"Bürger V.H." - Vaclav Havel als Film

Vaclav Havel (links) mit Miroslav Janek (Foto: CTK)

Im April dieses Jahres ist Pavel Koutecky, einer der bedeutendsten tschechischen Dokumentarfilmer, bei Dreharbeiten von einem Prager Hochhaus gestürzt und tödlich verunglückt. Zurückgelassen hat er neben traurigen Verwandten und Freunden auch 45 Stunden Drehmaterial für einen neuen Dokumentarfilm über den langjährigen tschechischen Präsidenten Vaclav Havel. Erste Ausschnitte daraus wurden am Wochenende auf dem Internationalen Filmfestival in Karlovy Vary/Karlsbad präsentiert.

Vaclav Havel und seine Gattin Dagmar Havlova  (Foto: CTK)
Václav Havel vor einem Staatsbesuch des französischen Präsidenten Jacques Chirac in Prag. Ein Ausschnitt aus der dreiminütigen Filmsequenz, die jetzt in Karlsbad Journalisten und Filmschaffende erstmals zu sehen bekamen. Darin warnt Havel etwa seinen Mitarbeiterstab davor, Chirac halbgare Kartoffeln zu servieren oder fragt Michail Gorbatschow auf Russisch, ob er weiß, was der KGB war. "Bürger V.H." - so soll der neue Film über Vaclav Havel heißen, der nach Angaben der Produzenten voraussichtlich Ende 2007 in die tschechischen Kinos kommen soll. Sein neuer Regisseur ist Miroslav Janek, der von seinem verunglückten Kollegen Pavel Koutecky umfangreiches Drehmaterial aus den Jahren 1992-2005 übernommen hat. An insgesamt 150 Dreh-Tagen hatte Koutecky mehr als 100 Szenen aus dem privaten und politischen Leben von Vaclav Havel festgehalten. Dabei achtete er stets auf die nötige Knappheit, erinnerte sich Vaclav Havel am Wochenende in Karlsbad an die gemeinsamen Dreharbeiten:

Vaclav Havel  (links) mit Miroslav Janek  (Foto: CTK)
"Jedes Mal, wenn er das Gefühl hatte, die Szene hört auf, interessant zu sein, hat er die Batterieanzeige an der Kamera aufleuchten lassen. Und diese Batterieanzeige war für mich ein wichtiges Signal, dass wir jetzt offenbar nur noch dummes Zeug reden. Und dann habe ich die Verhandlungen immer beschleunigt oder entsprechende andere Konsequenzen daraus gezogen."

Wie Koutecky ist auch Miroslav Janek ein erfahrener Filmemacher, der unter anderem auf 15 Jahre Berufspraxis in den USA und mehrere internationale Filmpreise zurückblicken kann. Sein jüngstes Projekt, der neue Havel-Film, hat lange vor seiner Fertigstellung auch schon Filmverleiher im Ausland hellhörig werden lassen. Koproduzent Pavel Strnad:

"Einzelne Distributoren, zum Beispiel aus Polen, haben bereits Interesse bekundet. Und wir rechnen damit, dass wir, sobald wir einen konkreten Zeitplan für die Produktion haben, den Streifen auch Filmverleihern in Toronto oder Berlin anbieten werden."

Zusätzlich zu dem Dokumentarfilm "Bürger V.H." soll aus dem Material, das Pavel Koutecky hinterlassen hat, eine vierteilige Fernsehserie über Vaclav Havel entstehen. Und wem das noch nicht reicht, der kann sich das komplette Drehmaterial in einer Gesamtlänge von 45 Stunden im Nationalen Filmarchiv ansehen.