Der Rücktritt des Oberbürgermeisters Jan Kasl
Der Rücktritt des Oberbürgermeisters Jan Kasl hat erwartungsgemäß heftige Reaktionen hervorgerufen.
so Vaclav Klaus, dessen Partei Kasl auch gleichzeitig verlässt. Im Zusammenhang mit dem Zeitpunkt könne es sich um nichts anderes, als um einen politischen Affront handeln. Klaus sowie weitere Parteimitglieder der Bürgerdemokraten beschuldigen Jan Kasl der Kontakte mit der Prager Burg und ihr nahestehenden Personen. Dies betrachtet Kasl als irreführend: Immer, wenn jemand etwas nicht verstehen kann, kommt er mit Theorien über die Burgverschwörung, mit Geistern und solchen Sachen. Kasl sagt, dass er gerade wegen der Prager ODS-Führung zurückgetreten sei. Gegen diese Menschen kämpfe ich, um die Politik als einen Dienst an den Bürgern durchzusetzen und nicht als ein Mittel zum Sichern eigener Posten, sagte Kasl. Während die ODS-Mitglieder Kasl als Verräter bezeichnen, meinen die Meinungsforschungsexperten, dass dieser Schritt einen Einfluss auf die Wahlen haben wird, dass es auf die Uneinigkeiten in der Partei hinweist und es einen Rückgang von Wählern bedeuten könnte.
Auch die meisten Kommentaren der tschechischen Presse widmen sich Kasl´s Rücktritt. Der Kommentator der Lidove Noviny sieht in Kasl eine schwache Person, die keine Kraft mehr hatte, innerhalb der Partei zu kämpfen und selber am meisten verloren hat. Die Tageszeitung "Mlada Fronta dnes" bringt gleich vier Kommentare. Für Kommentator Pecinka ist Kasl jemand, der gesehen hat, dass er in den nächsten Wahlen keinen Spitzenplatz einnehmen wird und aus Prostest sowohl vom Posten zurück- als auch und aus der Partei ausgetreten ist. Martin Schmarz wiederum beleuchtet zwei Seiten dieser Causa - für ODS Mitglieder sei er ein Faulenzer und Verräter, für Außenstehende ein arbeitsamer und aufrichtiger Mensch. Schmarz zufolge verlies er die ODS Reihen nicht weil er der Schwächste war, sondern weil er für die anderen eine zu große Konkurrenz darstellt.