselitz Recht – seine Bilder waren anders und sind es wohl auch immer noch. Die Besucher seiner Ausstellung wandern durch die hohen Räume des Rudolfinums und wandern gleichzeitig durch die Schaffensgeschichte des Malers. Die gut 60 Exponate zeigen seine künstlerische Entwicklung von 1960 bis 2008. Durch diese Retrospektive wird deutlich, dass Baselitz seine Kunstwerke vor allem nach einer Prämisse gestaltet: seine Bilder sollen nicht interpretiert, sondern betrachtet werden, denn dem Betrachter wird nicht die Wirklichkeit vor Augen geführt, wie Baselitz erklärt:

„Ich war der Meinung und bin heute noch der Meinung, heute besonders, sogar mehr als damals, dass die Welt und das Bild zwei verschiedene Dinge sind. Und auch das, was auf dem Bild ist, nichts mit der Welt, nichts mit dem Abbild der Welt zu tun hat. Deshalb war es ganz leicht für einen Künstler zu sagen, dann mach' ich das Motiv einfach verkehrt rum auf die Leinwand.“

Auf der Suche nach dem Anderen, nach dem Unverwechselbaren, dem noch nie da Gewesenen begann Baselitz ab 1969 seine Motive auf dem Kopf stehend zu malen. Obwohl es nicht im Sinne des Malers ist, ertappt man sich beim Gang durch die Ausstellung dabei wie man den Kopf zur Seite neigt, um das abgebildete Motiv zu erkennen. In manchen Werken benutzt Baselitz klare, leicht verständliche Strukturen, andere wirken wiederum chaotisch und planlos. Trotz der Kontinuität seiner “Kopfstandbilder“ pflegt Baselitz jedoch keinen unverwechselbaren Stil. Im Gegenteil, man hat geradezu das Gefühl, dass er penibel darauf achtet sich immer wieder zu verändern und neu zu erfinden. Er experimentiert mit allem – mit Farben, Techniken und Motiven. Doch kommt dieses Experiment auch bei den Prager Besuchern an?

Ein älterer Herr beschreibt seinen Eindruck so:

„Er arbeitet mit viel Emotionen und hat eine reichhaltigen Palette an Ausdrucksformen, das gefällt mir sehr gut. Ich denke, dass er ein Mensch mit modernem Blick auf die Welt ist. Diesen Blick stellt er figurativ und abstrakt dar.“

„Er ist für mich ein sehr expressiver Künstler. Seine Kunst hat so etwas psychedelisches und innovatives. Er hat die Barrieren der über Jahrhunderte existierenden, traditionellen europäischen Kunst gesprengt,“so eine Besucherin.

Baselitz ist mittlerweile weltberühmt und selbst im Eingang des Deutschen Bundestages haben zwei meterhohe Leinwandgemälde von ihm Platz gefunden. Trotzdem kann sich immer noch nicht jeder mit seinem Credo der Disharmonie und des Zerstörerischem anfreunden. Doch wie man weiß, ist Kunst eben Geschmacksache.

Autor: Sina Stach
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