Blaualgen im Trinkwasser: Tschechische Forscher entwickeln Aufbereitungsmethode

Tschechische Wissenschaftler erforschen neue Wege zur Wasserreinigung - ein Beispiel.

Martin Pivokonský | Foto:  ČT24

Jeden Sommer werden manche Stauseen hierzulande durch Blaualgen verseucht. Die Organismen produzieren Stoffe, die für die Natur und den Menschen schädlich sind. Eine Methode zu finden, wie sich Cyanobakterien aus dem Trinkwasser entfernen lassen, sei eine große Herausforderung, sagt Martin Pivokonský vom Institut für Hydrodynamik der Akademie der Wissenschaften:

„Wenn die Blaualgen und ihre metabolischen Produkte nicht entfernt werden, bilden sie bei der Wasseraufarbeitung und Chlorierung Stoffe, die noch toxischer sind, als sie selbst. Es handelt sich um die sogenannten Desinfektionsnebenprodukte.“

Blaualgen | Foto: Richard Droker,  Flickr,  CC BY-NC-ND 2.0

Die Blaualgen sind sehr klein und lassen sich nicht einfach herausfiltern. Sie zu desinfizieren, schade mehr als es nütze, sagt der Wasserforscher. Trotzdem kann auch aus Gewässern, die damit verseucht sind, Trinkwasser geschöpft werden, das dann unschädlich aus dem Wasserhahn fließt. Die Cyanobakterien können nämlich mit speziellen Reagenzien ausgefällt werden. Radim Petříček von der Akademie der Wissenschaften zeigt den Vorgang:

„Ich habe hier Wasser aus dem Stausee Vrchlice bei Kutná Hora. Ich habe einen Koagulator hinzugefügt. Das Wasser wird eine Minute lang schnell gemischt und anschließend noch langsamer. Allmählich beginnen sich aus den Unreinigkeiten und dem Reagens Flocken herauszubilden.“

Illustrationsfoto: PublicDomainPictures,  Pixabay,  Pixabay License

Das Wasser sah ursprünglich ziemlich sauber aus. Nachdem der Experte im Labor etwas gelbes Eisenchlorid-Reagens hineingetan und die Mischmaschine angestellt hatte, begannen winzige Flocken im Wasser zu erscheinen. Nach einer halben Stunde nahm ihre Menge deutlich zu. Pivokonský fährt fort:

„Nun wurde der Vorgang gestoppt. Die Flocken sedimentieren langsam. Wir haben die Unreinigkeiten, die im Wasser gleichmäßig verteilt sind, gezwungen, sich mit dem Eisen im Reagens zusammenzufügen und Flocken zu bilden. Diese sind ausreichend groß, um zu Boden zu sinken.“

Illustrationsfoto: hurricanemaine,  Flickr,  CC BY 2.0

Und selbst wenn hier und da eine Flocke nicht zu Boden sinkt, kann sie leicht aufgefangen werden, z. B. von einem Filter, in dem das Wasser über Sand fließt. Martin Pivokonský:

„Die Filtration ist eine der ältesten Methoden der Wasseraufarbeitung, die aber ständig verbessert wird. Noch vor zwanzig Jahren konnte sich kaum jemand vorstellen, dass Algen und Blaualgen selbst und ihre metabolischen Produkte dominierender Bestandteil von den meisten Gewässern sein werden.“

Die Flockung und Reinigung von Cyanobakterien funktioniert nicht von selbst. Die Wasseraufbereitungsanlagen müssen jede Woche prüfen, ob die Aufbereitung wirksam ist und wie viel Reagenz verwendet werden muss. Wichtig für das optimale Ergebnis ist auch, wie schnell das Wasser gemischt wird. Die Cyanobakterien stehen aber nicht allein im Fokus der Wissenschaftler. Sie arbeiten unter anderem daran, herauszufinden, wie sich zum Beispiel kleinste Arzneimittelrückstände aus dem Wasser entfernen lassen.

Autoren: Markéta Kachlíková , Martin Srb
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