Comics, virtuelle Realität und ein Roadmovie
In den ersten Wochen des neuen Jahres geht es thematisch bunt zu im Tschechischen Zentrum in München. In der Prinzregentenstraße debattieren unter anderem die frischgebackenen Preisträger des Deutsch-Tschechischen Journalistenpreises, aber auch eine Comic-Ausstellung wird dort gezeigt. Ein Gespräch mit dem neuen Leiter der tschechischen Kulturvertretung in München, Jiří Rosenkranz.
„Den Anfang des tschechischen Comics kann man ungefähr in die Hälfte des 19. Jahrhunderts legen. Dabei ist interessant, dass die tschechischen Humor- und Satirenzeichner der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sichtlich durch die bekannte Münchner Zeitschrift ‚Fliegende Blätter‘ beeinflusst waren. Die älteste tschechischsprachige Comic-Serie über Strejček Mrkvička, also Onkel Mrkvička aus dem Jahre 1867, macht sich über einen Menschen vom Lande in einer Großstadt lustig. Der Autor war Karel Václav Klíč.“
Wird die Geschichte des Comics in der Ausstellung chronologisch präsentiert, oder verfolgen Sie ein anderes Konzept?
„Die Ausstellung ist anlässlich des 100. Gründungstags der Tschechoslowakei entstanden und in zwei Bereiche aufgeteilt. Der erste Teil zeigt die wichtigen historischen Geschehnisse ab 1918 bis zum Wendejahr 1989, und zwar sowohl in direkten Reaktionen der damaligen Comic-Autoren, als auch in späteren Reflexionen. Der zweite Teil der Ausstellung präsentiert die typischen tschechischen Comic-Genres mit Betonung auf den Einfluss der politischen Situation, das heißt zum Beispiel der Ideologie und der Zensur in Zeiten des Nationalsozialismus oder Kommunismus. Der erste Teil ist chronologisch, der zweite nach ausgewählten Themenbereichen sortiert.“
Die Ausstellung ist noch bis 7. März zu sehen. Am 7. Februar treffen sich die Preisträger des Deutsch-tschechischen Journalistenpreises in München, um gemeinsam zu diskutieren. Welche Journalisten sind es, und was ist das Thema ihres Gesprächs?„Wir wollen die Preisträger des Deutsch-tschechischen Journalistenpreises und ihre Arbeit vorstellen. Der Preis wird vom Deutsch-tschechischen Zukunftsfonds an die Journalisten verliehen, die mit ihrer Berichterstattung zur besseren Verständigung zwischen Tschechen und Deutschen beitragen. Wir haben unter anderem Jan Novotný von der Wochenzeitschrift Euro eingeladen. Er berichtete in seiner Reportage mit dem Titel ‚Demolierung der Erinnerung‘ über die mangelnde Vergangenheitsbewältigung beziehungsweise den nicht vorhandenen Willen zur Vergangenheitsbewältigung im Ort Postoloprty in Tschechien. Jan Novotný beschreibt das offenkundig fehlende Interesse in Postoloprty daran, sich mit dem Massenmord an hunderten Sudetendeutschen auseinanderzusetzen. Außerdem war Martin Knitl vom Tschechischen Rundfunk Ostrava erfolgreich. Er setzte sich in seiner Sendung mit dem Titel ‚Sudetenkinder‘ mit den deutschsprachigen Kindern auseinander, die zu Anfang des Zweiten Weltkriegs in eine Anstalt für psychisch Kranke in Opava / Troppau gebracht wurden und dort ihr ganzes Leben lang geblieben sind, obwohl sie gesund waren. An der Podiumsdiskussion nehmen noch die Journalistin und Jurorin Lída Rakušanová und der langjährige Tschechien-Korrespondent Hans-Jörg Schmidt teil, der übrigens eine Sonderauszeichnung bekommen hat. Das sind alles starke Themen für die Diskussionsrunde, ich wünsche mir jedoch, dass unsere Gäste auch auf die aktuelle Situation der journalistischen Arbeit zu sprechen kommen.“
Von 20. bis 24. Februar findet auf dem Messegelände in München die Czech Innovation Expo statt. Was wird dort gezeigt?„Das ist etwas ganz Feines. Es handelt sich um eine interaktive Ausstellung. Der Besucher wird mit modernster Technik, beispielsweise mit einer VR-Brille und einer App, durch die Ausstellung geführt. So lernt er die bedeutendsten Unternehmen und Erfindungen aus der Tschechoslowakei und Tschechien kennen, wie zum Beispiel die Kontaktlinsen, das berühmte Fahrrad Favorit, die Tatra-Fahrzeuge oder die Softwarefirma Avast. Die Ausstellung wird im Rahmen der fr.e.e Reisemesse gezeigt, Tschechien ist da in diesem Jahr nämlich das Partnerland. Unser Ziel war es aber, dass Tschechien nicht nur als touristisches Ziel, sondern auch als ein modernes Land mit viel Potential dargestellt wird.“
Zum Schluss eine Einladung ins Kino: In der ersten Märzwoche findet in München und Regensburg das Festival MittelPunktEuropa mit aktuellen Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen aus den Visegrád-Staaten statt. Es wurde erst vor drei Jahren ins Leben gerufen. Wie ist das tschechische Kino beim dritten Jahrgang vertreten?„Tschechien ist in München mit drei und in Regensburg mit zwei Filmabenden vertreten. Gezeigt wird Tschechiens Oscar-Kandidat ‚Všechno bude‘ vom Erfolgsregisseur Olmo Omerzu. Der Film ist ein Roadmovie mit viel Witz. Zu Gast in München sind auch die beiden Hauptdarsteller, Tomáš Mrvík und Jan František Uher. In Regensburg wird Regisseur Ondřej Havelka seine Verfilmung des Romans ‚Hastrman‘ (auf Deutsch: Der Wassermann, Anm. d. Red.) von Miloš Urban präsentieren. Neu ist die Zusammenarbeit mit einer Filmhochschule, in diesem Jahr mit der Famu in Prag. Ein Kurzfilmabend mit dem Titel ‚Best of Famu‘ zeigt ein Mix aus sechs Kurzfilmen der vergangenen zwei Jahre. Zudem kommen vier Regisseure nach München und Regensburg, um ihre Filme vorzustellen. Wir planen, diese Zusammenarbeit mit den Filmhochschulen fortzusetzen, wobei jedes Jahr eine andere Hochschule vorgestellt werden soll.“
Weitere Infos und das komplette Programm finden Sie auf der Homepage http://munich.czechcentres.cz und auf der Facebook-Seite des Zentrums. Das Programm des Filmfestivals steht auf www.mittelpunkteuropa.eu.