CME übernimmt TV Nova für 14,8 Milliarden Kronen - und doch praktisch umsonst

Die Übernahme des erfolgreichen tschechischen Privatsenders TV Nova durch die amerikanische Gesellschaft Central European Media Enterprises (CME) ist derzeit in Tschechien das bestimmende Thema. Vor allem wegen einer langen Vorgeschichte, in der auch die Erklärung dafür liegt, dass CME die Fernsehstation trotz eines Kaufpreises von 14,8 Mrd. Kronen praktisch umsonst erhält. Thomas Kirschner mit dem Stand der Dinge.

Man sieht sich im Leben immer zweimal, mag sich der amerikanische Unternehmer Ronald Lauder gedacht haben. Sein Medienunternehmen CME war bereits in den 90er Jahren Geldgeber und Mehrheitseigentümer von TV Nova. Dem undurchsichtig agierenden damaligen Generaldirektor von Nova, Vladimir Zelezny, war es jedoch gelungen, CME von der Kontrolle der Sendelizenz zu trennen und die Beteiligung somit wertlos zu machen. CME sah sich vor die Tür gesetzt - und verklagte den tschechischen Staat wegen mangelnden Vertragsschutzes. In einem Aufsehen erregenden Prozess war der amerikanischen Gesellschaft daraufhin eine Entschädigung in Höhe von 10,7 Milliarden Kronen, rund 335 Millionen Euro, zugesprochen worden. Zahlen musste letzten Endes der tschechische Steuerzahler. Die Rolle von Zelezny wurde nie vollständig geklärt, derzeit genießt er als Europaabgeordneter Immunität. Mit der abermaligen Übernahme von TV Nova erreicht CME-Chef Lauder nun späte Genugtuung gegenüber Zelezny, meint der Redakteur der kritischen Wochenzeitung Reflex, Jan Potucek. Der Kaufpreis von knapp 15 Millarden Kronen, rund 485 Millionen Euro, der an die Holdinggesellschaft PPF fließt, sei dabei kein Problem:

"Dahinter steckt natürlich auch eine persönlicher Ehrgeiz von Ronald Lauder, der seinen erfolgreichen Feldzug gegen Vladimir Zelezny nun krönen will, und das ist eben der letzte Schritt, der noch ausstand. Wenn man sich ansieht, wieviel Geld CME in bar an die PPF-Holding gezahlt hat, dann entspricht das in etwa dem, was CME vom tschechischen Staat als Entschädigung im Fall Vladimir Zelezny erstritten hat, plus eine knappe Milliarde Kronen. Den Rest zahlt CME in Aktien, so dass die Transaktion im Ganzen praktisch nichts gekostet hat."

Insgesamt also ein ausgezeichnetes Geschäft für beide Seiten, denn über die Aktienbeteiligung bekommt auch die PPF-Holding Einfluss auf den mitteleuropäischen Medienmarkt. Noch muss der Rundfunk- und Fernsehrat der Übernahme zustimmen, dessen Sprecher Pavel Barak hat aber am Montag bereits deutlich gemacht, dass er keine Schwierigkeiten sieht.

"Der Rat könnte über diesen Fall schon auf seiner morgen beginnenden Sitzung definitiv entscheiden. Seine Zustimmung zu solchen Änderungen verweigert der Rat nur in dem Fall, dass es dadurch zu einer Beschränkung der Meinungsvielfalt nach den Paragraphen 55 und 56 des Mediengesetzes käme. Und die sieht das Gesetz nur bei einem Zusammenschluss gleichartiger Medien aus dem gleichen Verbreitungsgebiet."

Weniger entspannt dürfte die Stimmung derzeit unter den Mitarbeitern bei Nova sein. Noch ist ungewiss, was der neue Eigentümer bringt, zumal für die ehemaligen Weggefährten von Vladimir Zelezny, von denen noch viele in der Führung des Senders tätig sind. Nova-Generaldirektor Petr Dvorak bemüht sich um Beschwichtigung:

"Ich möchte jetzt nicht sagen, dass jeder, der heute bei Nova arbeitet, seinen Stuhl sicher hat. Es wird auch in den nächsten Jahren hier ganz normal zugehen: Wer gut arbeitet, wird dafür belohnt, und wer schlecht arbeitet, wird bestraft, wie er es verdient - aber das wird sicher nicht nur wegen dieser Übernahme sein."

Auch die Gesellschaft CME hat bereits verkündet, dass sie an der Vergangenheit nicht interessiert sei. Wie aber die Zukunft aussieht, bleibt vorerst nur abzuwarten.