Das Land wieder lebenswert und sicher machen: Tschechische Taucher räumen Minen in Bosnien

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Praga

Auch 21 Jahre nach dem Bürgerkrieg ist die Gefahr noch nicht gebannt – immer noch sind weite Teile Bosnien und Herzegowinas minenverseucht. Die Aufräumarbeiten laufen schleppend und werden noch ungefähr acht Jahre dauern. Tschechische Taucher helfen ihren bosnischen Kollegen nun, die letzten Reste der Kämpfe zu beseitigen.

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Praga
Die Gegend um die Stadt Bihać im Nordwesten Bosniens war vor zwanzig Jahren hart umkämpft. Erst war die Stadt umringt von serbischen Stellungen, später war sie auch von der kroatischen Militäraktion Sturm betroffen. Seit nunmehr 21 Jahren ist der Krieg vorbei. Doch Reste der Kämpfe liegen immer noch in der Erde. Die Sprengkörper seien sehr resistent, immer noch aktiv und würden weiterhin eine große Gefahr für die Bevölkerung darstellen, sagt Smajl Hrnica. Er ist Pyrotechniker und arbeitet an der Beseitigung von Minen und Blindgängern bei Bihać.

Die übriggebliebenen Minen und Granaten zu finden und unschädlich zu machen ist eine Herkulesaufgabe. Erst um das Jahr 2024 sollen alle Minenfelder geräumt sein. Zugriff hat man jedoch nur auf die rund 2000 offiziell kartierten Minenfelder. Wie viele Sprengkörper noch im Erdreich verborgen liegen, weiß niemand. Experten gehen aber von doppelt so vielen aus, wie bisher angenommen. Was man aber zur Genüge weiß: Seit Kriegsende sind der unsichtbaren Bedrohung bereits rund 600 Menschen zum Opfer gefallen.

Filip Lipovský  (Foto: ČT24)
Ihren bosnischen Kollegen helfen tschechische Fachkräfte bei der Räumung des Kriegsmaterials. Eine Einheit von Polizeitauchern hilft bei der Reinigung der Flüsse und Seen in dem Balkanland. Sie sind bisher die einzigen internationalen Experten, die in diesem Bereich tätig sind.

Handgranaten, Artilleriemunition und andere großkalibrige Geschosse finde man hier, sagt Hauptmann Filip Lipovský, der schon mehrere Jahre in Bosnien arbeitet. Rund sechs Tonnen Material haben die tschechischen Polizeitaucher während ihrer Mission bereits aus den bosnischen Flussläufen geholt.

Foto: ČT24
Die Pyrotechniker in Bosnien sind froh über die Hilfe der Experten aus Tschechien. So auch Suad Baljak, der die Abteilung Minenräumung beim bosnischen Zivilschutz leitet:

„Von den tschechischen Kollegen lernten wir das Wasser als ganz neues Arbeitsumfeld zu begreifen. Vor allem aber, wie wir uns in dieser Situation im Wasser verhalten sollten und wie wir dort für unsere Sicherheit sorgen können. Natürlich aber ebenso für die Sicherheit der jeweiligen Tauchpartner.“

Foto: ČT24
Ziel der tschechischen Hilfe ist es, dass die Bosnier früher oder später die Räumung selbst in eigener Verantwortlichkeit durchführen können. An der Expertise allein aber liegt es nicht, dass die Bereinigung der Landschaft so schleppend vorangeht. Es ist schlichtweg zu wenig Personal da in Bosnien für diese gefährliche Aufgabe. Denn der Job ist nicht gut bezahlt in dem krisengeschüttelten Land. Die dortigen Taucher können gerade einmal mit einem Durchschnittslohn rechnen, und dieser beträgt in Bosnien um die 400 Euro im Monat.