Reisebüro-Sprecher: Wegen Preisdrucks sparen Busunternehmen oft an falscher Stelle
Wie stets in den Sommermonaten sind auch in diesem Jahr wieder sehr viele Reisebusse quer durch Europa unterwegs. Wenn aber in den zurückliegenden Jahren publik wurde, dass einige dieser Busse eine große technische Panne oder gar einen schweren Unfall hatten, dann musste man nicht selten hören oder lesen: Dieser Bus kam aus Tschechien! Als ein „rollende Bombe“ bezeichnete die Kronenzeitung erst jüngst den tschechischen Neoplan-Bus, der am Dienstag vergangener Woche auf der österreichischen A23 aus dem Verkehr gezogen wurde. Der Grund: Das Fahrzeug war nach einer Panne in Italien ohne das zweite rechte Hinterrad über Österreich weiter in Richtung Brno / Brünn gefahren.
„Der Hauptgrund für diesen unerfreulichen Zustand ist das Bemühen, zu sparen, wo es nur geht. Die tschechischen Reisebüros stehen enorm unter Druck, denn der einzige Maßstab, den die meisten Kunden für die Qualität einer Reise zugrunde legen, ist der Preis. Wenn die Reise billig ist, dann wird sie gekauft, ist sie aber nur um einige hundert Kronen teurer, dann zögern die Kunden. Und nicht selten werfen sie dem Reisebüro vor, dass es zu teuer sei.“
Wegen ihres relativ günstigen Preises gehören Busreisen in Tschechien nach wie vor zu den Rennern auf dem Reisemarkt. Das verdeutlichen allein schon die Zahlen: Von den 4,3 Millionen Tschechen, die jährlich via Reisebüro im Ausland Urlaub machen, reisen rund 1,5 Millionen Touristen mit dem Bus – also gut jeder Dritte. Sind diese Nachfrage und der Preisdruck dann aber ein ausreichendes Argument dafür, in punkto Verkehrssicherheit nicht alles so genau zu nehmen? Tomio Okamura gibt darauf eine klare Antwort:„Ich möchte gern betonen, dass dem Gesetz nach für die Einhaltung der technischen Vorschriften am Fahrzeug und die vorgeschriebenen Pausen der Fahrer die Busfirma verantwortlich ist. Das liegt also nicht im Verantwortungsbereich der Reisebüros.“
Weil aber zumeist die Reisebüros von den Kunden für die zeitlichen Verspätungen, die technischen Mängel oder den Mangel an Komfort in den Autobussen kritisiert werden, hat der Reisebüro-Verband seine Mitglieder bereits dazu aufgefordert, den Druck auf die Busgesellschaften zu erhöhen. Dazu sollten die Reisebüros einen engeren Kontakt als bisher zu den Busunternehmen halten, sich häufiger auch im Fuhrpark umsehen und immer wieder die Einhaltung von Sicherheitsvorschriften anmahnen, erklärt Okamura.Zwischen all diesen Maßnahmen können vermutlich nur noch häufige Verkehrskontrollen der Polizei helfen, die Missstände zu beseitigen. Am vergangenen Freitag hat sie die tschechische Verkehrspolizei gleich an drei mährischen Grenzübergängen durchgeführt. Die Kontrollen nach dem technischen Zustand der Busse, der Einhaltung der Fahrpausen und dem möglichen Lenken des Busses unter Alkoholeinfluss haben keine größeren Vergehen zu Tage gefördert. Vielmehr zeigten sich einige Reisende genervt, dass ihre Fahrt dadurch um 20 bis 30 Minuten unterbrochen wurde. Für diese Reaktion aber hat die Polizei kein Verständnis. Ihr Sprecher Bohumil Malášek dazu:
„Wenn die Reisenden am nächsten Tag die Zeitungen aufschlagen und die Berichte über die Sicherheitskontrollen lesen, erfahren Sie, dass eine Reihe von ihnen vermutlich nicht gesund nach Hause gekommen wäre.“