Dagobert Melčák – dead or alive

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Miloš Melčák – diesen Namen haben Sie vermutlich noch nie gehört. Zumal, wenn Sie nicht in Tschechien leben. Er war ein farblos-grauer Aktentaschenbesitzer in den letzten Reihen der sozialdemokratischen Fraktion im Abgeordnetenhaus.

Dass ihm dieser Ruf allerdings nicht genügte bewies Melčák, als er vor zweieinhalb Jahren plötzlich sein Händchen hob und die bürgerdemokratische Konkurrenz bei der Aufstellung einer Regierung unterstützte. Seitdem stellt sich die politische Nation bei jeder Abstimmung die bange Frage: Was wird wohl der Miloš machen, der prinzipienlose und moralabstinente Melčák? Wird er mit ja oder mit nein stimmen?

Vor wenigen Tagen nun hat sich Miloš Melčák selbst befördert. Vom kleinen unberechenbaren Obstrukteur, vom Zünglein an der Waage zum großen Strippenzieher. Sein Gesellenstück heißt Verfassungskrise. Zusammen mit seinem Anwalt, dem früheren Justizminister Kalvoda, hat er es aller Voraussicht nach geschafft, die vorgezogenen Neuwahlen zu torpedieren. Es genügte eine Verfassungsbeschwerde. Eine Nuss, die zu knacken für alle anderen Politiker eine schwere Aufgabe ist. Wie schaffen wir dennoch, den Wahltermin einzuhalten, fragen sie sich. Und die Zeit läuft. Melčák hat im Hintergrund die Zeitschaltuhr gestartet und schaut zu, wie sich die politische Szene in einen aufgeregten Hühnerhaufen verwandelt. Ein bisschen so wie damals der Kaufhaus-Erpresser Dagobert und die hinterherlaufende Polizei.

Er "drücke den Politikern die Daumen" beim Knacken der Verfassungsnuss, ließ Dagobert Melčák nun über die Medien verkünden. Das war genau ein Spaß zu viel. Jetzt heißt es: Melčák – dead or alive!