Willkommen daheim: Größter tschechischer Privatsender TV Nova geht an die CME Group

Schon Karl Marx wusste, dass sich alles in der Geschichte zweimal ereignet. Neuster Beleg dafür mag die Übernahme des größten privaten Fernsehsenders Tschechiens, TV Nova, durch die CME Group sein, die noch bis vor fünf Jahren Hauptgeldgeber für Nova war. Mehr über die aktuelle Übernahme und die bewegte Geschichte dazwischen von Thomas Kirschner.

Über den Verkauf von TV Nova, dem größten und beliebtesten privaten Fernsehsender Tschechiens war schon seit geraumer Zeit spekuliert worden. Der Sender, der mit Serienwiederholungen und anspruchsloser Unterhaltung den Massengeschmack bedient, befindet sich seit zwei Jahren mehrheitlich im Besitz der Prager Finanzholding PPF, die keinen Zweifel daran ließ, dass man sich nicht dauerhaft im Fernsehgeschäft betätigen wolle. Wie am Morgen bekannt wurde, übernimmt nun für 14,8 Milliarden Kronen, etwa 485 Millionen Euro, das auf den Bermudas ansässige Medienunternehmen Central European Media Enterprises (CME) den Sender. Radio Prag bat den Chefredakteur der Fachzeitschrift Marketing & Media, Daniel Köppl, um eine erste Einschätzung.

"Ich würde sagen, es ist eine kleine Überraschung für die tschechische Medienlandschaft, aber man kann nicht sagen, ob es eine positive oder negative Überraschung ist, denn alle Beobachter haben damit gerechnet, dass die deutsche Mediengruppe RTL der neue Anteilseigner wird."

Die Tageszeitung Pravo bestätigte in ihrer Montagsausgabe schon den Verkauf von TV Nova an die deutsche RTL Gruppe, hinter der der deutsche Medienkonzern Bertelsmann steht. Am Montagvormittag kam dann aber alles anders. CME ist dabei nicht so exotisch, wie der Geschäftssitz in der Karibik vermuten lässt: Die Gesellschaft verfügt bereits über ein Netz von Fernsehstationen in der Slowakei, in Kroatien, Rumänien, Slowenien und der Ukraine. Und auch für TV Nova ist CME ein alter Bekannter. Die Gesellschaft war der wesentliche Geldgeber für den Geschäftsmann und ehemaligen Nova-Generaldirektor Vladimir Zelezny, dem es 1999 durch geschicktes Taktieren gelungen war, CME entschädigungslos aus der Kooperation zu drängen. Ein lohnendes Geschäft für Zelezny, ein teurer Schachzug für den tschechischen Steuerzahler: Auf die Klage von CME hin musste der tschechische Staat wegen fehlenden rechtlichen Schutzes der Investitionen 10,7 Mrd. Kronen Entschädigung an die amerikanische Gesellschaft zahlen, rund 335 Millionen Euro. Die Rolle Zeleznys wurde juristisch nie ganz geklärt; er schaffte den Sprung in die Politik und ist heute Europaabgeordneter für Tschechien. Wie wird der neue alte Eigentümer CME nun mit den Nova-Mitarbeitern umgehen, die damals mithalfen, ihn auszubooten? Gibt es noch einen Zelezny-Zirkel bei Nova? Dazu nochmals Daniel Köppl von der Fachzeitschrift Marketing & Media:

"Ich weiß nicht, ob wir hier von so etwas wie einem Freundeskreis reden können. Sicherlich wird die Übernahme Konsequenzen haben, aber wohl mehr auf der psychologischen Ebene als in der Realität. Die Leute bei CME sind Profis, und ich glaube nicht, dass die kommen und sagen: Diese sechs Leute müssen hier innerhalb von zehn Minuten verschwinden! So wird das sicherlich nicht laufen."

Welche Folgen erwartet Daniel Köppl im Hinblick auf die Struktur und das Programm von Nova von der Übernahme des Senders?

"Es ist noch zu früh, darüber zu spekulieren, was die Übernahme bedeutet. Ich würde sagen, im nächsten Jahr wird sich nichts ändern - Nova wird das gleiche Fernsehen im gleichen Stil bleiben."

Und damit fängt die Geschichte von CME und TV Nova zum zweiten Mal an. Ob Karl Marx Recht hatte, und sie sich das erste Mal als Tragödie, das zweite Mal als Farce ereignet, das muss nun die Zukunft zeigen.