Der große Plan: Privatisierung des Prager Flughafens wird zum Streitobjekt

Prager Flughafen

Der Flughafen Ruzyně ist nicht nur Prags Tor zur Welt, sondern des ganzen Landes. Und er ist ein prosperierendes Unternehmen. Anfang Juni hat Premier Mirek Topolánek angekündigt, dass dieses tschechische Tafelsilber zu 100 Prozent privatisiert werden soll. Das ist Beschluss der Regierung. Doch nun ist ein Streit darüber ausgebrochen, ob dies richtig ist und wie diese Privatisierung aussehen soll.

Prager Flughafen
Finanziell durchgestartet, das ist man in Prag-Ruzyně bereits. Mehr als eine Milliarde Kronen Gewinn hat der Flughafen dem Staat im vergangenen Jahr eingebracht. Über zwölf Millionen Fluggäste wurden 2007 gezählt. Und die Zahlen lägen wahrscheinlich noch höher, wenn es bereits die geplante neue Start- und Landebahn gäbe. Nun will der Staat aber auf andere Weise noch mehr – den Erlös aus dem Verkauf von Ruzyně. Welche Bedeutung dies hat, sagt Wirtschaftsfachmann Jan Procházka von der Wertpapiergesellschaft Cyrrus:

„Es ist eine der größten Investitionsmöglichkeiten in Europa, die in der letzten Zeit entstanden sind, und schwer vergleichbar mit etwas anderem.“

100 Milliarden Kronen, umgerechnet also vier Milliarden Euro, soll der Verkauf des Flughafens bringen. Rund 60 Firmen aus dem In- und Ausland haben bereits ein Auge auf diese Investition geworfen. Unter ihnen sind auch der Flughafen Wien oder die deutschen Unternehmen Hochtief Airport und Fraport. Für sie dürfte wichtig sein, dass die tschechische Regierung eine grundsätzliche Entscheidung getroffen hat:

Prager Flughafen
„Wir haben beschlossen den Flughafen Prag zu 100 Prozent zu verkaufen, der Eigentum des tschechischen Staates ist“, so Premier Mirek Topolánek.

Ausgeschlossen sind damit andere Varianten wie eine Versteigerung der Anteile an der Börse oder eine Vermietung. Doch gegen den Komplettverkauf regt sich Widerstand. Und das vor allem von Prags Oberbürgermeister Pavel Bém. Er will nicht, dass seine Stadt keinen Einfluss mehr auf Ruzyne hat.

„Der Flughafen bedeutet eine enorme Belastung für die Umwelt in Prag und Mittelböhmen. Das ist einer der Gründe, warum ich als Oberbürgermeister sage, dass Prag das volle Recht hat, sich um 34 Prozent der Aktien aus dem Verkauf zu bemühen.“

Der aktuelle Regierungsbeschluss lautet jedoch anders. Er sieht vor, dass Prag eben nicht einen Drittel der Aktien erhält, sondern maximal ein Drittel des Erlöses aus dem Verkauf. Oberbürgermeister Bém glaubt aber, letztlich seinen Parteikollegen, Premier Topolánek, überzeugen zu können. Schließlich sei es auch anderswo in Europa Gang und Gebe, dass die jeweilige Stadt Anteilseigner an ihrem Flughafen ist.

Flughafen Prag - Ruzyne
Zudem erheben sich Stimmen, dass andere Arten des Verkaufs günstiger als die Gesamtveräußerung sein könnten. Der Chef der Prager Börse empfiehlt, erstmal nur die Mehrheit von 51 Prozent des Flughafens direkt zu verkaufen und den Rest über die Börse zu versteigern. Das würde dem Staat letztlich mehr einbringen.

Und seit dem vergangenen Wochenende schießt auch einer der Koalitionspartner in der Regierung quer. Die Grünen haben bei ihrem Treffen am Wochenende den Regierungsmitgliedern in ihren Reihen auferlegt, das Thema Ruzyne im Kabinett erneut zur Sprache zu bringen. Sie wollen wissen, ob es nicht vielleicht aus wirtschaftlich-strategischen Gründen besser wäre, den Flughafen doch erstmal weiter in Staatshand zu belassen.

Autor: Till Janzer
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