Coronavirus: Großevents weiter erlaubt, aber Exportverbot für Atemschutz

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Am Mittwoch lag die Zahl der bestätigten Coronavirus-Fälle in Tschechien weiter bei fünf. Ein weiterer Verdacht in Prag wird noch untersucht. Doch von einer Epidemie kann hierzulande laut dem Gesundheitsminister keine Rede sein. Dennoch blüht das Geschäft mit medizinischen Hilfsmitteln wie etwa Atemmasken, teils werden diese zu horrenden Preisen an verängstigte Bürger verkauft. Das versucht die tschechische Regierung nun zu unterbinden und auch allgemein für ausreichend Hygiene- und Schutzgegenstände zu sorgen.

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Adam Vojtěch  (Foto: ČTK / Michal Kamaryt)
Am Dienstag fasste Gesundheitsminister Adam Vojtěch (parteilos) die Lage zusammen. Er machte noch einmal deutlich, dass kein Grund für ernstere Befürchtungen bestehe:

„Derzeit haben wir keine Signale für eine größere Coronavirus-Epidemie in Tschechien. Aber einige Fälle können in den kommenden Tagen noch hinzukommen. Wir ergreifen in maximalem Umfang die nötigen Maßnahmen, um möglichst eine Verbreitung der Krankheit hierzulande oder das Einschleppen weiterer Fälle zu verhindern.“

Tatsächlich sieht es bereits nach einem sechsten Fall aus. Eine Mutter zweier Schulkinder aus Prag wurde in einem Privatlabor positiv getestet auf Corvid-19. Auch sie war in Norditalien gewesen, doch das zuständige Referenzlabor muss die Ansteckung erst noch bestätigen.

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Vor Bekanntwerden des Falls tagte am Mittwoch erneut der tschechische Sicherheitsrat. Zur Diskussion stand auch ein allgemeines Verbot von Großveranstaltungen. Doch der entsprechende Antrag von Innenminister Jan Hamáček (Sozialdemokraten) wurde in seiner ursprünglichen Form abgelehnt. Anders als der Biathlon-Weltcup können also Fußball- und Eishockeyspiele weiterhin mit Zuschauern stattfinden. Der Chef-Epidemiologe Roman Prymula erläuterte das bei der anschließenden Pressekonferenz. Dabei verglich er die Lage hierzulande vor allem mit Italien, Deutschland, Frankreich und Spanien.

„In diesen Ländern wird das Virus mittlerweile auch zwischen den dortigen Bewohnern übertragen. Unter solchen Umständen ist angeraten, einzelne Events ab 1000 oder 5000 Besuchern zu verbieten. Hierzulande ist es nicht zu solch einer Übertragung gekommen. Deswegen gibt es derzeit keinen Grund, Großveranstaltungen einzuschränken“, so Prymula.

Roman Prymula  (Foto: Michaela Danelová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Dies habe man auch in Hinblick auf mögliche wirtschaftliche Folgen so entschieden, ergänzte Prymula. Allerdings müssen Aktionen ab 5000 Besuchern bei den Gesundheitsämtern der Kreise gemeldet werden, wie Minister Vojtěch (parteilos) erläuterte:

„Die Ausrichter sollten mitteilen, wer an der jeweiligen Veranstaltung teilnimmt – gegebenenfalls auch, aus welchem Land die Besucher und Interpreten kommen. Die Gesundheitsämter der Kreise bewerten dann das epidemiologische Risiko, das heißt ob etwa Menschen aus Risikogebieten dabei sind.“

Eine weitere Frage ist die Versorgung von Krankenhäusern und Ärzten, aber auch Altersheimen und weiteren sozialen Einrichtungen mit medizinischem Material. In vielen Apotheken in ganz Europa sind Schutzmasken derzeit ausverkauft. Manche Händler verlangen dafür Höchstpreise, auch im Internet.

Quelle: Webseite Huglo.cz
Der Tschechische Rundfunk berichtete von einem Extremfall. Da bot eine Frau über eine Kleinanzeige Atemschutzmasken mit Filtern an – und zwar sechs Mal teurer als normal. Konkret für 5000 Kronen, also 200 Euro. Aber auch die Online-Shops sind in das Geschäft eingestiegen. Einer dieser Läden, der eigentlich Baustoffe vertreibt, nahm auch Masken mit Filter ins Programm. Dazu schaltete er einen Ticker, der die aktuelle Zahl der Corona-Toten und -Erkrankten in der Welt zeigt. Ist das nicht Geschäft mit der Angst? Der Anbieter, der sich Standa nennt, verneinte dies:

„Diese Ticker gibt es doch überall. Wenn jemand auf unsere Website kommt, dann wird ihn die Zahl der Toten sicher nicht darin beeinflussen, ob er die Maske kauft.“

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Ein Sprecher der Ärztekammer bezeichnete solche Verkaufsstrategien als „Hyänismus“. Auch deswegen hat das Gesundheitsministerium reagiert. Seit Mittwoch ist der Verkauf von hocheffektiven Masken vom Schutztyp FFP3 hierzulande reguliert. Sie dürfen nicht mehr ausgeführt werden, aber nicht nur das…

„Wir brauchen das beschränkte Angebot an solchen Masken für Einrichtungen des Gesundheits- und des Sozialwesens sowie gegebenenfalls für staatliche Institutionen. Deswegen ist es nicht mehr möglich, diesen hocheffektiven Atemschutz irgendwo in E-Shops und über weitere kommerzielle Kanäle zu verkaufen“, so Gesundheitsminister Vojtěch.

Zudem scheinen in Tschechien auch Desinfektionsmittel knapp zu werden. Deswegen könnte auch ihre Ausfuhr schon demnächst verboten werden, wie Vojtěch ankündigte.