Der Jazz-Pianist und Komponist Emil Viklicky

Von Jörn Nuber

Einer der bekanntesten Vertreter der tschechischen Jazz-Szene ist der Pianist und Komponist Emil Viklicky. Kritiker nennen seinen Namen schon mal in einem Atemzug mit Keith Jarrett. Jörn Nuber hat sich mit Viklicky getroffen und sagt, was ihn von anderen Musikern unterscheidet.

Die Musik Emil Viklickys ist vielgestaltig, zeichnet sich aber besonders durch ihre Nähe zur mährischen Volksmusik aus. Zu Viklickys bekanntesten Werken gehört die Aufnahme "Pri Dest", was etwa mit "Der Regen regnet", zu übersetzen ist. Zusammen mit der Sängerin Zuzana Lapcikova und anderen Interpreten mährischer Liedkunst, versuchte Viklicky überlieferte Melodien mit moderner Jazzmusik zu kombinieren. Wie aber kommt Viklicky gerade auf das mährische Volkslied?

"Nun, ich komme aus Mähren und so versuche ich meine Wurzeln in Mährischen Volksliedern zu suchen. Das ist vergleichbar mit dem Vorgehen von Komponisten wie Janacek und Bartok, die ihre Quellen in der Volksmusik fanden. Ich erinnere mich gut, wie meine Mutter mir als Kind mährische Volkslieder vorgesungen hat, auf mährisch also, das ein wenig anders ist, als normales Tschechisch. Nun, das ist es, was ich in meine Kompositionen und in mein Spiel einzubringen versuche."

Beide musikalischen Richtungen -Jazz und das mährische Volkslied- sind in gewisser Weise besonders mit der politischen Unabhängigkeit Tschechiens verbunden. Und so entsteht eine originelle und charaktervolle Mischung aus moderner Individualität und Überlieferung. Dabei wird schnell vergessen, dass hinter den leichten Klängen harte Arbeit steht. Viklicky gehört zu den Jazzmusikern, die sich nur wenig auf inspirative Momente verlassen, sondern systematisch üben. Nicht nur sein Spiel ist dadurch perfekt, auch könnte man meinen, seine Kompositionen unterlägen einer bestimmten Systematik. Viklicky erklärt warum:

"Ich habe ein Mathematikstudium beendet, das war 1971, aber ich war nicht gerade scharf darauf, bei den Kommunisten zu arbeiten. Die Mathematik gibt einem eine bestimmte Theorie von Systemen, die sich nicht viel von musikalischen Systemen unterscheiden. Es ist eine Perspektive, und vielleicht denke ich auch unbewusst beim Komponieren in diesen Systemen."

Auftritte in Prager Jazzclubs sind eher die Ausnahme als die Regel für den vielbeschäftigten Mann. Viklicky geht Einladungen aus aller Welt nach und komponiert Film- und Theatermusik. Daneben hat er sich auch außerhalb der Jazzszene einen Namen gemacht: er beschäftigt sich mit zeitgenössischer Musik und gewann mit der Oper "Faidra" den international ausgeschriebenen Musikwettbewerb "Eine neue Oper für Prag".

In einer unseren nächsten Kultursendungen haben Sie Gelegenheit mehr über Viklicky und seine Musik zu erfahren.

Autor: Jörn Nuber
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