Christen organisieren Kampagne gegen Antisemitismus
Obwohl antisemitische Ausschreitungen in Tschechien im Vergleich mit anderen Ländern Europas weniger verbreitet sind, entschieden sich Vertreter einiger christlich orientierter Organisationen in den vergangen Monaten eine Kampagne gegen Antisemitismus zu initiieren. In ihrem Rahmen wurde u. a. eine Diskussion zum Thema "Antisemitismus gestern und heute" im Prager Abgeordnetenhaus organisiert. Unter den Teilnehmern war auch der Sprecher der Tschechischen Bischofskonferenz und Vizevorsitzende der Gesellschaft der Christen und Juden in Tschechien, Daniel Herman. Ich fragte ihn nach der Entwicklung der Beziehungen in der Zeit nach dem 2. Vaticanum, das zur Öffnung der katholischen Kirche in den 60er Jahren führte:
Die Diskussionsteilnehmer wiesen des Weiteren auf den mangelnden Willen Europas hin, die Verantwortung für den Staat Israel zu tragen. Über die Ursachen dafür sagte der Leiter des Jüdischen Museums in Prag, Leo Pavlát:
"Jede Verantwortung ist ein wenig schmerzlich und unter bestimmten Umständen auch mit Opfern verbunden. Und Europa oder die westliche postmoderne Welt will nichts opfern und ist nicht bereit, auf einen Teil ihres Komforts zu verzichten. Außerdem nehmen die Europäer Probleme, die es gar nicht so weit von Europa gibt, nur als etwas Entferntes wahr. Der ganze Konflikt - so wie er ungefähr seit dem Sechs-Tage-Krieg präsentiert wird - wird aus einer Sicht dargestellt, als ob Israel ein Aggressor wäre. Europa steht da anscheinend auf der Seite des angeblich Schwächeren, aber das historische Gedächtnis ist sehr kurz. Der Konflikt begann nicht 1967. Ich meine, dass Europa wirklich die moralische Verantwortung für den Staat Israel hat. Es trägt eine moralische Verantwortung dafür, auf welche Art es zur Lösung des Konfliktes beiträgt. Ich bin nicht davon überzeugt, dass Europa in dieser Hinsicht genug unternimmt."