Der Blick ins Tal: Wirtschaftsdaten weisen auf abflachendes Wachstum hin
Lange Jahre hat die tschechische Wirtschaft geboomt. Nun wurden die Zahlen für den Monat April veröffentlicht – zum Teil klingen sie nicht schlecht, doch sprechen sie auch schon von den heraufziehenden Wolken über der Konjunktur des Landes.
Nur 5,2 Prozent Arbeitslosigkeit, das ist der geringste Wert der vergangenen neun Jahre – so die Zahlen des Ministeriums für Arbeit und Soziales. Zum Vergleich: In Deutschland wurden im April 8,1 Prozent Erwerblose registriert. In Tschechien müsste da eigentlich die Ode an die Freude angestimmt werden. Doch dem ist nicht so: Die Wirtschaftsfachleute haben vielmehr erste Sorgenfalten auf der Stirn.
„Aus längerfristiger Sicht, glaube ich, dass die Tschechische Republik nun die Talsohle bei der Arbeitslosigkeit erreicht hat“, sagt Petr Sklenář vom Finanzberatungsunternehmen Atlantik.
Im Detail heißt Sklenářs Aussage: Unter fünf Prozent wird der Wert nicht fallen, ab der zweiten Jahreshälfte werden sogar wieder mehr Tschechen ohne Arbeit sein. Talsohle ist zudem ein gutes Stichwort. In der Konjunktur, wo die Talsohle den schlechtesten Wert bedeutet, wendet sich nämlich der Blick genau dorthin. Der Gipfel der Konjunktur ist überschritten und danach geht es bergab – eben mit Blick ins Tal. Als ein erstes Zeichen dafür halten die Fachleute die Zahlen aus der Industrieproduktion im April: Erstmals seit zehn Jahren sind die Auftragsbücher in den Unternehmen wieder dünner geworden.
Das alles wird derzeit umrahmt von einer hohen Inflationsrate, die im April trotz günstigerer Prognosen noch bei 6,8 Prozent gelegen hat.„Es hat sich zwar bestätigt, dass die Inflationsrate zurückgeht. Doch geschieht dies nur sehr zögernd und das wird in den kommenden Monaten so bleiben. In den Zahlen vom April spiegeln sich noch nicht die höhere Tabaksteuer sowie die Preiserhöhung für Kraftstoffe wider. Der Rückgang der Inflation auf einen Wert unter sechs Prozent wird wahrscheinlich erst im letzten Quartal dieses Jahres kommen“, gibt Wirtschaftsanalytiker Michal Brožka von der Raiffeisenbank eine gedämpfte Prognose ab.
Er und seine Fachkollegen hatten eigentlich gehofft, dass die derzeit starke Krone nachhaltiger die Verbraucherpreise drückt und Importgüter also in den tschechischen Geschäften billiger werden. Bleibt zumindest eine Erkenntnis, die wenigstens die tschechischen Zentralbänker erfreuen dürfte. Die Wirtschaftsfachleute glauben nicht, dass dieses Jahr die Leitzinsen geändert werden müssen. Danach hatte es nämlich bis ungefähr März noch ausgesehen.