Der 58. Prager Frühling hat begonnen

Christian Arming (Foto: CTK)

Der Smetana Saal des Prager Repräsentationshauses war am Montag wieder einmal Schauplatz der im tschechischen Kulturkalender bedeutendsten Musikveranstaltung des Jahres. Mehr über das Topereignis erfahren Sie von Jitka Mladkova:

Christian Arming  (Foto: CTK)
Mit dem ersten der insgesamt 50 vorgesehenen Konzerte sind am Montagabend die 58. Musikfestspiele Prager Frühling eröffnet worden, und dies traditionsgemäß mit dem Zyklus symphonischer Dichtungen "Mein Vaterland" von Bedrich Smetana. Die Tschechische Philharmonie leitete diesmal der zweitjüngste Dirigent in der Geschichte des ältesten tschechischen Musikfestivals - der 32jährige Österreicher Christian Arming. Ein paar Monate jünger war Rafael Kubelik im Jahr 1945. Das unerwartete Angebot, das renommierte tschechische Orchester zu dirigieren, nahm Arming, der für seinen vor kurzer Zeit schwer erkrankten tschechischen Kollegen Ondrej Kukal einsprang, als eine Herausforderung an. Tschechische Musik als solche war für ihn jedoch nicht unbekannt, denn mit 24 Jahren übernahm er für sieben Jahre den Posten des Chefdirigenten der Janacek-Philharmonie im nordmährischen Ostrava / Ostrau. Als Liebhaber, ja vielleicht sogar Verehrer, der modernen klassischen Musik war Bedrich Smetana´s Musik wohl nicht gerade sein bevorzugtes Spezialgebiet, zumindest nicht in dem Umfang, wie ihn der Zyklus "Mein Vaterland" darstellt.

Christian Arming und Bohumil Kotmel  (Foto: CTK)
Christian Arming, der mittlerweile Chefdirigent und Opernhauschef in Luzern ist, setzte sich, wie es übrigens seiner Art entspricht, mit vollem Einsatz mit dieser Prestigeaufgabe auseinander. Neben der Partitur des nicht nur bekanntesten, sondern wohl auch beliebtesten Musikwerkes der Tschechen suchte er auch nach Informationen über das soziale und kulturelle Klima, in dem es entstanden war. Doch nicht, wie sich der Dirigent selbst in einem Presseinterview äußerte, um eine eigene revolutionäre Interpretationsauffassung zu präsentieren, sondern um den Komponisten und dessen Wahrnehmung der Musik besser zu verstehen. Seine Aufgabe, vor dem Prager Publikum und den Tschechischen Philharmonikern mit einem traditionsreichen Werk aufzutreten, war keineswegs leicht. Das Resultat, beschrieben in einer in der Tageszeitung Lidove noviny veröffentlichten Rezension, gibt es zu lesen, Zitat:

"Die moderne Auffassung ohne Pathos und überflüssige Sentimentalität charakterisieren den Stil des 32jährigen Dirigenten. Seine klare Vorstellung über den Klang und die Tempi stieß hie und da mit der Routine der Philharmoniker zusammen. Wenn man aber alle äußeren Umstände summiert, die dagegen wirken - Fernsehkameras, Präsenz von Prominenten und die tschechische Interpretationstradition - dann muss man vor der Leistung Christian Armings nur den Hut ziehen." Zitatende.