Burgen und Schlösser Tschechiens: touristische Saison in Gefahr

Bitov

Sollten Sie wohl den Besuch einer Burg oder eines Schlosses in der Tschechischen Republik in Ihren Urlaub eingeplant haben, empfehlen wir Ihnen, die Reise nicht zu verzögern. Warum? Das erfahren Sie im folgenden Beitrag von Markéta Maurová.

Bitov,  foto: Jan Rosenauer
"Sehr geehrte Damen und Herren, gestatten Sie mir, Sie auf der Burg Burgenstein willkommen zu heißen. Unsere Besichtigungsrunde eröffnen wir ..." Es droht, dass wir diesen Satz, der untrennbar zu Urlaubsbesichtigungen verschiedenster Sehenswürdigkeiten gehört, bald nicht mehr hören können. Zumindest nicht in Tschechien. Verwalter der staatlichen Burgen und Schlösser sowie Mitarbeiter des Nationalen Denkmalinstituts haben am Dienstag der Oberen Parlamentskammer eine Petition überreicht, in der darauf hingewiesen wird, dass sie für die Entlohnung ihrer Mitarbeiter kein Geld mehr haben. Daher drohe eine Beschränkung des Betriebs bzw. eine vorzeitige Beendigung der touristischen Saison. Unter den Signataren des Dokuments ist auch der Kastellan der bekanntesten tschechischen Burg Karlstein, Jaromir Kubu.

"Man muss die Tendenz zur Kenntnis nehmen, die sich in den letzten 10 bis 12 Jahren durchsetzte: Während dieser Zeit haben alle festangestellten Touristenführer - bis auf eine Ausnahme - Karlstein verlassen. Der Grund dafür ist das Geld: Diese Leute wechselten zu lukrativeren Arbeitsstellen über, etwa in Reisebüros, die ihnen wesentlich mehr zahlen konnten. Die Führungen auf der Burg Karlstein werden heute vor allem von Saisonkräften, vor allem Studenten, gemacht."

Dem Verwalter des Renaissance-Schlosses in Telc, Bohumil Norek, fehlen für die Entlohnung der Schlossführer etwa 100 Tausend Kronen. Trotzdem will er sich, ebenso wie seine Kollegen, bemühen, die Sehenswürdigkeit für Touristen weiterhin zugänglich zu machen:

"Ich spreche für mich selbst, ich glaube aber, dass ich die Ansicht aller Kastellane zum Ausdruck bringe: Keiner von uns will sein Objekt schließen und keine Besichtigungen mehr machen. Wenn sich jedoch keine Gelder finden, droht die Gefahr, dass wir den Betrieb einschränken müssen. D.h. die Führungen nicht alle 10 Minuten, sondern etwa jede halbe Stunde zu machen."

Auf diese konkreten Probleme wird in der Petition aufmerksam gemacht. Über ihren weiteren Inhalt spricht der Generaldirektor des Nationalen Denkmalinstituts, Tomas Kotalik:

"Die Mitarbeiter des Nationalen Denkmalinstituts weisen in der Petition darauf hin, dass das Kulturerbe dieses Landes ein sehr wichtiges, aber vernachlässigtes und wenig genutztes Instrument der Wirtschaftsentwicklung ist. Damit hängt zusammen, dass die Finanzmittel, die aus dem Fremdenverkehr in dieses Land strömen, für Sehenswürdigkeiten und Denkmalpflege verwendet werden sollen."