Brückner optimistisch vor der WM-Relegation: Mit Nedved sind wir noch stärker!

Pavel Nedved, Foto: CTK
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In unserer Sportsendung vor vier Wochen hatten wir Sie darüber informiert, dass die tschechische Fußball-Nationalmannschaft auf dem Weg zur Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland noch einige Hürden überspringen muss. Die finnische ist dank eines 3:0-Sieges in Helsinki gemeistert worden, doch nun wartet in der Relegation mit Norwegen ein weiterer skandinavischer Brocken auf die Schützlinge von Auswahltrainer Karel Brückner. Mit welchen Erwartungen die tschechischen Kicker in die Duelle am 12. November in Oslo und am 16. November in Prag gehen, darüber berichtet Lothar Martin in seinem aktuellen Sportreport.

Tomas Rosicky
In Deutschland zählt man bereits die Tage bis zum Beginn der WM-Endrunde am 9. Juni 2006 in München. 27 Länderteams haben ihre WM-Tickets bereits gebucht, fünf Fahrkarten sind noch zu vergeben. Darunter drei in Europa. Um diese drei WM-Plätze streiten noch sechs Mannschaften in der so genannten Relegation, die in drei Paarungen mit Hin- und Rückspiel ausgetragen wird. Während die Spanier auf die Slowaken treffen und die Schweizer gegen die Türken antreten, müssen sich die Tschechen mit den Norwegern auseinander setzen. Nicht gerade ein angenehmer Gegner, wie Tomas Rosický, der Mittelfeldregisseur von Borussia Dortmund, Radio Prag verriet:

"Nun, das wird sehr schwierig. Ich habe jetzt gesehen, wie der Platz in Oslo aussieht, und ich muss sagen: Das ist eine Katastrophe! Und auch gegen die Norweger selbst wird es nicht leicht, denn das ist eine sehr kompakte Mannschaft, die sehr defensiv spielt und auf Konter lauert. Also, das wird sehr schwer für uns."

Auch David Jarolim, der nach seinen überzeugenden Leistungen beim Hamburger SV zum zweiten Male in den tschechischen Auswahlkader berufen wurde, weiß, dass es in der Relegation schon keine leichten Gegner mehr gibt:

"Ja, Wunschgegner gibt es keine, denn man kann sie sich nicht aussuchen. Jeder Gegner, auf den wir treffen konnten, ist stark. Man muss daher Respekt haben, aber ich glaube an unsere Stärke und ich bin überzeugt davon, dass wir gewinnen werden."

Tomas Rosický, der bereits vor vier Jahren mit von der Partie war, als die tschechische Vertretung in der Relegation mit zwei 0:1-Niederlagen an den Belgiern gescheitert war, spricht jedoch aus, was man diesmal unbedingt vermeiden muss:

"Also der erste Punkt ist: Wir müssen viel disziplinierter sein als damals, als wir drei oder vier rote Karten bekommen haben. Es ist klar, dass man so nicht bestehen kann. Aber ich glaube, dass wir zuletzt in Finnland sehr gut gespielt haben, und diesen erfolgreichen Weg müssen wir nun weiter beschreiten."

David Jarolim,  Foto: www.hsv.de
Jarolim wiederum, der noch zu den Newcomern im Nationaltrikot zählt, ist ziemlich sicher, dass die tschechische Mannschaft die Norweger bezwingen wird. Denn auf unsere Frage, ob er der Meinung sei, einem echten Team anzugehören, antwortete der 26-Jährige entschlossen:

"Auf jeden Fall! Ich war gegen die Niederlande und gegen Finnland das erste Mal im Auswahlkader - das ist eine Riesenehre für mich, hier dabei zu sein. Darauf bin ich sehr stolz. Und wie gesagt, im Auswahlteam ist Jeder für den Anderen da, und das macht unsere Nationalmannschaft so stark."

Rosický und Jarolim verdienen schon einige Jahre ihr Salär in der deutschen Bundesliga. Der schmächtige Tomas, wegen seiner phantasievollen Spielweise von der hiesigen Journaille als "Mozart des Fußballs" verehrt, kickt seit Februar 2000 für die Borussia aus Dortmund, mit der er in der Saison 2001/02 sogar Deutscher Meister wurde. Jarolim ging schon als Jugendlicher zum FC Bayern nach München, um sich dort konditionell, mental und sprachlich auf das große Ziel Bundesliga vorzubereiten. Ex-Weltmeister Klaus Augenthaler holte ihn im Jahr 2000 zum 1. FC Nürnberg, wo David ein Jahr später dann auch tatsächlich in der deutschen Eliteklasse Fuß fasste. Und zwar mit Bravour, so dass bald noch bessere Angebote auf ihn zukamen, von denen er vor der Saison 2003/04 der Offerte des HSV den Zuschlag ab. Mit seiner Wahl ist er bis heute sehr zufrieden:

"Ich hatte das eine oder andere Angebot von Vereinen aus der Bundesliga gehabt, doch als ich alle zusammengenommen habe, erwies sich das vom HSV als das beste für mich. Ich bin wirklich sehr glücklich mit dieser Entscheidung."

Beide Nationalspieler gaben schon mit 19 Jahren ihr Debüt in der Bundesliga. Daher ist ihnen auch nicht entgangen, dass die diesjährige Bundesliga-Saison fürwahr ganz im Zeichen der in sieben Monaten beginnenden WM-Endrunde steht. Jarolim begeistern vor allem die deutschen Stadien:

"Die Stadien sind meistens ausverkauft und vortrefflich modernisiert. Und ich glaube, dass die Leute jetzt vor der WM mehr für den Fußball leben. Das spürt man nämlich schon."

Und Rosicky ergänzt:

"Ja, das spürt man schon lange, dass eine große Aktion in Deutschland vor der Tür steht. Daher hoffe ich, dass auch wir es schaffen und so bei der WM dabei sind."

Beide Profis werden auch von ihrem deutschen Umfeld angestachelt, alles dafür zu tun, um mit der tschechischen Nationalmannschaft beim großen Fußballfest im nächsten Jahr dabei zu sein.

Pavel Nedved,  Foto: CTK
"Also ich muss sagen, in Dortmund ist das so, dass viele Leute mir anvertraut haben, sie würden gern unsere Nationalmannschaft bei der WM in Deutschland sehen. Ich hoffe, dass es klappt und wir dort spielen werden."

David Jarolim hat zudem wahrgenommen, dass sogar der deutsche Fußball-Kaiser den Tschechen die Daumen drückt.

"Ich habe bei der Auslosung gesehen, wie Franz Beckenbauer sich gewünscht hat, dass wir uns für die WM-Endrunde qualifizieren. Denn auch er hat einen großen Respekt vor der Tschechischen Republik, und das sagt schon alles."

Für das große Ziel, den tschechischen Fußball nach 16 Jahren endlich wieder bei einer WM-Endrunde zu präsentieren, wird auch der aus der Nationalmannschaft eigentlich schon zurückgetretene Mittelfeldstar Pavel Nedved noch einmal die Stiefel schnüren. Seine Mitspieler sind froh, ihn wieder im Team zu haben. Jarolim sagt warum:

"Wenn man Nedved in der Mannschaft hat, dann hat jeder Gegner, so glaube ich, ein bisschen mehr Respekt. Daher hoffe ich, dass wir das auch auf dem Platz ausnutzen können."

Auswahltrainer Karel Brückner aber bringt es auf den Punkt:

"Allgemein habe ich es schon mehrfach klar gesagt: Wenn Pavel Nedved dabei ist, dann sind wir noch stärker."

Die tschechischen Fußballanhänger hoffen und wünschen nun, dass ihre Nationalmannschaft stark genug sein wird, auch noch die Hürde Norwegen aus dem Weg zu räumen.

Autor: Lothar Martin
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