Der Kampf gegen ein Atommüll-Endlager in Tschechien wird intensiver
Die Tschechischen Energie-Werke (CEZ) haben sich mit der Errichtung und Inbetriebnahme des südböhmischen Atomkraftwerkes Temelín einen riesigen Energieträger geschaffen, der noch über Jahre Unmengen an Elektroenergie produzieren und an das in- und ausländische Netz abgeben soll. Doch wie es scheint, haben sie dabei zumindest eine Rechnung ohne den Wirt gemacht, und zwar bei jener, die mit der Errichtung eines Endlagers für radioaktiven Müll verbunden ist. Alle bislang für diese Aufgabe ins Kalkül gezogenen Gemeinden machen nämlich Front gegen die ihnen zugedachte Rolle, der mit einem Atommülllager am meisten gemiedene Standort der Nation zu werden. Mittlerweile erhalten sie bei ihrem Aufbegehren auch die Unterstützung der Prager Senatoren. Näheres dazu von Lothar Martin.
"Das Prinzip geht aus einer ähnlichen Richtlinie hervor, wie sie in Frankreich gilt. Dort wurde letzten Endes ein Umkreis von zehn Kilometern festgelegt, in dem eine darin liegende Gemeinde mit der Errichtung eines solchen Lagers einverstanden sein muss. Ist sie es nicht, dann wird weder gebaut noch geplant."
Obwohl der tschechische Staat mit dem Bau eines solchen Lagers erst innerhalb der nächsten 40 Jahre rechnet, leiden die zu diesem Zweck auserkorenen Ortschaften ihren Gemeindevorstehern zufolge bereits heute daran, dass weder Menschen noch Firmen zuziehen bzw. hier investieren wollen. Dies bestätigte dem Tschechischen Rundfunk gegenüber der Gemeindevorsteher der südböhmischen Ortschaft Nadejkov, Zdenek Cerný:
"Aufgrund dieser uns zugedachten Rolle sind wir bereits jetzt benachteiligt, denn in mindestens drei Fällen sind uns potenzielle Investoren abgesprungen, die hier ein Erholungsprojekt errichten wollten. Demnach sind alle Ortschaften, die für das Lager in Betracht kommen - auch wenn es letztlich nur eine betrifft und eine zweite, die als Reserve vorgesehen ist -, schon heute in Mitleidenschaft gezogen durch den Verfall ihrer Immobilienpreise und die Nichtnutzung der Immobilien selbst."
Nach den unzähligen Protesten aus Österreich und Bayern gegen das AKW Temelín wird es nun also immer offensichtlicher, dass den Betreibern des Atommeilers auch im eigenen Land der heiße Tanz eigentlich noch bevorsteht.