Bytschkow neuer Chefdirigent in Prag

Semjon Bytschkow (Foto: ČTK)

Die Tschechische Philharmonie hat nach dem Tod von Jiří Bělohlávek einen neuen Chefdirigenten: Semjon Bytschkow.

Semjon Bytschkow  (Foto: ČTK)
„Ich fühle so viele Dinge in diesem Moment. Ich fühle mich geehrt, und ich bin glücklich. Ich beschreite einen Weg, der ganz besonders ist“, soweit Semjon Bytschkow zu seinem Engagement bei der Tschechischen Philharmonie als Chefdirigent.

Sankt Petersburg, Buffalo, Paris, Wien, Dresden und Köln – die professionelle Biographie von Semjon Bytschkow liest sich wie eine Liste der renommiertesten Konzerthäuser. Bei der Tschechischen Philharmonie hat sich der gebürtige Leningrader nun für fünf Jahre verpflichten lassen.

Dabei tritt Semjon Bytschkow ein großes Erbe an. Er folgt als Chefdirigent Jiří Bělohlávek nach, der im Juni unerwartet verstorben war. Einen Ersatz für den tschechischen Altmeister der Zunft zu finden war laut David Mareček alles andere als einfach. Er ist Leiter der Tschechischen Philharmonie:

Jiří Bělohlávek  (Foto: Martin Kabát,  Archiv der Tschechischen Philharmonie)
„Bělohlávek war ein strenger Dirigent, aber er hatte sein Orchester auch gern. Und das haben ihm die Musiker in den fünf Jahren seiner Amtszeit auch zurückgegeben.“

Von Leningrad über Buffalo nach Prag

Semjon Bytschkow hat seine ersten Schritte als Dirigent im damaligen Leningrad gemacht. Mit 22 emigrierte er in die USA, nahm bald die dortige Staatsbürgerschaft an und leitete die Buffalo-Philharmoniker. Später führte ihn sein Weg nach Europa, neben dem Orchestre de Paris war Bytschkow unter anderem Chefdirigent der Semperoper in Dresden und leitete das Rundfunksymphonieorchester des WDR in Köln. Gerade diese Erfahrung macht Bytschkow zum perfekten Nachfolger von Jiří Bělohlávek:

Tschechische Philharmonie  (Foto: Petra Hajská,  Archiv der Tschechischen Philharmonie)
„Es gibt durchaus Dirigenten, die ihre Genialität in jungen Jahren entdecken und mit 25 oder 30 schon Weltstars sind. Bei uns sind das etwa Jakub Hrůša, Tomáš Netopil oder Tomáš Hanus. Nichtsdestotrotz ist der Altersdurchschnitt bei Dirigenten höher als in anderen Berufen. Das liegt daran, dass man bestimmte Erfahrungen nur mit den Jahren erlangen kann. Deshalb haben wir nach jemandem Ausschau gehalten, der schon über 60 Jahre alt ist.“

Warum die Wahl schließlich auf den 64-jährigen Bytschkow gefallen ist, hat noch einen anderen Grund. Er ist nämlich kein Unbekannter in Prag. Mit der Tschechischen Philharmonie arbeitet er seit 2016 regelmäßig zusammen. Er hat mit dem Klangkörper unlängst das Gesamtwerk von Tschaikowski aufgenommen. Einen großen Auftritt hatte Bytschkow vergangenes Jahr schließlich mit Antonín Dvořáks 9. Symphonie, gespielt zu Ehren des ehemaligen tschechischen Präsidenten Václav Havel.