Der Kampf gegen ein Atommüll-Endlager in Tschechien wird intensiver

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Die Tschechischen Energie-Werke (CEZ) haben sich mit der Errichtung und Inbetriebnahme des südböhmischen Atomkraftwerkes Temelín einen riesigen Energieträger geschaffen, der noch über Jahre Unmengen an Elektroenergie produzieren und an das in- und ausländische Netz abgeben soll. Doch wie es scheint, haben sie dabei zumindest eine Rechnung ohne den Wirt gemacht, und zwar bei jener, die mit der Errichtung eines Endlagers für radioaktiven Müll verbunden ist. Alle bislang für diese Aufgabe ins Kalkül gezogenen Gemeinden machen nämlich Front gegen die ihnen zugedachte Rolle, der mit einem Atommülllager am meisten gemiedene Standort der Nation zu werden. Mittlerweile erhalten sie bei ihrem Aufbegehren auch die Unterstützung der Prager Senatoren. Näheres dazu von Lothar Martin.

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Insgesamt 76 Gemeindevertretungen aus der gesamten Tschechischen Republik haben sich schriftlich gegen die Errichtung eines Atommülllagers zwischen Chanovice und Pacejov in der südböhmischen Region Klatovy/Klattau ausgesprochen. Am vergangenen Samstag haben in Chanovice zudem 150 Menschen aus allen Ecken des Pilsener Kreises gegen den hier geplanten Bau des Lagers protestiert. Und die Front gegen die unerwünschte Deponie wird von Tag zu Tag größer. Am Dienstag hat zum Beispiel auch eine Gruppe der Prager Senatoren jenen Gemeinden, die sich gegen die in ihrem Umfeld geplante Errichtung eines Atommülllagers zur Wehr setzen, ihre Unterstützung zugesagt. Gegenwärtig bezieht sich ihre Hilfe auf sechs Gemeinden, die als Lagerstandort in Betracht gezogen wurden. Die Unterstützung der Senatoren zielt in die Richtung, es den Gemeinden per Gesetz zu ermöglichen, dass sie gegen ein solches Bauvorhaben bereits in der Vorbereitungsphase ihr Veto einlegen können. Das gesetzliche Prinzip erläutert eine der Autorinnen der Gesetzesnovelle, die unabhängige Senatorin Jitka Seitlová:

"Das Prinzip geht aus einer ähnlichen Richtlinie hervor, wie sie in Frankreich gilt. Dort wurde letzten Endes ein Umkreis von zehn Kilometern festgelegt, in dem eine darin liegende Gemeinde mit der Errichtung eines solchen Lagers einverstanden sein muss. Ist sie es nicht, dann wird weder gebaut noch geplant."

Obwohl der tschechische Staat mit dem Bau eines solchen Lagers erst innerhalb der nächsten 40 Jahre rechnet, leiden die zu diesem Zweck auserkorenen Ortschaften ihren Gemeindevorstehern zufolge bereits heute daran, dass weder Menschen noch Firmen zuziehen bzw. hier investieren wollen. Dies bestätigte dem Tschechischen Rundfunk gegenüber der Gemeindevorsteher der südböhmischen Ortschaft Nadejkov, Zdenek Cerný:

"Aufgrund dieser uns zugedachten Rolle sind wir bereits jetzt benachteiligt, denn in mindestens drei Fällen sind uns potenzielle Investoren abgesprungen, die hier ein Erholungsprojekt errichten wollten. Demnach sind alle Ortschaften, die für das Lager in Betracht kommen - auch wenn es letztlich nur eine betrifft und eine zweite, die als Reserve vorgesehen ist -, schon heute in Mitleidenschaft gezogen durch den Verfall ihrer Immobilienpreise und die Nichtnutzung der Immobilien selbst."

Nach den unzähligen Protesten aus Österreich und Bayern gegen das AKW Temelín wird es nun also immer offensichtlicher, dass den Betreibern des Atommeilers auch im eigenen Land der heiße Tanz eigentlich noch bevorsteht.