Bischof Malý: Moldawien braucht Unterstützung vom Ausland
Von einem fünftägigen Aufenthalt in Moldawien und Transnistrien kehrte der katholische Bischof Václav Malý zurück. Der Prager Bischof ist Vorsitzender der tschechischen Zweigstelle der Organisation Iustitia et Pax, die sich für die Einhaltung der Menschenrechte einsetzt. In Zusammenarbeit mit der tschechischen humanitären Organisation "Mensch in Not" besuchte er bereits Kuba und Weißrussland. Auch Moldawien und Transnistrien besuchte der Bischof jetzt als Tourist. Dies ermöglichte ihm, nicht nur mit Kirchenvertretern, sondern auch z. B. mit unabhängigen Journalisten zusammenzutreffen. In Moldawien engagiert sich neben der bereits erwähnten Organisation "Mensch in Not" auch der tschechische katholische Caritasverband, der sich vor allem auf die Hilfe für Kinder konzentriert. Bischof Malý traf am Dienstag mit Journalisten zusammen, um über seine Erlebnisse in Moldawien zu berichten. Neben der materiellen Hilfe ist es Malý zufolge notwendig, das Land auch auf eine andere Weise zu fördern, wie er im Gespräch mit Martina Schneibergova verriet:
"Moldawien ist ein bislang ein fast vergessenes Land. In Europa weiß man sehr wenig über das Land. Dabei gehört auch Moldawien zu Europa. Wenn wir uns selbst Europäer nennen, ist es notwendig, von unserer Seit mehr Aktivitäten zu entwickeln. Ich sehe den ersten Schritt darin, Journalisten aus West- und Mitteleuropa zu Reisen nach Moldawien anzuregen, damit sie die Lage dort beschreiben und Informationen über das Land in ihren Staaten verbreiten können. Dies ist notwendig, denn sonst bleibt Europa nur auf dem halben Weg."
Sie sagten, Sie würden es sehr begrüßen, wenn die Tschechische Republik eine Vertretung in Moldawien errichten würde. Meinen Sie, dass dies in naher Zukunft verwirklichbar ist?
"Ich meine, dass es durchsetzbar ist. Es hängt vom guten Willen unserer Diplomaten, von unserer Regierung ab. Es ist notwendig, darüber mit unseren Politikern zu sprechen. Eine Botschaft in Moldawien würde es ermöglichen, die Lage vor Ort kennen zu lernen und verschiedene Initiativen zu entwickeln. Wenn man so etwas aus der Ferne - z. B. aus Bukarest - macht, ist es allzu wenig. Da geht es meistens nur um einige offizielle Besuche im Jahr, und das reicht nicht."
Wie gelingt es Ihnen Ihre Erkenntnisse, bzw. Eindrücke von den Treffen mit unabhängigen Journalisten oder Abgeordneten weiter zu vermitteln?
"Es war für mich wichtig, auch Journalisten kennen zu lernen, die wirklich unabhängig sind und die verantwortliche Bürger sind. Es ist notwendig, sie zu unterstützen, weil sie oft sehr isoliert sind - nicht nur von außen, sondern auch in ihrer Heimat, weil sie nicht von allen Menschen verstanden werden. Die Bevölkerung steht selbstverständlich unter einem massiven Druck der offiziellen Massenmedien. Ich bin nicht nur ein katholischer Bischof, sondern auch ein Bürger der Tschechischen Republik, und ich habe ähnliches, was in Moldawien vor sich geht, während des Kommunismus erlebt. Damals sind viele Menschen aus dem Westen zu uns gekommen und haben gesagt, wir sind mit Ihnen solidarisch und unterstützen Sie in ihren Bemühungen. Und dasselbe will ich auch jetzt machen - als Bischof, aber auch als ein verantwortlicher Bürger und Europäer. Ich lebe jetzt in voller Freiheit, deswegen will ich auch für die Freiheit in anderen Ländern kämpfen - durch persönliche Beziehungen, durch bessere Informationen aus diesen Regionen. Diese meine Bemühungen möchte ich fortsetzen."
Soweit das Gespräch mit dem ehemaligen Dissidenten und jetzigen Prager Bischof Václav Malý.