„Damit das Deutsche nicht den Deutschen vorbehalten bleibt…“ – Prager Germanistentagung
Vom Satzbau bis zur Vermessung der Welt: Bereits zum siebten Mal hat die Germanistik der Prager Karlsuniversität zu ihrer jährlichen Tagung eingeladen. Aus insgesamt zwölf europäischen Ländern kamen an diesem Wochenende Studierende zusammen, um sich über ihre Forschung zur deutschen Sprache und Literatur auszutauschen.
„Internationale Konferenzen sind eher eine Seltenheit in der Germanistik. Das ist wohl auch ein Grund dafür, dass das Fach große Probleme hat aktueller zu werden. Wobei eine Tagung wie diese hier eine gute Gelegenheit ist dem entgegen zu wirken, vor allem indem sie die Relevanz der Themen aufzeigen: Welche Schlüsse kann man aus Literatur ziehen? Welche politischen Themen werden in anderen Ländern und Universitäten reflektiert?“
Manfred Weinberg hat die Konferenz wissenschaftlich betreut. Er ist Professor für neuere deutsche Literaturwissenschaft in Prag und sieht in dem Treffen großes Potential. Besonders da es auf Initiative der Studierenden stattfindet.„Vor sieben Jahren sind einige unserer Studierenden auf die Idee gekommen, eine solche Studententagung zu gründen. Von Anfang an war das Projekt auch sehr erfolgreich. Das Konzept dahinter war ganz einfach: Studenten aus ganz Europa hier in Prag zu versammeln, damit sie ihre Forschungsprojekte oder Abschlussarbeiten hier vorstellen können. Durch den Erfolg wuchs die Tagung, diesmal wurden 41 Vorträge aus ganz Europa ausgewählt. Im derzeitigen Zustand von Europa halte ich es für eine große Qualität, dass europäische Studenten sich an einem Ort treffen, kennenlernen und austauschen können.“
Das dieser Austausch in der Germanistik nicht nur in den deutschsprachigen Ländern stattfindet soll findet auch Felix Lindner aus Berlin. Er studiert Germanistik an der dortigen Freien Universität:
„Die Vernetzung in der Germanistik ist vor allem deshalb wichtig, damit niemand mehr die alleinige Herrschaft über eine Sprache hat. Damit das Deutsche nicht nur den Deutschen vorbehalten bleibt, sondern die Sprache auch in anderen Ländern diskutiert und untersucht wird.“
Damit neben den akademischen Inhalten auch der Spaß nicht zu kurz kommt, hatten die Prager Studierenden ein spannendes Rahmenprogramm für ihre internationalen Kommilitonen zusammengestellt. Geboten waren ein literarischer Stadtspaziergang und eine Autorenlesung. Martina Rybová ist Studentin in Prag und hat die Tagung mitorganisiert:
„Wir haben wie jedes Jahr eine kleine, nicht so hochoffizielle Tagung veranstaltet. Uns ist wichtig, eine freundschaftliche Atmosphäre für die internationalen Studenten zu schaffen.“