Café Babel - das erste europäische Online-Magazin
Sie versteht sich als Stimme der "Eurogeneration" und will Leser ansprechen, die über Grenzen hinweg denken: Die erste europäische online-Zeitung und zugleich Diskussionsplattform in mehreren Sprachen mit dem bezeichnenden Titel Café Babel - ein stetig wachsendes Netzwerk von Lokalredaktionen in ganz Europa. Am 1. Februar feiert Café Babel seinen fünften Geburtstag. Silja Schultheis hat dies zum Anlass genommen, Jan Prasil, den Vizechef der Prager "Babelianer", zu uns ins Studio einzuladen.
Café Babel gibt es mittlerweile schon in 20 europäischen Städten. Prag war unter den allerersten, die sich an dem Projekt beteiligt haben. Wie hat das Ganze damals hier angefangen?
Die ganze Geschichte von Café Babel hat in Straßburg angefangen. Das war die Idee von einigen Erasmus-Studenten, die sich in einem Café getroffen haben und auf die Idee kamen, eine europäische Zeitung zu gründen. Und das Ergebnis ist heute Café Babel mit mehr als 130.000 Lesern monatlich. Also man kann schon sagen, eine ziemliche Erfolgsgeschichte.
Über welche Erfolge gibt es in Tschechien zu berichten?
Nach einigen Komplikationen haben wir die Prager Redaktion im Jahr November 2003 wieder erneuert. Seitdem funktioniert die Redaktion hier in Zusammenarbeit mit der Assoziation für internationale Fragen (AMO). Café Babel ist nicht nur eine Zeitung, es ist eine Plattform für Kommunikation in Europa. Also wir schreiben zwar Artikeln und Analysen, aber wir organisieren auch öffentliche Diskussion, so genannte Coffee stormings und die sind ziemlich anders als die sonstigen öffentlichen Diskussionen. Sie werden in einem Cafe veranstaltet und finden in einer ganz anderen Atmosphäre statt. Es kommen dann auch ganz andere Menschen als zu den Veranstaltungen an der Uni.
Wer ist eigentlich die Zielgruppe von Café Babel?
Die Hauptzielgruppe sind die Studenten. Wir haben jetzt eine Studie veröffentlicht: 45 Prozent der Leser von Cafe Babel sind Menschen zwischen 18-25. Die andere Hälfte sind dann Menschen zwischen 25-35, also Menschen, die sich mit dem Internet auskennen und sich für Europa interessieren.
Europa, europäische Themen, europäische Öffentlichkeit: das zentrale Motto von Café Babel. Wie ist in Tschechien das Interesse an solchen europäischen Themen, es wird ja oft gesagt, dass die Tschechen eigentlich eher europaskeptisch sind?
Europaskeptisch schon, aber ich denke, gerade unter den jungen Menschen gibt es das Interesse. Und zu unseren Veranstaltungen kommen vor allem Erasmus-Studenten oder ehemalige Erasmus-Studenten, die schon Erfahrungen mit einem anderen Land gemacht haben und zum Beispiel von einem Erasmus-Aufenthalt zurückgekommen sind und merken, dass ihnen diese internationalen Kontakte jetzt fehlen. Sie wollen neue Ideen und Menschen kennen lernen und sie wollen sich äußern. Und dafür bietet Café Babel den Raum. Jede Woche veröffentlichen wir eine Reihe von Artikeln zu einem aktuellen europäischen Thema, im so genannten current issue. Und zu jedem Artikel kann man sich auf dem online-Diskussionsforum dann auch äußern. Die Redaktion hier in Prag beschäftigt sich vor allem mit Themen der neuen EU-Mitgliedsländern, zu denen wir uns aus unserer tschechischen Perspektive äußern.
Sie selber waren auch Erasmus-Student...
Genau. Ich war im letzten Jahr in München.
Welche Themen haben Ihnen am Herzen gelegen, als Sie nach Tschechien zurückgekommen sind, was hat Ihnen hier gefehlt?
Vor allem die Kommunikation mit den Ausländern, der Kontakt zu dem internationalen Umfeld.
Ausländer und Integration von Minderheiten - wichtige Themen auch für die tschechische Redaktion von Café Babel?
Ich denke schon. Wir haben dazu auch schon mehrere Artikel in unserer Rubrik "Orientespresso" veröffentlicht. Es gab darauf auch schon viele Reaktionen. Zum Beispiel wurde ein Artikel von uns dann in einer spanischen Zeitung abgedruckt.
Eine ganz praktische Frage: Die Redaktion von Cafe Babel in Prag hat 13 Mitglieder. Wie sieht die Arbeit aus, sie müssen die Artikel ja immer auch in sechs verschiedene Sprachen übersetzen...
Das ist ein ziemliches Problem. Alle Mitglieder unserer Redaktion arbeiten ehrenamtlich und es ist ziemlich schwierig, sie zu motivieren. Es gibt 13 Mitglieder. Die eine Hälfte davon ist wirklich aktiv, die andere schreibt nur hin und wieder Beiträge. Und die meisten Artikel werden dann von uns selbst übersetzt, aber natürlich sind wir auf der Suche nach weiteren Übersetzern.
Wie sieht es mit finanzieller Unterstützung aus, bekommen Sie von irgendwoher Zuschüsse?
Das ist ein weiteres Problem. Ich habe ja schon angesprochen, dass wir ehrenamtlich arbeiten. Letztes Jahr haben wir für eine Reihe von öffentlichen Diskussionen einen Zuschuss aus dem tschechischen Regierungsamt bekommen. Von diesem Geld wurden dann zwei erfolgreiche Diskussionen veranstaltet, unter anderem mit der Vizepräsidenten der Europäischen Kommission, Margot Wallström. Und bei diesen Diskussionen konnte man schon sehen, dass sich die Menschen wirklich für europäische Themen interessieren, aber keine Lust haben, darüber auf akademischem Boden zu debattieren. Sie kommen lieber in ein Café. Zu dieser Diskussion kamen 130 Menschen.
Ab dem 1. Februar, dem fünften Geburtstag von Café Babel, wird die Zeitung erstmals auch in einer nicht-westeuropäischen Sprache erscheinen, auf Polnisch. Kann man bald auch mit einer tschechischen Ausgabe rechnen?
Seit ihren Anfängen bemüht sich die Prager Redaktion um eine tschechische Sprachversion. Das ist aber nicht einfach. Alle Artikel müssten dann ins Tschechische übersetzt werden. Und wir haben keinen starken Partner wie etwa die Redaktion in Warschau, die mit einer Stiftung zusammenarbeitet und dadurch die polnische Version von Cafe Babel starten konnte. Das fehlt uns leider und wir bemühen uns jetzt, einen solchen Partner zu finden und in einem Horizont von vielleicht zwei Jahren eine tschechische Sprachversion zu starten.
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