Der Borkenkäfer erhitzt weiterhin die Gemüter
Über die Meinungsverschiedenheiten zwischen Österreich und Tschechien in der Frage der Borkenkäfer-Bekämpfung im Böhmerwald haben wir bereits berichtet. Nun wurde auch in Tschechien selbst eine neue Runde in der Debatte losgetreten. Die Paarung heißt Landkreis Südböhmen gegen Umweltministerium. Und dabei gab es schon das eine oder andere verbale Foul.
„Wir wollen nichts anderes, als mit dem Ministerium zu kommunizieren und einen Krisenplan aufzustellen. Wenn sich das Ministerium aber weiter so wie bisher verhält und jede Kommunikation verweigert, dann werde ich den Katastrophenzustand ausrufen und zur Lösung dieser Borkenkäfer-Pandemie die Fällung und Beseitigung der befallenen Bäume anordnen.“
Es gehe nicht an, dass das Umweltministerium der Vernichtung des Waldes durch den Borkenkäfer tatenlos zusehe, so Zimola. Das Ministerium hingegen bekräftigt, man wolle in der Schutzzone des Nationalparks Böhmerwald keinerlei Eingriffe durchführen und vertraue auf die Selbsterneuerungsfähigkeit des Waldes. Auf einer bereits seit längerem geplanten Pressekonferenz zeigte Umweltminister Ladislav Miko am Dienstag in Prag wenig Verständnis für den sonntäglichen Auftritt von Kreishauptmann Zimola:
„Es ist ja schon zur Tradition geworden, dass im August aus Südböhmen Meldungen zum Borkenkäfer kommen. Vor zwei Jahren war es eine Katastrophe, im Vorjahr eine Apokalypse und in diesem Jahr eine Pandemie. Ich bin schon neugierig, welches Wort wir in einem Jahr hören werden.“
Dabei bestehe kein Grund zur Aufregung, denn der Borkenkäferbefall werde beobachtet und sei unter Kontrolle. Unterstrichen wurde dies durch eine ausführliche Präsentation der Arbeit der Nationalparkverwaltung. Die Ausrufung des Katastrophenzustandes sei jedenfalls völlig unangebracht, so Minister Miko. Hinter dem Verhalten des Kreishauptmannes vermutet er wirtschaftliche Interessen der Waldbesitzer. Und der Wahlkampf zu den vorgezogenen Parlamentswahlen im Oktober werfe wohl auch seine Schatten voraus. Unterstützung erhalten der tschechische Umweltminister und die Nationalparkverwaltung indes aus Bayern:„Die Vorgehensweise des Nationalparks Šumava ist aus meiner Sicht die richtige. Man muss ganz klar unterscheiden: Ein Nationalpark ist kein Forstwirtschaftsbetrieb. Es geht hier nicht um ungestörte Holzproduktion. Die wird natürlich durch den Käfer gestört. Aber die natürliche Entwicklung - Aufwuchsphase, Alterungsphase, Zerfallsphase – der Wälder, das ist der Zyklus, der in Nationalparken üblich ist“, sagt Karl Sinner, der Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald, im Gespräch mit Radio Prag.
Einen ausführlichen Hintergrundbericht zu diesem Thema hören Sie am Montag, dem 31. August, in unserer Sendereihe „Schauplatz.