Mährische Trinklieder wieder höchst aktuell - neue Obstler sind da

Am 22. September beginnt dem Kalender nach der Herbst. Die Jahreszeit, die viele von uns wegen der farbenfrohen Natur lieben und andere wiederum wegen der melancholisch gestimmten, verregneten Tage, voller Duft faulen Laubs. Der Herbst ist aber auch mit einer traditionellen Tätigkeit verbunden, deren Produkt in unzähligen Volksliedern besungen wird. Gemeint ist der Obstler, der aus dem musikalischen Kulturgut hierzulande kaum wegzudenken ist. Hier eine kleine Kostprobe aus Mähren.

Schon während des Sommers sieht man auf dem Lande vor allem Männer, wie sie in ihren Obstgärten von Bäumen gefallene Früchte, vorwiegend Birnen, Äpfel und Zwetschgen, sammeln und sorgfältig putzen. Ihre Qualität ist sehr wichtig für die Qualität des Obstbrands, auf den sie sich schon beim Sammeln freuen. Manche ihrer Frauen sehen hingegen keinen Grund zur Freude: „Wer gern Schnaps trinkt, kommt nicht gern nach Haus´“ klagen Frauen in einem Trinklied.

So ein Mann brauche die Hilfe von mehreren Männern, um nach Hause zu kommen. Zwei hielten ihn an Schultern, ein dritter sage, welches der Beine nach vorne er setzen solle…

Ja, und die ganze Welt drehe sich mit ihm! Doch nicht alle, die das Trinkmaß nicht einhalten, wollen mit freundlicher Hilfe anderer nach Hause gehen. Mancher Trinker freut sich, dass ihn seine Frau in der Kneipe abholen kommt. Warum? Um die Zeche zu bezahlen! Gott sei Dank, liebes Weib, dass du kommst“, singt mancher Sünder freudig.

„Kořalička“, das Schnäpschen also, kann man auch montags, dienstags mittwochs, also die Woche über trinken, wie der Trinker seiner Umwelt voller Begeisterung verkündet.

Und dann kommt der herbeigesehnte Tag aller Hobby-Obstbrenner: der Obstler ist endlich trinkfertig! Man trifft sich und verkostet gegenseitig die Produkte der aktuellen Brennsaison. Ganz oben auf der Liste der Branntweinarten steht eindeutig der Sliwowitz, denn - wie der Volksmund behauptet:

„Wer Sliwowitz brennen und trinken will, der muss ein guter Mensch sein.“

Na dann zum Wohl!