Dekorationen prägen Weihnachten in Böhmen - Märkten fehlt das Flair

Wenn deutsche oder österreichische Touristen in der Adventszeit nach Tschechien reisen, dann sind sie hin und wieder enttäuscht darüber, nur in einigen größeren Städten auch Weihnachtsmärkte anzutreffen. Und das Angebot, was sie dort vorfinden, ist zum Beispiel mit der Üppigkeit des Dresdner Striezelmarktes oder des Nürnberger Christkindelmarktes überhaupt nicht zu vergleichen.

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Er gilt als einer der größten Traditionalisten hierzulande, wenn das auch in Tschechien vorhandene Brauchtum der Advents- und Weihnachtszeit Jahr für Jahr etwas aufpoliert wird. Die Rede ist von Petr Herynek, einem gelernten Botaniker, der sich sehr um die Pflege der alten Sitten und Gebräuche bemüht. Warum Weihnachtsmärkte nicht unbedingt dazu gehören, erläutert Herynek:

"Bei uns war es vielmehr so, dass die Weihnachtsmärkte zum Einkaufen dienten. Die Menschen kauften dort allerlei Waren für das Fest, Spielzeug für die Kinder und andere Dinge. Aber diese Märkte waren nur in den größeren Städten anzutreffen. Kurzum: Weihnachtsmärkte gab es von jeher auch in Böhmen und Mähren. Ich würde aber sagen, dass es in Deutschland eine engere Beziehung zum Weihnachtsfest und auch zur Natur gibt. Eine besondere Beziehung gibt es dazu sicher auch hierzulande, aber die deutsche Kultur ist diesbezüglich eine andere und die entsprechende Traditionspflege ist weitaus intensiver."

Märkte in Böhmen und Mähren gibt es seit dem Mittelalter. Sie fanden zunächst in unmittelbarer Nähe von Wallfahrtsorten statt. Aber sie hoben sich auch zur Weihnachtszeit nicht wesentlich von anderen Wochenmärkten ab, sondern fanden in Form verschiedener Jahrmärkte eigentlich das ganze Jahr über statt. Dafür waren und sind die Böhmen und Mähren bei der Gestaltung des häuslichen Weihnachtsschmucks umso kreativer, behauptet Herynek.

"Interessant sind besonders die weihnachtlichen Dekorationen, die sich etwas von denen in Deutschland unterscheiden. Hierzulande fließen mehr Elemente der Volkskunst in den Weihnachtsschmuck ein: Die Dekorationen werden zum Beispiel aus Stroh oder Maisstroh, aus Papier, aus Zellstoffwatte, aus Teigwaren, aus Nüssen oder aber aus verschiedenen Trockenfrüchten gefertigt."

Gleich 3000 Stück von solchen Exponaten kann der interessierte Besucher derzeit auf der Ausstellung "Altböhmische Weihnacht" bewundern. Als Organisator der Ausstellung weiß Herynek natürlich auch einige Dekorationen hervorzuheben.

"Ich denke, wirklich schön gelungene Ausstellungsstücke sind die aus Nüssen gefertigten Spinnen und Vögel. Empfehlen kann ich ebenso die Dekorationen aus Zellstoffwatte und Maisstroh."

Die weihnachtliche Exposition ist noch bis zum 27. Dezember im Ausstellungshaus des Botanischen Gartens in der Prager Neustadt zu sehen. Einige der Exponate, so Herynek, kann man auch käuflich erwerben.