Český Lev: Gewinner der Filmpreisverleihung ist das Sozialdrama „Poupata“

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Am Samstag war es wieder soweit: Die tschechische Filmzunft hatte sich versammelt, um einen der begehrten gläsernen Löwen zu bekommen. Denn jedes Jahr im März wird der Český Lev verliehen. So heißt die höchste Auszeichnung für Filmschaffende hierzulande. Als Favorit ging der erste und einzige Film Václav Havels, „Odcházení“, mit insgesamt zwölf Nominierungen ins Rennen, erfüllen konnte er die Erwartungen jedoch nicht.

Zdeněk Jiráský  (Mitte). Foto: ČTK
Den Český Lev für den besten Film 2012 erhielt das Sozialdrama „Poupata“. Der Film von Zdeněk Jiráský war der Gewinner des Abends, er konnte insgesamt vier Auszeichnungen gewinnen. Jiráský erzählt in seinem Debüt die Geschichte einer Familie in einer industriell geprägten Stadt in Tschechien. Der Vater ist spielsüchtig, die Mutter desillusioniert und die gerade erwachsenen Kinder arbeitslos. Als die Tochter auch noch schwanger wird, eskaliert die Situation der Familie. Vladimír Javorský, ausgezeichnet als bester männlicher Hauptdarsteller, spielt den Vater der Familie:

Dagmar Havlová  (Foto: ČTK)
„Ich bin aus Ostrau. Und das soziale Milieu im Film ist nicht weit von den Lebensbedingungen entfernt, unter denen ich aufgewachsen bin. Aber dieser Mensch hatte eine noch engere Beziehung zu Ostrau.“

Regisseur Jiráský erhielt einen Löwen für seine Regiearbeit und auch sein Kameramann Vladimír Smutný wurde mit der begehrten Trophäe ausgezeichnet.

Václav Havel erhielt posthum den Löwen für das Drehbuch zu seinem Film „Odcházení“, eine Satire über den Abtritt eines Politikers. Den Preis nahm seine Witwe Dagmar Havlová entgegen. Der Streifen war für zwölf Löwen nominiert worden, konnte diese Erwartungen aber nicht erfüllen, denn neben dem besten Drehbuch konnte er die Jury nur noch in der Kategorie bester Schnitt überzeugen.

Aňa Geislerová  (Foto: ČTK)
Auch 2012 wurde ein Löwe an Aňa Geislerová, eine der bekanntesten tschechischen Schauspielerinnen vergeben. Sie erhielt den Preis für die beste weibliche Hauptrolle im Film „Nevinnost“. Übersetzt bedeutet der Titel „Unschuld“, Geislerova spielt darin eine Frau, die bereits in ihrer Jugend vom Mann ihrer Schwester verführt wurde und seitdem von ihm abhängig ist. Ihre erneute Auszeichnung kommentierte sie nach der Preisverleihung mit Humor:

„Die Löwen bilden schon ein Rudel. Aber einer ist auf einer Geschäftsreise und befindet sich im Büro meines Pressesprechers, also habe ich jetzt einen freien Platz für den neuen Löwen.“

„Alois Nebel“
Die Verfilmung von Jaroslav Rudiš´ Comic „Alois Nebel“ erhielt ebenfalls zwei Auszeichnungen und zwar für die beste Filmmusik und für die beste künstlerische Leistung.

Daneben ist besonders bemerkenswert die erneute Auszeichnung des Dokumentarfilms „Pod sluncem tma“. Darin wird die Arbeit zweier tschechischer Elektriker in Afrika dokumentiert, die eine Solaranlage für eine Schule auf dem Land installiert haben und dabei weniger mit technischen als mit menschlichen Problemen kämpfen müssen.