Cyberkrieg und Einflüsse von außen: Regierung stellt zweiten Teil von Sicherheits-Audit vor
Der Feind lauert an jeder Ecke und oft sieht man ihn nicht – davon geht auch die tschechische Regierung aus. Seit den Terroranschlägen in Westeuropa in diesem Jahr prüft sie die Sicherheitslage im Land. Nun haben Premier Bohuslav Sobotka und Innenminister Milan Chovanec den zweiten Teil des sogenannten Sicherheits-Audits vorgestellt. Das Ergebnis: Vor allem Staatsbeamte in Tschechien müssen sich besser vor einer Einflussnahme von außen schützen.
„Die Bedeutung der Cyberkriminalität wächst immer mehr. Wir haben in der jüngsten Vergangenheit gesehen, wie durch Cyberattacken zum Beispiel der Lauf der Präsidentschaftswahlen in den USA beeinflusst werden sollte. Vor allem durch einen gezielten Abfluss von Informationen. Wir wollen hier in Tschechien nach und nach ein E-governement etablieren. Und dieses muss sicher sein gegen jegliche Angriffe aus der Cybersphäre.“
Dazu soll laut dem Premier das Nationale Amt für Sicherheit gestärkt werden, besonders mit mehr qualifiziertem Personal. Innenminister Milan Chovance geht sogar einen Schritt weiter: Angriff sei die beste Verteidigung in Cyberfragen, so der Sozialdemokrat. Vorbilder für den Kampf gegen die Bedrohung aus dem Netz seien Israel und die USA.Doch auch eine andere Gefahr war Thema bei der zweiten Bewertung der Sicherheitslage, das unter dem Stichwort hybride Angriffsführung läuft. Worum es genau geht, erläutert die Sicherheitsexpertin Eva Romancová:
„In jeder tschechischen Amtsstube sollte es ein System geben, das Versuche der Einflussnahme von außen aufspürt. Ob nun durch gezielte Falschinformationen oder eine direkte Einwirkung auf die Beamten. Hauptsächlich geht es dabei um Beeinflussung zu Ungunsten Tschechiens und für die Interessen fremder Mächte.“Man wolle die Staatsbediensteten nun verstärkt schulen in diese Richtung, um sie resistenter gegen diese Einflüsse zu machen, so Romancová weiter.
Die Regierung schielt dabei gerade in Richtung Russland. Erst in diesem Jahr ist eine Studie von Experten der Masaryk-Universität in Brno / Brünn veröffentlicht worden, die sich mit dem Einfluss russischer Interessen in den tschechischen Medien beschäftigt hat. Einfach sei es jedoch nicht, Gefahren von außen sofort zu erkennen und effektiv zu bekämpfen, meint zumindest Josef Kraus. Er ist Sicherheitsanalytiker an der Brünner Universität:„Es gibt keine objektive Bedrohung in diesem Sinne, da die Wahrnehmung der Gefahr immer subjektiv ist. Das ist untrennbar mit der Wahrnehmung des Zielobjekts dieser Angriffe verbunden. Wenn dieses eine breite Masse ist, was ja an sich ein schwer zu definierender Begriff ist, kann es ein großes Problem werden, diese Gefahr auszumachen. Wenn es überhaupt möglich ist.“
Die Regierung bereitet zurzeit noch einen dritten Teil des Sicherheits-Audits vor. Dieser soll sich abschließend mit der Angreifbarkeit von Finanzwesen und Wirtschaftssystem in Tschechien beschäftigen.