Das Institut für das Studium totalitärer Regime kommt nicht zur Ruhe

Zdeněk Hazdra (Foto: www.ustrcr.cz)

Das Institut für das Studium totalitärer Regime ist eigentlich für die Aufarbeitung der kommunistischen Verbrechen in der damaligen Tschechoslowakei zuständig. Schlagzeilen machte es in letzter Zeit aber vielmehr wegen interner Flügelkämpfe. Monatelange Diskussionen um die politische Vergangenheit des Leiters Jiří Pernes vertieften die Konflikte innerhalb des Institutsrates, und führten schließlich zur Abberufung von Pernes im Mai – nach nur anderthalbmonatiger Amtszeit. Doch auch unter dem neuen Leiter Zdeněk Hazdra scheinen eher personelle Intrigen als wissenschaftliche Arbeit die Geschehnisse im Institut zu bestimmen.

Zdeněk Hazdra  (Foto: www.ustrcr.cz)
Am Wochenende ließ Zdeněk Hazdra, der Leiter des Instituts für das Studium totalitärer Regime, über einen Pressesprecher ankündigen, er beabsichtige einen neuen Stellvertreter für Wissenschaft und Forschung zu ernennen und außerdem den Leiter des Archivs der Sicherheitsdienste, das dem Institut untergeordnet ist, abzuberufen.

Dem Archivleiter Ladislav Bukovszky wird seit geraumer Zeit ein unsachgemäßer Umgang mit den Akten der früheren kommunistischen Geheimdienste nachgesagt. Bei der Digitalisierung sollen zum Beispiel zahlreiche der historischen Dokumente beschädigt worden sein. Schon Jiří Pernes soll während seiner kurzen Amtszeit die Abberufung von Bukovszky geplant haben. Ein Schritt, den Zdeněk Hazdra nun vollziehen wollte. Die Sache hat nur einen Haken: Der 27-jährige Hazdra wurde nur vorübergehend mit der Institutsleitung betraut – bis ein neuer ordentlicher Leiter bestimmt ist.

„Jemand, der nur für eine kurze Zeit mit der Leitung des Instituts beauftragt ist, sollte nur den reibungslosen Betrieb des Instituts sicherstellen und keine grundlegenden personellen Wechsel vollziehen“, sagte Senator Václav Jehlička. Diese Meinung teilen auch viele seiner Kollegen im Senat, der die Mitglieder des Institutsrates ernennt. Die zeigten zwar Verständnis für die Gründe von Hazdras Personalplänen, nach einer Sitzung am Montag riefen sie den Übergangsleiter jedoch auf, die Umsetzung einem Nachfolger zu überlassen, der Mitte August feststehen soll. Institutsratsmitglied Patrik Benda gab die Mehrheitsentscheidung bekannt:

Jiří Pernes
„Der Übergangsleiter hat kein Mandat für solch wichtige Personalentscheidungen. Und vor allem macht es keinen Sinn, zwei Monate vor der Wahl eines ordentlichen Leiters, untergeordnete Führungskräfte dieses zukünftigen Leiters auszuwechseln. Das heißt, der Rat ist sowohl gegen Neuernennungen als auch gegen Abberufungen.“ Doch in dem siebenköpfigen Gremium hat Zdeněk Hazdra durchaus auch Fürsprecher. Sollte er seine Personalpläne trotz aller Widerstände durchsetzen wollen, könnten die internen Lagerkämpfe erneut aufflammen. Dem ohnehin schon ramponierten Ansehen des Instituts für das Studium totalitärer Regime käme das sicher nicht zu Gute.