Boot statt Brücke: In Prag gibt es zwei neue Fähren über die Moldau

Fähre in Prag (Foto: ČTK)

Ausflügler und Radfahrer nutzen sie schon lange: die Moldaufähren, die am Prager Stadtrand beide Ufer miteinander verbinden. Nun gibt es zwei weitere Linien, die in der Innenstadt zwischen Nationaltheater und Kaiserwiese Passagiere über den Fluss befördern. Patrick Gschwend ist mit einer von ihnen gefahren.

Fähre in Prag  (Foto: ČTK)
Der Motor ist aus. Wir gleiten auf den hölzernen Anlegesteg zu. Am Heck des kleinen Bootes mit Platz für etwa zwölf Personen sitzt der gutgelaunte junge Fährmann in seiner Arbeitskleidung: einem Matrosenanzug - selbstverständlich mit der dazugehörenden Mütze. Auf der steht in goldener Schrift Benátky, der tschechische Name für Venedig. Wir befinden uns allerdings nicht auf einer Gondel auf dem Canale Grande, sondern auf einer der beiden neuen Prager Moldaufähren, die seit vergangenem Freitag die Ufer in der Innenstadt miteinander verbinden. Hier, unweit des Nationaltheaters, steigen die - außer mir - ausschließlich tschechischen Passagiere vorsichtig auf das schwankende Boot, das wenige Augenblicke später wieder voll beladen in Richtung Schützeninsel ablegt.

Fähre in Prag  (Foto: ČTK)
„In der Zeitung und im Fernsehen haben wir gesehen, dass man hier bis zum 1. August so etwas vorbereitet. Wir sind hier zum ersten Mal auf einer Fähre und wollen das einfach mal ausprobieren.“

Wie dieses Paar haben auch andere Fahrgäste von der neuen Fährverbindung in den tschechischen Medien erfahren. Das Boot ist voll, die Kapazitäten ausgeschöpft. So müssen auch an der nächsten Anlegestelle auf der Slaweninsel wieder einige Wagemutige zurückbleiben und warten bis Fährmann Ondřej 20 Minuten später wieder vorbeikommt. Dem behagt dieser Andrang nicht unbedingt.

„Es sind normale Prager, die die neuen Fähren benutzen, aber die meisten Leute benutzen sie nicht, um nur auf die andere Seite zu gelangen, sondern eher für längere Fahrten, was schlecht ist. So sollte es eigentlich nicht sein. Eher sollte es so sein, dass die Fähren einem praktischen Zweck dienen.“

Fähre in Prag  (Foto: ČTK)
Längere Fahrten: Damit meint Ondřej den gesamten Zickzack-Kurs über 4 Stationen zur Kinderinsel, und wieder zurück, der natürlich für die Passagiere ein Erlebnis ist. Geduldig und stets lächelnd lässt sich der Fährmann in seiner Kluft fotografieren. Daher hört er glücklicherweise nicht die Einschätzung einer älteren Dame:

„Die Fähren sind eine touristische Attraktion. Eine sehr angenehme, denn eigentlich war es für die Touristen noch nie komfortabler an das andere Ufer zu gelangen. So ist es sogar ein richtiges Abenteuer!“

Bis Ende Oktober die Winterpause beginnt, dürfte Ondřejs Transportmittel, das im Übrigen mit den normalen Metrofahrscheinen benutzt werden kann, allerdings noch ein Geheimtipp bleiben - bis die neuen Ausgaben der Reiseführer erscheinen.