„Das Jahr ist für immer verloren“
Die Corona-Krise hat den tschechischen Reisebus-Verkehr lahmgelegt. Die meisten Betriebe sind in ihrer Existenz bedroht. Eine Initiative fordert nun Geld vom Staat
Die Reisebus-Branche in Tschechien steht wegen der strengen Auflagen nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie vor dem Zusammenbruch. Laut der Initiative „Za autobusy“ („Für die Busse“) steht den Busunternehmen eine gewaltige Insolvenzwelle bevor. Eine „vernichtende Mehrheit“ der etwa 2000 tschechischen Bus-Betriebe sei ihren Angaben nach unmittelbar in ihrer Existenz bedroht. Mehr als jedes dritte Unternehmen habe seine finanziellen Mittel bereits aufgebraucht. Die Transporteure fordern nun Finanzhilfen vom Staat.
Die Corona-Krise hat den gesamten Reisebus-Verkehr in Tschechien so gut wie zum Stillstand gebracht. Über 90 Prozent der Unternehmen verloren ihre Aufträge über mehrere Wochen entweder völlig oder zum größten Teil.
„Alle haben ihre Aufträge mit einem Schlag zurückgezogen. Wir haben die wichtigste Saison des Jahres, die Zeit von März bis Juni, verloren. Das gesamte Geschäftsjahr ist damit unwiederbringlich zerstört“, sagt Martin Linhart, Inhaber der Gesellschaft MaLiBus.
Laut einer Umfrage verfügen 36,7 Prozent der Reisebus-Betriebe über keine liquiden Mittel mehr. Weitere 50 Prozent rechnen demnach damit, dass ihre Reserven bis Ende des Jahres aufgebraucht sind. Nur jedes fünfte Unternehmen erwartet eine baldige Rückkehr in den „Normalbetrieb“.
Für viele dieser Transportunternehmen stellen vor allem überfällige Raten für Leasingverträge ein großes Problem dar. Die Vereinigung Česmad Bohemia gibt an: Für einen gewöhnlichen Reisebus beträgt die Leasingrate pro Monat bis zu 150.000 Kronen (rund 5600 Euro), für einen Doppeldecker-Bus im Wert von rund 14 Millionen Kronen fällt sie sogar um 100.000 Kronen höher aus.
„Hinzu kommt, dass die Kredite in der Regel mit natürlichen Personen abgeschlossen werden. Das heißt, dass vielen nun die Privatinsolvenz droht. Und da die gesamte Branche von der Krise betroffen ist, gibt es niemand, der die nicht genutzten Busse abkaufen könnte“, erklärt Jiří Vlasák von „Prago Tour“, der die Initiative „Za autobusy“ ins Leben gerufen hat. Die Initiative vertritt eigenen Angaben zufolge hunderte Bus-Unternehmen.
Eine ganze Branche bittet nun die Regierung um Hilfe. Die Initiatoren haben ihr einige Vorschläge zukommen lassen, unter anderem staatliche Bürgschaften für Gewerbekredite, eine ermäßigte Mehrwertsteuer von 10 Prozent und die Befreiung von der Straßenverkehrssteuer. Außerdem setzen sie sich dafür ein, dass ausländische Bus-Unternehmen eine eigene Umsatzsteuer entrichten müssen. In einigen europäischen Ländern gebe es diese bereits, so die Initiatoren.