Der höchste Turm und die grünste Stadt Tschechiens

Im heutigen Hörerforum wollen wir einige Fragen beantworten, die Sie uns in Bezug auf die Tschechische Republik gestellt haben. Außerdem werfen wir einen Blick auf einige Themen, die unsere Länder verbinden. Am Mikrophon sind Markéta Kachlíková und Till Janzer.

Guten Tag, ahoj und hallo, liebe Hörerinnen und Hörer, willkommen bei Ihrer Sendung bei Radio Prag, willkommen zum Hörerforum. Unsere Länder haben viel Gemeinsames. Dies wird auch in vielen Ihrer Briefe bestätigt. Zu Problemen, über die wir berichten, finden Sie häufig einen Bezug in ihrem Land, in Ihrer Stadt, in Ihrer Umgebung. Das ist zum Beispiel bei Bernd Bickelhaupt aus Seeheim-Jugenheim der Fall, der uns schreibt: "Es ist für mich immer wieder überraschend zu hören, wie ähnlich die Themen sind, denen sich deutsche wie auch tschechische Politiker widmen: Bildungsreform, Gesundheitsreform bis hin zu den Strafen für Verkehrssünder. Bei letztgenanntem Thema 'beschränkt' man sich darauf, die Geldbußen zu vervielfachen. Einmal Falschparken soll dann 70 Euro kosten. Zugleich ist das bereits das Billigste, was möglich ist. Für alles andere will, falls das Parlament das so beschließt, die Staatsbehörde dann ab 100 Euro aufwärts kassieren. So gesehen lebt der tschechische Autofahrer trotz Punktesystem noch im Autofahrer-Paradies." Danke, Herr Bickelhaupt. Allerdings sind solche Vergleiche immer schwierig. Denn dazu muss man auch den Durchschnittslohn in beiden Ländern in Betracht ziehen, und der liegt in Tschechien bei weniger als 800 Euro brutto.

Zu einem anderen Thema und Beitrag von Radio Prag äußert sich Werner Hoffmann aus Güstrow: "Für mich war der Bericht im 'Kapitel aus der tschechischen Geschichte' zum Wohnungsmarkt und der Versorgung der Menschen mit Wohnraum interessant. Das haben wir doch alles in der DDR miterlebt. Selbst mit einem Kind in der Familie war es in den 60er und 70er Jahren nicht leicht, eine geeignete Wohnung zu erhalten. Während in Ihrem Land die Wohnungen wohl heute noch knapp sind, gibt es in Deutschland, besonders im Osten einen Wohnungsüberschuss. Es stehen dort rund 100.000 Wohnungen leer. Viele Wohnblöcke werden zurückgebaut oder abgerissen. Das wiederum ist für mich nicht nachvollziehbar, weil es doch nicht wenige Menschen gibt, die in unserem Land auf der Straße leben, also obdachlos sind. Mir lag es am Herzen, einmal darüber zu sprechen."

Und noch tiefer in die Geschichte, doch im Kontext der heutigen Politik, schaut unser Hörer Ulrich Stühmke aus Essen: "In den Nachrichten wurde kurz der bisherige Streit über die Vertreibung der Sudetendeutschen angesprochen. Wie es scheint, vertritt der neue Ministerpräsident von Bayern, Günter Beckstein, eine versöhnlichere Meinung. Tatsächlich nützt es niemanden, wenn ewig auf dem alten Thema herumgeritten wird. Schließlich besteht heutzutage die Möglichkeit, trotz der für manchen schmerzlichen Vergangenheit mit den entsprechenden Erinnerungen, seine früheren Heimatorte wieder aufzusuchen. Selbst habe ich solche Gelegenheiten bereits mehrmals genutzt und meine damalige Heimatstadt in Pommern besucht. Wer hat denn vor Jahren daran geglaubt, dass so etwas jemals wieder möglich sein wird? Und wenn man nach den Ursachen für die jetzige Situation sucht, dann muss man nur ein wenig über die geschichtliche Vergangenheit nachdenken. Nach vorne zu sehen, ist in diesem Fall wohl sehr angebracht. Das muss natürlich für alle Beteiligten gelten."

Einen wirklich ausführlichen und sehr netten Brief hat uns nach einigen Monaten Herr Michael Lindner aus Triptis geschrieben. Es hat mich sehr überrascht und gefreut, als ich gelesen habe, dass er nicht nur zu Hause auf unsere Frequenzen schaltet, sondern sogar auch in seiner Gaststätte gemeinsam mit seinen Stammgästen Radio Prag hört. In seinem Brief wendet sich Michael Lindner auch mit einigen Fragen an uns, die wir nun gerne beantworten und die auch andere Hörerinnen und Hörer hoffentlich interessieren. Also:

Gibt es in der Tschechischen Republik noch Städte beziehungsweise Stadtzentren, die komplett von einer historischen Stadtmauer umgeben sind?

Policka
Das ist keine leichte Frage. Herr Lindner, in etwa 100 Städten Tschechiens findet man bis heute sichtbare Reste der Stadtbefestigung. Bei etwa 20 Städten kann man gar von gut erhaltenen Stadtmauern sprechen. Neun dieser Städte, wie zum Beispiel Policka in Ostböhmen, Nymburk in Mittelböhmen, Litomerice / Leitmeritz in Nordböhmen und Tachov / Tachau im Westen des Landes, haben sich vor ein paar Jahren sogar zu einem Bündnis zusammengeschlossen, um ihre Erfahrungen mit der Pflege der Stadtmauern und mit deren Nutzung zu tauschen sowie ihre Städte gemeinsam zu präsentieren. Möchten Sie mehr über diese Städte erfahren, können Sie auch in unseren alten Sendungen im Internetarchiv nachschlagen, und zwar in der Sendereihe Reiseland Tschechien sowie im Tagesecho vom Jahr 2004. Um Sie aber beim Wort zu nehmen, komplett von einer historischen Mauer umgeben ist beispielsweise Terezin / Theresienstadt, allerdings ist es eine Befestigungsmauer.

Welche Stadt in der Tschechischen Republik hat flächenmäßig die meisten Grünanlagen?

Eine große Überraschung hat auf mich gewartet, als ich nach der Antwort gesucht habe. Die Kohlestadt, die schwarze Stadt, die Industriestadt, das "Stahlherz" des Landes waren Attribute, mit denen man seit dem 19. Jahrhundert diese Stadt charakterisierte. Und welche? Die drittgrößte Stadt Tschechiens, Ostrava / Ostrau. Dennoch, die letzte Kohle wurde dort im Jahr 1994 gefördert und Ostrau ging seitdem eine große Umwandlung durch, so dass es heute angeblich als die grünste Stadt Tschechiens gilt.

Auch die dritte und letzte Frage führt uns in eine der größten Städte Tschechiens. Wie hoch ist eigentlich der größte Kirchturm in der Tschechischen Republik?

Der größte Kirchturm in Tschechien ist 102 Meter und 26 Zentimeter hoch und schmückt die gotische St. Bartholomäuskirche auf dem Hauptplatz der westböhmischen Stadt Plzen / Pilsen. Die Besucher sind dort willkommen, sie können aber natürlich nicht bis zur Spitze hinauf, sondern nur zum Turmumgang in der Höhe von 62 Metern. Vorsicht aber, wer den herrlichen Ausblick genießen will, der sich einem dort oben bietet, muss an die 300 Stufen bewältigen. Und noch eine heiße Aktualität: Seit vergangener Woche zeigt die Pilsner Turmuhr nach einer Reparatur wieder die Zeit an. Eine weitere Überholung der Uhr soll erst in 50 Jahren nötig sein.

Ich hoffe, liebe Hörerinnen und Hörer, Sie schalten auch in 14 Tagen wieder ein. Wenn Sie Fragen, Beschwerden, Wünsche oder Anregungen haben, dann schreiben Sie uns doch an folgende Adresse: Radio Prag, Vinohradska 12, 12099 Praha 2, Tschechische Republik. Oder Sie schicken uns Empfangsberichte, wie wir sie in den letzten zwei Wochen zum Beispiel von folgenden Hörern bekommen haben: Dirk Knitter aus Potsdam, Günter Rawe aus Tübingen, Josef Robl senior aus Maria Alm, Franz Schanza aus Schrems und Rudolf Strischek aus Berlin. Sie können uns natürlich auch eine E-Mail schreiben: [email protected]. Sowohl dieses Hörerforum als auch alle weiteren Beiträge unserer Sendungen können Sie im Internet nachlesen und auch anhören, und zwar unter www.radio.cz.