Hallo und willkommen bei Tschechisch gesagt. Nach dem deutschen Vorbild wird hierzulande seit 2006 das „Wort des Jahres“ gewählt. Im Unterschied zu Deutschland wird über diesen Spitzenausdruck jedoch nicht von einer Fachjury, sondern von Lesern der Tageszeitung Lidové noviny entschieden.
Zehn Wörter, die das Geschehen in Tschechien im vergangenen Jahr repräsentieren, wurden den Leserinnen und Lesern der Zeitung angeboten. Sie sollten dann für ihre Favoriten stimmen. Und der Sieger? Eigentlich ein ganz neu gebildetes Wort, das im Zusammenhang mit dem Skandal an der Pilsner Jura-Fakultät rund um den Handel mit Universitätstiteln erfunden wurde: der „Schnellstudent“ – rychlostudent. Die Ermittlungen zeigten nämlich, dass einige der Pilsner Studenten den Doktortitel schon nach ein paar Monaten erhielten, obwohl die Studien normalerweise mehrere Jahre dauern.
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Es handelt sich um ein neues Kompositum mit dem ersten Teil Schnell- – rychlo-, Komposita sind im Tschechischen relativ häufig: der Schnellzug – rychlovlak, die Schnellreinigung – rychločistírna oder aber etwa der Schnellkurs – rychlokurz. Gleichzeitig trägt jedoch der Ausdruck Schnellstudent – rychlostudent eine negative Bewertung in sich und drückt dasselbe aus, wie die ähnlich gebildete rychlokvaška. Bei der letztgenannten handelt es sich im ursprünglichen Sinne um eine schnell gegorene, also kurzfristig eingelegte Gurke, im übertragenen allerdings um einen Menschen, der seine Bildung in verdächtig kurzer Zeit errungen hat.
Zu weiteren Spitzenwörtern des vergangenen Jahres zählen die international verständliche krize– die Krise auf der zweiten Position. Den dritten Platz nahm ein weiterer Neologismus ein. Dieser entstand vor der Europawahl, als Repräsentanten der sozialdemokratischen Partei auf Wahlkampfveranstaltungen von ihren Gegnern mit Eiern attackiert worden waren. Er heißt vajíčkiáda, also etwa die „Eieriade“.
Soweit der sprachliche Rückblick auf das Jahr 2009. Auf Wiederhören in einer Woche! Na slyšenou za týden!