Bronzelöwe erinnert an tschechoslowakische Piloten im Zweiten Weltkrieg

Foto: ČTK

Prag hat seit Dienstag einen geflügelten böhmischen Löwen. Das mythische Tier ist aber keine Attraktion auf einem Jahrmarkt, sondern ein Denkmal. Es erinnert an die heldenhaften Einsätze der tschechoslowakischen Piloten, die im Zweiten Weltkrieg in der britischen Luftwaffe kämpften. Die Denkmalschützer der Stadt Prag kritisieren den Löwen aber, vor allem seinen Standort.

Foto: Miroslav Krupička
Der Kran kreischte, als er seine Last in die Höhe hob: Der geflügelte böhmische Löwe aus einer halben Tonne Bronze schaffte den kurzen Flug auf seinen großen Granitsockel nämlich nicht aus eigener Kraft. Allerdings zauberte er bei der offiziellen Enthüllung am Dienstag den anwesenden Veteranen ein Lächeln aufs Gesicht. Denn der Löwe soll die Menschen an die Heldentaten der tschechoslowakischen Flieger im Zweiten Weltkrieg erinnern, zur Enthüllung reiste sogar ein Enkel von Winston Churchill an. Geschaffen wurde die Skulptur vom britischen Künstler Colin Spofforth:

„Ich habe niemals zuvor einen Löwen kreiert. Ich wollte ihm ein aggressives Gesicht geben, aber der Körper ist passiv. Er will nicht angreifen, es ist eher ein Ausdruck von Herausforderung.“

Foto: ČTK
In den britischen Luftstreitkräften dienten damals etwa 2500 Tschechoslowaken, mehr als 500 von ihnen kamen bei den Luftkämpfen über England und bei weiteren Einsätzen ums Leben. Der geflügelte Löwe soll ein Denkmal für diese Soldaten sein und ein kleines Dankeschön. Denn die Idee und die finanziellen Mittel kamen von Briten, die in Tschechien leben. Initiator des Denkmals ist Euan Edworthy. Der seit 15 Jahren in Tschechien lebende PR-Berater erklärt seine Motivation für das Projekt:

„Ich habe Respekt für die unglaubliche Tapferkeit der tschechoslowakischen Flieger, die mit uns im Zweiten Weltkrieg gekämpft haben.“

Jiří Skalický  (Foto: ČT24)
Innerhalb eines Jahres hatte Edworthy über drei Millionen Kronen (110.000 Euro) für das Denkmal gesammelt, nun steht es im Park Klárov, der direkt an der Metrostation Malostranská liegt. Dort allerdings hat der geflügelte Löwe den Unmut der Prager Denkmalschützer erregt. Jiří Skalický ist beim Prager Magistrat zuständig für den Denkmalschutz:

„Der Löwe wurde an einem ungünstigen Ort errichtet. Dort gibt es bereits ein Denkmal, und ich kenne keinen Ort, an dem zwei solch monumentale Statuen nebeneinander stehen. Wir bewerten nicht die bildhauerische Arbeit, also wie die Statue aussieht. Aber wir bewerten den architektonisch-urbanistischen Gesamteindruck aus Sicht eines Denkmalpflegers.“

Foto: Miroslav Krupička
Das Bauamt des ersten Prager Stadtbezirks hatte die Errichtung des Löwen erlaubt, ohne auf die Einwände der Denkmalschützer und Stadtplaner einzugehen. Deswegen hat die Denkmalschutzabteilung der Stadt Prag nun Beschwerde eingelegt. In einem Verwaltungsverfahren wird jetzt geprüft, ob es rechtmäßig war, die Baugenehmigung zu erteilen. Sollten die Denkmalschützer mit ihrem Vorgehen Erfolg haben, muss der Löwe wohl an einem anderen Ort umziehen.