Boomende Wirtschaft, sinkende Arbeitslosenquote - fehlende Arbeitskräfte

Schwarze Zahlen - die werden seit längerem in der tschechischen Wirtschaft geschrieben und der Trend ist eindeutig: Die Zahlen werden schwärzer und die Aussichten rosiger. Aber es kündigt sich auch schon eine Kehrseite der guten Entwicklung an, gerade weil alles so gut läuft.

"Ich glaube, dass wir noch einige Monate ein ordentliches Wachstum erwarten können", sagt Pavel Sobisek und meint damit aber nicht die Aussichten für die Hypovereinsbank, für die er als Wirtschaftsexperte arbeitet. Die frohe Botschaft gilt der gesamten tschechischen Wirtschaft. Und das wirkt sich auf den Arbeitsmarkt aus. Wie gestern die Ämter bekannt gaben, ist die Arbeitslosenquote innerhalb des letzten Jahres von 8 auf 6,4 Prozent im August gesunken. Gleichzeitig hat die Industrieproduktion einen enormen Satz gemacht von 6,6 Prozent im Juni auf über 11,5 Prozent im Juli. Das Angebot von Arbeitsplätzen ist in der Tschechische Republik größer als es je zuvor war. Im August hatten die Arbeitsämter fast 133.500 Plätze zu vergeben, 10.000 mehr als im vorangegangenen Monat. Zahlen über Zahlen, die da seit gestern durch die Medien purzeln - und alle schwarz! Ein Trend, der wohl noch länger anhalten wird, wie Ales Michl, Wirtschaftsexperte bei der Raiffeisenbank, sagt:

"Ich denke, dass wir am Ende des Herbstes bereits unter sechs Prozent liegen werden. Und dass, weil die frischen Schul- und Hochschulabsolventen Arbeit finden werden. Oder zum Beispiel werden sich auch Frauen mit Kindern, die vor den Ferien noch zu Hause geblieben sind, wieder in den Arbeitsmarkt eingliedern. Der Trend ist also äußerst positiv, hin zu einer noch niedrigeren Arbeitslosigkeit."

Foto: Štěpánka Budková,  Radio Prague International
In den Himmel wird die tschechische Wirtschaft jedoch nicht wachsen können. Die Grenze des Wachstums haben bereits viele Firmen erreicht. Zdenek Wolf von einer Metall verarbeitenden Firma in der Nähe von Pilsen erklärt das Problem:

"Räumliche Kapazitäten haben wir und Aufträge gibt es genug, wir können sie nur nicht bewältigen und müssen sie ablehnen - es gibt nicht genug Arbeitskräfte. Und das heißt, dass die Produktion anstatt zu wachsen auf dem Niveau des vergangenen Jahres bleibt."

Die steigende Produktion saugt die zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte auf und ohne neue Arbeitskräfte könnte der Wachstumsprozess zum Stillstand kommen. Im Bauwesen ist das schon zu erkennen. Da nämlich sinkt die Produktion bereits seit zwei Monaten, wie Marek Rojicek vom Tschechischen Statistikamt erläutert:

"Es ist beides: Es gibt zu wenig Arbeitskräfte auf dem Bau und es herrscht mittlerweile ein Mangel an Baustoffen."