Böhmische Polka: vom Volkstanz zum salonfähigen Musikgenre
Das Wort „Polka“ bedeutet im Tschechischen und im Polnischen „Polin“. Ob der Volkstanz so benannt wurde, weil die Tschechen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Sympathie für die unterdrückten Polen empfanden, darüber wird bis heute spekuliert. Dass aber die Wiege der Polka in Böhmen liegt, gilt als eine an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit.
Einer Überlieferung zufolge soll die böhmische Polka einen Vorläufer namens „Nimra“ haben. Der Name ist von einem alten Tanzlied abgeleitet. Es erzählt von Onkel Nimra, der einen Schimmel kaufte und dann vor Freude mit seiner Frau einen Reigen tanzte.
Auf ähnliche Melodien wie diese soll eine gewisse Anna Slezáková die Polka als Paartanz im Zweivierteltakt „erfunden“ haben. Damals hieß der Tanz „půlka“, die Hälfte. Bald kannte man ihn auch in Prag und
dort wurde er 1835 in „Polka“ umgetauft. Die Polka wurde schnell zum tschechischen Nationaltanz. Darum machte sich nachweislich der Komponist František Matěj Hilmar verdient. Seine Polka „Esmeralda“ war die erste Komposition dieser Art überhaupt, die in Böhmen in Notenschrift gedruckt wurde.Die Polka verbreitete sich mit Windeseile auch in andere Länder Europas, wo sie salonfähig wurde. Als 1840 der erste Prager Tanzball im neu gebauten Prunkgebäude auf der Sophieninsel veranstaltet wurde, tanzten sich bereits viele Damen und Herren auch bei der Polka die Sohlen heiß. Der Tanz war ein Phänomen.
diese Musik nicht nur musikalische Tanzbegleitung, er hat daraus vielmehr stilisierte Musikgedichte geschaffen. Zum Beispiel die Polka mit dem Titel „Aus dem Studentenleben“.
Smetana hat dazu beigetragen, dass sich auch renommierte Interpreten oder Ensembles derartiger Kompositionen annahmen und bis heute hört man sie auch in den Konzertsälen. Smetana hat einen Zyklus von so genannten „Poetischen Polkas“ komponiert. In Konzerten erklingen aber auch Polka-Kompositionen, in denen Smetana wissentlich volkstümliche Motive verarbeitet hat. So zum Beispiel in seiner Polka „Für Luise“.