Das Weinjahr 2001: Uneinheitlich

Der nasse September hat vielen mährischen Winzern einen Strich durch die Rechnung und die Hoffnungen auf einen vierten sehr guten Jahrgang nach 2000, 1999 und 1997 zunichte gemacht. Einsetzende Fäulnis zwang zu einer schnellen Lese noch nicht ganz ausgereiften Traubenguts, wer es sich aber leisten konnte, bis im Oktober zu warten, kann auf sehr gute Resultate hoffen. Mehr dazu von Rudi Hermann im folgenden Beitrag.

Nicht jedes Jahr kann einen Jahrhundertjahrgang hervorbringen - dies ist das nüchterne Fazit vieler inländischer Winzer nach dem diesjährigen Herbst. Der September war so nass und kalt wie seit 35 Jahren nicht mehr, und das hat sich negativ auf die Weinlese ausgewirkt. Wegen drohender Fäulnis sahen sich manche Winzer gezwungen, die Trauben früher zu lesen, als es auf Grund ihres Reifegrads angezeigt schien. Denn der Reifegrad ist im tschechischen Weinsystem, ähnlich wie in Deutschland, die ausschlaggebende Grösse für die spätere Qualität des Weins, wenigstens auf der offiziellen Ebene. Je reifer und zuckerreicher die Trauben, in desto höhere Klassifikationskategorien kommt später der Wein. Entsprechend wird der Anteil von Kabinettsweinen, Spätlesen und Auslesen an der Gesamtweinmenge heuer geringer sein als in besseren Jahren. Das reflektierte sich auch im Preis der Trauben. Wurde vergangenes Jahr für ein Kilo Trauben ein Preis von etwa 20 Kronen erzielt, weil sich des guten Reifegrads wegen daraus Qualitätsweine keltern liessen, so sank der Preis jetzt bis auf 6 Kronen pro Kilo ab, weil angesichts des Zuckergehalts kaum mehr als die Produktion von Tischweinen möglich ist. Wegen früher Lese und kaltem September dürften viele Weine eine ausgeprägtere Säure als in anderen Jahren aufweisen. Die tschechischen Konsumenten werden damit lernen müssen, dass Schwankungen zwischen den einzelnen Jahrgängen an der Tagesordnung sind, dass aber gerade diese Unterschiede den Wein von standardisierten Industrieerzeugnissen abheben.

Wer es sich allerdings leisten konnte, mit wenigstens einem Teil der Lese zuzuwarten, sah sich durch einen prächtigen Oktober belohnt, der den Trauben erlaubte, noch an Zuckergehalt zuzulegen. Auf Spitzenweine müssen die Konsumenten deshalb auch im Weinjahr 2001 nicht verzichten. Dass die Menge geringer sein wird als in anderen Jahren, dürfte sich allerdings gleich in zweierlei Hinsicht auf die Preisgestaltung in den Ladengeschäften auswirken. Nicht nur die 2001er Qualitätsweine werden teurer, sondern auch die noch vorhandenen Bestände aus früheren guten Jahrgängen.

Autor: Rudi Hermann
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