COI: Rechtschaffenheit unbekannter Begriff für tschechische Unternehmer

Sazka Arena

Zwei große Ereignisse haben die Tschechen in den vergangenen zwei Wochen hinter sich gebracht: den EU-Beitritt am 1. Mai und die 68. Eishockey-Weltmeisterschaft, die am 9. Mai beendet wurde. Aber wie haben sie sich bei diesen Events präsentiert, welches Bild haben sie von sich gezeichnet? Auf den ersten Blick gesehen leider kein allzu Erfreuliches, denn die Abzocke gegenüber ausländischen Besuchern kannte auch diesmal kaum Grenzen. Weshalb, dazu Näheres von Lothar Martin.

Generaldirektor der Tschechischen Handelsinspektion Jiri Pekny  (Foto: Zdenek Valis)
Während der Austragung der Eishockey-WM, die über 16 Tage in Prag und Ostrava/Ostrau stattfand, haben die Vertreter der Tschechischen Handelsinspektion (kurz: COI) verstärkt Verbraucherschutz-Kontrollen durchgeführt und bei nahezu 45 Prozent all dieser Kontrollen Unzulänglichkeiten oder aber grobe Verstöße gegen das Verbraucherschutzgesetz festgestellt. Die Kontrollen zielten dabei insbesondere auf die Betreiber von gastronomischen, Verkaufs- und Dienstleistungseinrichtungen. Und siehe da, in nicht weniger als 160 Fällen wurden die Kontrolleure wieder fündig bei den "üblich Verdächtigen": Hotels, Restaurants, Taxifahrer. In verschiedenen Lokalen wurden zum Teil unverschämte Bedienungszuschläge erhoben oder den Gästen wurde wieder einmal die Getränkeliste vorenthalten, monierte Miloslava Fléglová, die Pressesprecherin der Handelsinspektion. Am negativsten aber schlug erneut zu Buche, dass mancherorts wieder unterschiedliche Preise von In- und Ausländern für ein- und dieselbe Leistung abverlangt wurden. Frantisek Lobovský, der Chef der tschechischen Verbraucherschutz-Vereinigung (kurz: SOS), hat dafür kein Verständnis, versucht dieses Negativ-Phänomen aber wie folgt zu erklären:

"Das ist sicher eine Folge der unterschiedlichen Kaufkraft zwischen den Verbrauchern in der Tschechischen Republik und den ausländischen Touristen. Daraus wollen einige Unternehmer offensichtlich Kapital schlagen".

Kaufkraft hin, Kaufkraft her, Miloslava Fléglová nennt die Ursache für dieses Treiben unmissverständlich beim Namen:

"Zweierlei Preise für eine Sache. Diese Handlungsweise ist ein Beleg dafür, dass das unternehmerische Niveau in der Tschechischen Republik sehr niedrig ist. Leider."

Und wie geht die Handelsinspektion nun gegen solche unseriösen Geschäftemacher vor? Dazu noch einmal die Pressesprecherin:

"Bei Feststellung einer Diskriminierung des Verbrauchers kann die Tschechische Handelsinspektion den entsprechenden Verkäufer oder Dienstleistungsanbieter mit einer Geldbuße von bis zu einer Million Kronen sanktionieren. Im Falle eines innerhalb eines Jahres wiederholt festgestellten Vergehens kann eine Sanktion von bis zu zwei Millionen Kronen verhängt werden. Dem liegt stets eine Verletzung des Verbraucherschutzgesetzes zugrunde."

Rund um die Weltmeisterschaft wurden vor Ort zwölf Geldbußen in Höhe von insgesamt 15.500 Kronen vollstreckt. 111 Unternehmer erwarten jedoch noch weitaus höhere Strafen, die in einem fälligen Gerichtsverfahren verhängt werden. Aber: Noch immer handelt es sich um den berühmten Stich ins Wespennest. Deshalb melden sich auch Sie, wenn Ihnen in Prag oder anderswo in Tschechien willkürlich hoch gesetzte Preise abverlangt werden. Wie und an wen Sie es mitteilen sollen? Sehen Sie dazu auf die Internetseite der Tschechischen Handelsinspektion, www.coi.cz, die auch eine deutschsprachige Version aufweist.