„Blesk“ wird 20 Jahre alt – Boulevard in der Tschechischen Republik

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Die größte tschechische Boulevardzeitung „Blesk“ feiert Geburtstag. Der „Blitz“ wird 20 – ist also nicht ganz so alt wie sein Pendant in Deutschland, die „Bild“. Genauso wie in Deutschland ist aber auch Tschechiens Boulevardblatt die meistgelesene Tageszeitung. Grund genug einmal einen genaueren Blick in den „Blesk“ zu werfen.

Das Logo ist rot-weiß und rechteckig, die Seiten bunt, die Überschriften groß und Fotos nehmen den größten Teil der Titelseite ein. Natürlich fehlt auch nicht das halbnackte Mädchen, in Tschechien ist es aber nicht auf der ersten, sondern erst auf Seite 21 zu finden. So präsentiert sich die älteste und erfolgreichste tschechische Boulevardzeitung „Blesk“, also der Blitz. Seit dem 13. Februar 1992 ist sie auf dem Markt und die unangefochtene Nummer 1 in der Auflagenzahl. Medienanalytiker Tomáš Trampota erklärt das Phänomen:

„Wenn man sich die Aufmachung des „Blesk“ anschaut, so ist es keine klassische Berichterstattung. Oft sind dort so genannte ´Softnews´ zu finden, also eher Kuriositäten aus der Welt der Prominenten. „Blesk“ erfüllt also zu einem Großteil die Aufgaben einer Zeitschrift. Leicht lesbare Inhalte, die im Wesentlichen Eskapaden beschreiben. Das bedeutet, die Möglichkeit, vor den alltäglichen Sorgen zu flüchten.“

Ein Rezept, das bisher aufging. Im Januar konnte „Blesk“ 324.000 Zeitungsverkäufe melden, die auflagenstärkste Nicht-Boulevardzeitung „Mladá fronta Dnes“ kommt auf 208.000 Verkäufe. Und auch die Konkurrenz im Bereich der Regenbogenpresse konnte sich, trotz vieler Versuche, nie gegen „Blesk“ durchsetzen. Der größte Konkurrent, die Zeitung „Expres“ wurde 1996 kurzerhand aufgekauft und binnen einer Woche eingestellt.

Tomáš Trampota
Allerdings musste auch der Boulevard in den letzten Jahren aufgrund von Wirtschaftskrise und Internet Federn lassen: 2004 und 2005 konnte „Blesk“ noch Verkaufszahlen von über einer halben Million Exemplare vermelden. Tomáš Trampota erläutert, wie das Geschäftsmodell der Regenbogenpresse funktioniert:

„Traditionell sind die Boulevardblätter in den meisten Ländern vom Verkauf an Zeitungsständen und auf der Straße abhängig. Sie haben nicht besonders viele Abonnementkunden, deswegen sind die Titelseiten und die reißerischen Nachrichten wichtig. Sie müssen die Menschen von der Titelseite anschreien, damit sie sich umdrehen und die Zeitung ansehen.“

Im Internet konnte sich der Boulevard aber nicht durchsetzen, da dort Inhalte wichtiger als die Aufmachung sind. Karel Hvížďala ist ebenfalls Medienexperte und Kommentator im Tschechischen Rundfunk. Er weiß, warum das Rezept der Boulevardzeitungen gerade dort nicht funktioniert und das Internet eine größere Gefahr für Boulevardmedien darstellt, als für seriöse Blätter:

„Es scheint, als sei der Einbruch des Boulevards im Internet größer, weil das Bedürfnis zum Beispiel nach Sex und Blut gerade im Internet schneller und einfacher bedient werden kann. Es entfällt also die Notwendigkeit, danach in der Zeitung zu suchen.“

Auch der „Blesk“ gehört zum Ringier-Axel-Springer-Verlag, genauso wie die deutsche „Bild“. Kostenlose Exemplare an alle Einwohner Tschechiens, wie es die „Bild“ im Juni in Deutschland zu ihrem 60. Geburtstag plant, wurden aber zum 20. Jubiläum in Tschechien nicht verschickt.