Bundespräsident Rau zu Arbeitsbesuch in Prag

Bundespräsident Johannes Rau mit Vaclav Havel, Foto:CTK

Zu einem eintägigen Arbeitsbesuch ist am Mittwoch der deutsche Bundespräsident Johannes Rau in Prag eingetroffen. Am Vormittag kam er zu einem bilateralen Gespräch mit seinem tschechischen Amtskollegen Vaclav Havel auf Prager Burg zusammen. Markéta Maurová nahm an der nachfolgenden Pressekonferenz teil - wovon haben die Präsidenten verhandelt?

Bundespräsident Johannes Rau mit Vaclav Havel,  Foto:CTK
Es wurden zwar auch die EU-Integration oder die Zukunft der NATO erörtert, aber vor Journalisten war aber hauptsächlich über die bilateralen Beziehungen die Rede. Die Politiker hoben besonders ihre positive Seiten hervor, vor allem die regen Handelsbeziehungen und Kulturkontakte, wie z.B. das Theaterfestival deutscher Sprache in Prag. Präsident Havel sagte auch, die bilateralen Beziehungen seien heute ausgezeichnet und besser, als sie je gewesen seien.

Und die Spannungen der letzten Zeit? Ja, auch die wurden angesprochen. Johannes Rau sagte dazu folgendes:

Johannes Rau und Vaclav Havel,  Foto:CTK
"In den Diskussionen der letzten Wochen hat mich bedrückt, dass ich manchmal die Gefahr empfand, wir würden zumindest in der Tonlage zurückfallen hinter schon Erreichtes. Mir ist zuviel über Rechtsfragen gesprochen worden, das muss auch sein, aber mir wird zuwenig über das Leid gesprochen, das viele Menschen erfahren haben, das vielen Menschen zugefügt worden ist. Wir alle wissen, es gibt Fragen der Vergangenheit, zu denen wir unterschiedliche Positionen vertreten, das steht auch in der Deutsch-Tschechischen Erklärung von 1997, aber es heißt in dieser Erklärung auch, dass beide Seiten ihre Beziehungen zukunftsgerichtet gestalten wollen und nicht mit aus der Vergangenheit herrührenden politischen und rechtlichen Fragen belasten werden. Ich finde, diesen Konsens dürfen wir nicht aus dem Auge verlieren."

Präsident Havel sprach sich in diesem Zusammenhang dafür aus, nicht zu generalisieren und individuelle Schulden zu beurteilen. Auch er verwies auf einen Satz aus der Tschechisch-deutschen Erklärung:

"Und zwar dass wir lernen sollen, auch die zeitliche Folge der Taten wahrzunehmen und zwischen Ursachen und Folgen zu unterscheiden."